Sony-Chef: Smartphone-Ära neigt sich dem Ende entgegen
Kazuo Hirai ist überzeugt, dass die Branche an einem ähnlichen Scheidepunkt steht wie vor zehn Jahren beim Übergang von “normalen Handys” zu Smartphones. Der Manager vermisst “wesentliche Innovationssprünge”. Allerdings weiß er auch noch nicht, welches tragbare Gerät letzendlich wirklich eine revolutionäre Veränderung bringen wird.
Bei Sony ist man der Ansicht, dass die Ära der Smartphones sich dem Ende zuneigt. Das hat Kazuo Hirai, Präsident und CEO des japanischen Konzerns, jetzt in einem Interview gegenüber der “Welt am Sonntag” gesagt. Demnach ist er überzeugt, dass die Branche aktuell an einem Scheidepunkt steht, wie es ihn vor zehn Jahren beim Übergang von “normalen Handys” zu Smartphones schon einmal gegeben habe.
“Auch heute sehen wir bei Smartphones keine wesentlichen Innovationssprünge mehr”, so Kazuo Hirai gegenüber der Zeitung. Daher frage sich die Branche derzeit, was das nächste dominante Kommunikationsgerät sein werde. Allerdings kenne derzeit niemand die Antwort auf diese Frage. Obwohl viele Hersteller – mit unterschiedlichem Erfolg – mit tragbarer Elektronik experimentierten, habe man Hirai zufolge noch nichts gesehen, was tatsächlich eine revolutionäre Veränderung bringe.
Des Weiteren lehre die Erfahrung, dass eine Produktkategorie, die heute den Markt dominiere, nicht für immer bleibe. “Wir überlegen bei Sony ständig, was nach dem Smartphone kommt. Doch niemand hat eine Antwort darauf”, führte Hirai in dem Interview weiter aus.
Für Sony kann es eigentlich nur besser werden. Es kommt bei Smartphones weltweit lediglich auf einen Anteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Den Marktforschern von TrendForce zufolge rangierte Sony 2014 noch mit 3,8 Prozent auf Rang 8, rutschte 2015 aber deutlich ab. Es gehört nun – hinter chinesischen Firmen wie TCL, Oppo und ZTE zu den “Anderen”, die insgesamt auf einen Anteil von 18,8 Prozent kommen. ZTE, 2015 laut TrendForce Nummer zehn im Markt, erreichte einen Anteil von 3,1 Prozent.
Außerdem befindet sich das Unternehmen derzeit – ebenso wie andere japanische IT- und Elektronikkonzerne – in einer Umstrukturierungsphase, die laut Hirai vor zwei Jahren begann und auch die Smartphone-Sparte umfasst. Der Umbau soll Ende März abgeschlossen sein. Bei japanischen Firmen beginnt das Geschäftsjahr traditionell am 1. April
Dennoch wolle man nicht auf die Marktanteile schauen und einfach die Zahl der Smartphone-Modelle erhöhen oder schlicht günstige Geräte auf den Markt werfen. “Der ständige Blick auf Marktanteile hat uns in der Vergangenheit in finanzielle Schwierigkeiten gebracht”, erklärt der Sony-Chef. Stattdessen sei man nun darauf bedacht, ein anhaltend profitables Geschäft aufrecht zu erhalten.
Zum Mobile World Congress (MWC) in Barcelona hatte Sony die Smartphone-Reihe Xperia X angekündigt. Sie umfasst das Oberklassemodell Xperia X und das Mittelklassegerät Xperia XA. Außerdem gehört das High-End-Modell Xperia X Performance dazu, dieses wird aber in Deutschland zunächst nicht angeboten. Die Reihe Xperia X löst ab Mai die aktuelle Z-Serie ab. Das Xperia X soll dann etwa 600 Euro kosten, das das Xperia XA rund 300 Euro.
Die Sony-Neuvorstellungen besitzen ein 5 Zoll großes LC-Display, das bei den höherwertigen Modellen eine Full-HD-Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkten bietet, beim Xperia XA dagegen lediglich von 1280 mal 720 Pixeln. Als Betriebssystem dient Android 6.0, das Sony um seine Benutzeroberfläche ergänzt.
Besonderheit der Varianten X und X Performance ist die 23-Megapixel-Hauptkamera mit 1/2,3-Zoll-Sensor, f/2.0-Blende und “prädikativem Autofokus”. Er errechnet anhand von Objektivbewegungen den zu fokussierenden Bildbereich und soll so zum Beispiel schärfere Serienaufnahmen ermöglichen. Die ebenfalls überarbeitete Kamera in der Vorderseite arbeitet mit einem 1/3 Zoll großen 13-Megapixel-Sensor und einem 22-Millimeter-Weitwinkelobjektiv mit f/2.0-Blende. In der Rückseite des Xperia XA verbaut Sony eine 13-Megapixel-Kamera und ein 8-Megapixel-Modell mit 88-Grad-Weitwinkel in der Vorderseite.