Smartwatches: Ein Überblick über die Armbandcomputer

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Pearl Smartwatch

Bereits vor gut zehn Jahren kam Microsoft auf die Idee, Armbanduhren mehr Informationen darstellen zu lassen, als lediglich das Datum und die Uhrzeit. Mittels der sogenannten Smart Personal Objects Technology (SPOT) wurden persönlich präferierte Daten wie Wettervorhersagen oder Chatnachrichten auf Radiowellen moduliert und an das Chronometer des Nutzers gesendet. Hergestellt wurden die “historischen Smartwatches” von namhaften Uhrenfirmen wie Fossil oder Swatch. Dem Projekt war jedoch kein großer Erfolg beschieden, 2008 wurde es eingestampft.

Im Segment der modernen Computeruhren gilt dagegen Sony als Pionier. Denn der japanische Elektronikkonzern vertreibt mit dem schlicht als SmartWatch 2 (SW 2) titulierten Gerät seit September bereits die zweite Auflage seines Handgelenk-Computers.

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Die smarte Armbanduhr von Sony ist seit September bereits in der zweiten Auflage erhältlich (Bild: CNET).

Die spritzwassergeschützte Sony SW 2 erhält ihre Informationen zwar nicht mehr über Radiosignale, muss aber dennoch auf Funktechnik zurückgreifen, um überhaupt smart sein zu können. So ist eine erstmalige, NFC-basierte Kopplung an ein Smartphone vonnöten, damit der Nutzer in der Lage ist, über den LCD-Touchscreen des Chronografen Anrufe entgegen zu nehmen, SMS und E-Mails zu empfangen oder die vorinstallierten Apps zu nutzen.

Eine kontinuierliche drahtlose Verbindung zum Mobiltelefon ist dann auch über Bluetooth möglich. Geht der Akku nach drei bis vier Tagen Laufzeit zur Neige, kann die Uhr wie herkömmliche Handys über einen Micro-USB-Port geladen werden. Der Zeitmesser kostet 199 Euro und versteht sich mit Android-Smartphones, die Googles Mobile OS ab Version 4.0 verwenden.

Samsung Galaxy Gear

Nicht ganz so kompatibel präsentiert sich die ebenfalls Smartphone-abhängige Samsung Galaxy Gear. Die Paarung via Bluetooth kann – wie die Modellbezeichnung bereits vermuten lässt – nur mit einem Galaxy-Telefon- oder Tablet stattfinden. Zudem braucht es für eine erfolgreiche Anbindung an ein weiteres Galaxy-Gerät mindestens Android 4.3.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, fungiert das Chronometer als Zweitbildschirm beziehungsweise als Smartphone-Fernsteuerung. Beispielsweise kann der Nutzer dann per AMOLED-Touchscreen den MP3-Player bedienen oder bei vorhandenem Headset auch Anrufe tätigen.

Ist der interne Stromspeicher, der bis zu 25 Stunden durchhält aufgebraucht, kann er sich via Micro-USB-Anschluss oder auch per Ladestation regenerieren. Die auf der diesjährigen IFA vorgestellte Galaxy Gear kostet mit 299 Euro zwar 100 Euro mehr als die Sony-Konkurrenz, bringt dafür aber auch eine ins Armband integrierte 1,9-Megapixel-Kamera mit. Samsung hat seine Smartwatch weltweit bereits 800.000 Mal abgesetzt, womit die Koreaner – eigenen Angaben zufolge – die derzeit meistverkaufte smarte Uhr herstellen.

Pebble Watch

Doch nicht nur Branchengrößen wie Sony und Samsung sind erfolgreich auf dem jungen Smartwatch-Markt. Das Unternehmen Pebble Technology, das die fast gleichnamige Armbanduhr Pebble vertreibt, ist ein Beleg dafür. Der Computer-Chronograf sorgte im Mai 2012 auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter für Furore und wurde schließlich mit Erfolg schwarmfinanziert.

Smartwatch Pebble
Die schwarmfinanzierte Pebble-Smartwatch versteht sich auch mit dem iPhone (Bild: CNET).

Im Gegensatz zu den anderen smarten Zeitmessern kann Pebble nicht nur mit Android-Smartphones ab Version 2.3 kommunizieren, sondern auch mit iPhones. Das ist jedoch nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal der wasserdichten Pebble-Uhr. Sie verfügt nämlich über ein E-Paper-Display, das zwar nur monochrome Farbdarstellungen erlaubt, dafür aber bei jeglichen Lichtverhältnissen gut ablesbar bleibt. Darüber hinaus hat das Elektronische Papier auch den Vorteil, wenig Energie zu benötigen, wodurch der eingebaute Akku laut Hersteller bis zu sieben Tage durchhält.

Nach dem letzten Stand der Dinge kann Pebble immer noch nicht direkt nach Deutschland importiert werden, da es Probleme mit dem Deutschen Zoll gab. Über ein EU-Drittland – etwa die Niederlanden – ist die Crowdfunding-Uhr allerdings zu bekommen. Bei Amazon ist sie derzeit für 269 Euro erhältlich.

Qualcomm Toq

Auch der Chiphersteller Qualcomm hat nun eine Smartwatch herausgebracht. Ähnlich wie Pebble besitzt die Toq genannt Uhr einen dauerhaft ablesbaren Touchscreen. Dieser ist jedoch nicht E-Paper-basiert, sondern fußt auf der von Qualcomm entwickelten Mirasol-Technik. Darüber hinaus reflektiert das Display nur das einfallende Umgebungslicht, wodurch der Armbandcomputer zudem Strom spart. So ist Toq für einen Dauerbetrieb von drei bis fünf Tagen gerüstet. Geht dem Akku der Saft aus, kann er drahtlos aufgeladen werden. Ihre Firmware-Updates erhält die Uhr ebenso kabellos.

Das intelligente Chronometer ist ab Version 4.0.3 zu Android kompatibel, was man aktuell jedoch nur in den USA testen kann. Dort ist Toq seit dem 2. Dezember für rund 350 Dollar zu haben. Wann die Qualcomm-Smartwatch nach Deutschland kommt, ist noch nicht bekannt.

Autarke Uhren mit Telefoniefunktion

Alle bisher vorgestellten Smartwatches sind nicht so smart, dass sie ein Eigenleben führen können – sie sind stets von einem Handy abhängig und dienen als dessen Zubehör. Es gibt mittlerweile jedoch auch Computeruhren, die nicht nur über einen Bluetooth-Chip zur Kopplung an ein Smartphone verfügen, sondern auch über Mobilfunkprozessoren. Mit ihnen ist es sogar möglich, zu telefonieren.

Simvalley Mobile AW-414.Go

Die Simvalley Mobile AW-414.Go, die bei Pearl derzeit für 199 Euro verkauft wird, ist so eine Smartwatch. Denn dem tragbaren Android-4.2.2-Computer stehen UMTS und Quadband-GSM zur Verfügung. Selbst Surfen und Navigieren ist direkt von der intelligenten Armanduhr aus möglich, da sie auch WLAN- und GPS-Funktionalität integriert hat.

Simvalley Mobile AW-414.Go
Die Simvalley Mobile AW-414.Go verfügt über UMTS- und GSM-Chip zum Telefonieren (Bild: Pearl).

iconBit Callisto 100

Ist die Simvalley Mobile AW-414.Go bereits ausverkauft, kann ab dem 9. Dezember alternativ auch auf die Callisto 100 von iconBit zurückgegriffen werden. Diese ist im Prinzip baugleich mit der von Pearl angebotenen Smartwatch und besitzt daher dieselben Ausstattungsmerkmale.

Der Akku hält beispielsweise ebenfalls 75 Stunden im Standby-Betrieb durch. Auch die integrierte Kamera löst – wie bei der Pearl-Uhr – mit 3 Megapixeln auf. Der aus dem Smartphone bekannte Beschleunigungssensor ist hier ebenso enthalten. Selbst der Preis ist mit 199 Euro identisch. Einziger Unterschied: In der Callisto 100 ist noch ein UKW-Radio verbaut.

Omate TrueSmart

Die wasserfeste TrueSmart, die ab dem 15. Dezember über den Online-Shop des Herstellers Omate vertrieben wird, ist in puncto Features ebenfalls mit den beiden anderen “Handgelenk-Smartphones” vergleichbar.

Die wie Pebble Kickstarter-finanzierte Computeruhr verfügt über GSM, UMTS, Bluetooth, GPS und einen Beschleunigungssensor. Neben WLAN 802.11b und 802.11g wird auch 802.11n unterstützt. Zudem kommt die TrueSmart mit Mikrofon und Lautsprecher.

Darüber hinaus löst die verbaute Kamera mit 5 Megapixeln höher auf. Der Akku hält im Standby-Modus mit bis zu 100 Stunden 25 Stunden länger. Die Basis-Version der TrueSmart kostet mit rund 250 Euro entsprechend mehr. Gegen einen Aufpreis von nochmals etwa 50 Euro erhält man zusätzlichen RAM und internen Speicher.

Smartwatch-Gerüchteküche

In naher Zukunft – womöglich schon zur CES Anfang Januar in Las Vegas – dürfte die Auswahl an Smartwatches noch größer werden. Bereits seit längerem gibt es Gerüchte, dass Apple eine eigene iWatch entwickelt. Von Nokia hört man, dass eine Computeruhr mit berührungsempfindlichem Armband und mehreren Displays in Planung ist. Aus Samsung-Kreisen hieß es noch vor dem offiziellen Marktstart der ersten Galaxy Gear, dass bereits ein Nachfolger in Arbeit sei.

Smartwatch-Gerüchteküche gibt es zudem bei Microsoft und Google. Weitere Kandidaten, die eine intelligente Armbanduhr auf den Markt bringen könnten, sind die asiatischen Handyhersteller HTC und ZTE. Die folgende Galerie gibt einen Überblick über die Smartwatch-Vielfalt. Darunter befindet sich auch eine Computeruhr fürs Auto und eine, mit der man sprechen kann.

Marktüberblick Smartwatches

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Marktüberblick Smartwatches
Die Vorläufer der heutigen Smartwatches waren die sogenannten SPOT-Uhren (Smart Personal Objects Technology). Dabei handelte es sich um eine von Microsoft entwickelte Technologie, die über Radiowellen Informationen wie Wettermeldungen auf das Display übertrug (Bild: Wikimedia Commons).

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