Betriebssysteme: Manchmal ist sieben mehr als acht

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Windows 8 will seinen Anwendern auf PCs, Tablets und Smartphones durch eine plattformübergreifend vereinheitlichte Benutzeroberfläche die Arbeit erleichtern. Diese so genannte “Windows 8 User Experience” mag Privatanwendern durchaus attraktiv erscheinen. Für Unternehmen spricht hingegen zum heutigen Zeitpunkt noch vieles dagegen – und vieles für Windows 7.

Sebastian Weber, der Autor dieses Expertenkommentars zu Windows 8 in Firmen für ITespresso, ist Product Manager ACMP beim IT-Dienstleister Aagon (Bild: Aagon).

Zunächst ist Windows 7 – nach dem vorangegangenen Windows-Vista-Debakel – in den letzten drei Jahren zu einer stabilen, skalierbaren und bewährten Plattform für Unternehmensanwendungen herangereift. Windows 7 verfügt zudem über eine vertraute Benutzeroberfläche, unter der sich auch Windows-XP-Nutzer schnell zurechtfinden.

Bei Windows 8 hingegen hat Microsoft mit viel Vertrautem gebrochen. So auch mit dem klassischen Startmenü. Und genau dies wird vielen Benutzern – und dazu gehören auch langjährige Poweruser – bei einem Umstieg einige Schwierigkeiten bereiten.

Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie neben der Beschaffung von neuen Lizenzen auch in Schulungen ihrer Mitarbeiter investieren müssen. Doch solchen Investitionen muss ein Mehrwert entgegenstehen, der diese rechtfertigt. Und dieser Mehrwert ist bei Windows 8 zumindest heute nicht ersichtlich.

So mag es für Privatanwender zwar durchaus lustig sein, auch am PC zwischen Anwendungen mit dem Finger hin und her zu blättern. Doch Unternehmen bringt dies erst einmal nichts – außer weiteren Kosten für entsprechend ausgestattete Eingabegeräte. Die Speicherbegrenzungen von Windows XP hat bereits Windows 7 mit seiner 64-Bit-Version erfolgreich aufgehoben, so dass der neueste Windows-Sprössling auch hier keine Verbesserungen mit sich bringt.

Administratoren werden dafür über das neue, benutzerbezogene Lizenzmodell von Windows-8-Apps stöhnen. Denn dieses bedeutet einerseits eine weitere Verkomplizierung des Lizenzmanagements, andererseits lassen sich Windows-8-Apps auch nicht mehr über die Systemsteuerung deinstallieren, was wiederum neue Administrationsprozesse erfordert. Und schließlich spricht zumindest in der Anfangszeit auch eine mangelhafte Verfügbarkeit von Treibern derzeit gegen eine Windows-8-Migration für Unternehmen.

Fazit

Vor einem ersten Service-Pack von Windows 8 wird sowieso kaum ein professioneller Anwender ernsthaft eine Migration auf das neue Betriebssystem angehen. Und womöglich hat Microsoft bis dahin mit seinen Unternehmenskunden sogar ein Einsehen und bietet zumindest optional wieder den klassischen Desktop inklusive Startmenü an. Falls nicht, gibt es Stand heute für Unternehmen keinen echten Grund für eine Migration auf Windows 8.

Und wer weiß, vielleicht bleibt Microsoft auch seiner “Tradition” treu und bringt schon bald einen Windows-8-Nachfolger auf den Markt, der vor allem die Unzulänglichkeiten der aktuellen Version behebt – und dann auch wieder für den Firmeneinsatz interessant ist.

Der Autor
Sebastian Weber, ist Product Manager ACMP bei Aagon. Das Unternehmen ist Softwarehersteller und Dienstleister mit Schwerpunkt auf den Bereichen Client Management Services und Security Management Services.

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