Magento Enterprise Edition: erfolgreich im B2B-Commerce?

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Magento Enterprise Edition (Bild Magento)

Magento gehört mit seinem Shop-System mittlerweile zu den führenden Playern im E-Commerce und ist nicht mehr nur auf kleine und mittlere Shops beschränkt. Nach eigenen Angaben brachte es die E-Commerce-Plattform 2013 weltweit auf mehr als 150.000 Installationen. Funktionalität, Kosten, ein modulares Konzept und hohe Flexibilität sind für viele Onlinehändler im B2C-Geschäft überzeugende Argumente. Für professionelle Projekte bietet gerade die Enterprise Edition eine gute Basis. Aber eignet sie sich auch für die Anforderungen im B2B-E-Commerce?

B2C gleich B2B?

Daniel Hölzer (Bild: Privat)
Daniel Hölzer, der Autor dieses Expertenbeitrags für ITespresso, ist Gründer und Managing Partner der E-Commerce-Agentur netz98.

Um die Frage zu beantworten, gilt es als erstes, die Unterschiede zwischen beiden Bereichen deutlich zu machen. Trotz aller Ähnlichkeit hinsichtlich der Erwartungen an Verfügbarkeit, Stabilität, Nutzerfreundlichkeit sowie Service ist der B2B-E-Commerce wesentlich anspruchsvoller als der Onlinehandel mit Endverbrauchern. Im Consumer-Einzelhandel ist der Onlineshop für viele Branchen der wichtigste und immer öfter auch der einzige Vertriebskanal. Im Regelfall hat sich für den Onlinehandel eine eigene, dedizierte IT-Infrastruktur herausgebildet – meistens wurde sie speziell dafür geschaffen.

Anders bei B2B-Unternehmen: Hier muss der Shop auf eine bestehende Systemlandschaft rund um ein Warenwirtschaftssystem (ERP) und dessen ergänzende Komponenten (weitere Datenquellen wie Product Information Management-, Customer Relation Management- oder Content Management-Systeme) aufsetzen, die alle fest in den etablierten Unternehmensprozessen verankert sind.

Was erwarten die Kunden?

Zusätzlich unterscheiden sich die Erwartungen der Zielgruppen. Im B2B-Geschäft ist die Anzahl der Kunden und Interessenten für ein Produkt oder eine Dienstleistung meist wesentlich geringer als bei B2C. Gleichzeitig ist es für diesen exklusiveren Kreis besonders wichtig, diese Leistungen passgenau zusammenstellen und definieren zu können.

Der mit Magento umgesetzte Webshop des Bürobedarfsanbieters Axro (Screenshot: Daniel Hölzer).
Der mit Magento umgesetzte Webshop des Bürobedarfsanbieters Axro (Screenshot: Daniel Hölzer).

Weitere Unterschiede ergeben sich bei den Bestell- und Bezahlprozessen: Da Unternehmen in der Regel immer wieder dieselben Produkte in ähnlicher Stückzahl mit denselben Rechnungsdaten bestellen, können Bestell-, Checkout- und Bezahl-Funktionen wesentlich schlanker gestaltet sein. Die Preis- und Versandkonditionen wiederrum variieren von Kunde zu Kunde. Schließlich sind Verfügbarkeit, Skalierbarkeit, Leistung und eine hohe Sicherheit für Unternehmen im B2B-Umfeld noch kritischer als im Endverbrauchergeschäft.

Usability und Sicherheit

Durch seine ursprünglich starke Fokussierung auf den Consumer-Bereich verfügt Magento über eine Vielzahl praxiserprobter, nutzerfreundlicher und einfach zu kombinierender Funktionen für Frontend, Navigation, Seitenaufbau, Produktsuche und -präsentation, Warenkorb und Checkout. Shop-Betreiber können so unkompliziert und kosteneffizient ein an ihren Bedürfnissen ausgerichtetes Leistungspaket schnüren lassen.

Die Magento Enterprise Edition erfüllt die Payment Card Industry Data Security Standards (PCI-DSS) und die Payment Application Data Security Standards (PA-DSS) Sicherheitsstandards. Sie beziehen sich zwar in erster Linie auf höchstmögliche Sicherheit bei der Transaktion und Verarbeitung von Kreditkartendaten, aber ihre Umsetzung bedeutet auch für die gesamte E-Commerce-Plattform einen deutlichen Sicherheitsgewinn. Magento Enterprise bietet damit generell die Verschlüsselung personenbezogener Daten und reduziert Datenzugriffe auf ein notwendiges Minimum.

Verfügbarkeit

Mit Magento Enterprise Edition sind unkomplizierte und äußerst stabile Shop-Architekturen möglich. Im Idealfall besteht die Basiskonfiguration aus zwei Frontend-Servern hinter einem Load-Balancer, die auf einen Datenbank-Cluster im Master-Slave Konstrukt zugreifen. Diese redundante Architektur garantiert hohe Verfügbarkeit.

Dadurch, dass die Datenbankserver in einer Master/Slave-Konfiguration betrieben werden, wird eine Trennung von Lese- und Schreibzugriffen möglich. So steht immer eine Live-Kopie des Datenbankservers zur Verfügung, und die Last wird besser verteilt.

Die Trennung von Frontend- und Datenbank-Servern reduziert zudem die Angriffsfläche aus dem Web, weil die Informationen in der Datenbank von außen nicht zugänglich sind. Das ist insbesondere für B2B-Unternehmen deren Kunden auf Vertraulichkeit Wert legen, ein wichtiges Kriterium. Außerdem kommen Magento-Plattformen auch ohne Java aus und sind somit tendenziell weniger anfällig beziehungsweise stabiler.

Der auf der Magento Enterprise Edition basierende Webshop des Verpackungssanbieters Medewo (Screenshot: Daniel Hölzer).
Der auf der Magento Enterprise Edition basierende Webshop des Verpackungssanbieters Medewo (Screenshot: Daniel Hölzer).

Skalierbarkeit und Leistung

Solche Architekturen sind verhältnismäßig günstig im Betrieb und lassen sich zudem leicht skalieren. Steigt etwa der Traffic auf der Shop-Seite, und damit die Last für die Webserver stärker als für die Datenbankserver, kann ein weiterer Webserver zugeschaltet werden. Diese Flexibilität wird durch zahlreiche Extensions gesteigert, mit denen Shop-Betreiber den Leistungs- und Funktionsumfang ihres Shops durch Anbinden neuer Module je nach Bedarf skalieren können.

Magento kann dank Intelligenter Caching-Mechanismen auch mit vergleichsweise geringen Hardwareressourcen eine hohe Performance liefern. Die statischen Inhalte einer Website, etwa Produktinformationen und Bilder, werden als Full Page Cache abgelegt. So lassen sich ganze Kategorie- oder Produktseiten einfach vorhalten, wodurch die Last der Webserver sinkt und damit auch die Zugriffszeiten.

Änderungen an diesen statischen Inhalten werden aktiv an das Cache-System weitergegeben und stehen damit nach jeder Aktualisierung sofort im Frontend bereit. Das garantiert einen schnellen Seitenaufbau auch bei hohem Traffic.

In-Memory-Computing bei der Magento Enterprise Edition

Seit der Version 1.13 unterstützt Magento Enterprise auch einen Redis Backend-Cache zur Entlastung des Frontends. Redis ist eine In-Memory-Datenbank auf NoSQL-Basis, was eine extrem schnelle Auslieferung von User-Session-Inhalten erlaubt. Dank der NoSQL-Datenbanktechnologie und eines verbesserten Indizierungsprozesses ist mit Magento Enterprise 1.13 auch die Bereitstellung und Pflege von mehreren Millionen Produktdaten ohne Performanceeinbußen möglich.

Modularität und Schnittstellen

Im Geschäftskundenbereich spielen individuelle Konditionen eine herausragende Rolle. Das betrifft etwa Mindestbestellwerte, Frachtzuschläge, Lieferarten, Wartezeiten und Rabatte – auch können ganze Sortimentsbereiche gesperrt sein, wenn ein Kunde nicht über die notwendigen Berechtigungen verfügt. Neben solchen kunden- oder lieferantenindividuellen Daten müssen Shop-Systeme aber auch rein produktbezogene Informationen abbilden können: zum Beispiel Konstruktionsvarianten, Produktspezifikationen und -abhängigkeiten, aber auch Warenstandanzeigen oder Verpackungsgrößen.

All diese Daten sind im Backend hinterlegt. Magento bietet hier für alle gängigen CRM-, ERP- und WaWi-Systeme Schnittstellen an, die zudem permanent weiterentwickelt werden und gut dokumentiert sind. Von Haus aus ist Magento außerdem mandantenfähig, mehrsprachig und kann kundenindividuelle Preislogiken abbilden. Durch den modularen Aufbau lassen sich Magento-Plattformen zudem schnell, günstig und passgenau einbinden.

Multistore-Konzepte

Als weitere Besonderheit von Magento Enterprise sind bereits mit den oben beschriebenen Server-Architekturen Multistore-Konzepte realisierbar. Über eine zentrale Plattform können Unternehmen so beispielsweise 20 völlig unterschiedliche Kunden, in 20 unterschiedlichen Sprachen, mit 20 unterschiedlichen Shop-Oberflächen gezielt mit individuellen Konditionen, Lieferzeiten und Angeboten betreuen. Genauso lässt sich von einer gemeinsamen Soft- und Hardwarebasis aus ein breites, diversifiziertes Produktportfolio sauber getrennt über unterschiedliche Shops vertreiben. Der Administrationsaufwand ist kaum größer als bei einem einzelnen Shop.

Daniel Hölzer (Bild: Privat)

Der Autor: Daniel Hölzer ist Gründer und Managing Partner der E-Commerce-Agentur netz98. Er verantwortet die Bereiche Sales und Marketing. Darüber hinaus betreut und berät er E-Commerce-Interessenten. Seine Fachgebiete sind strategische sowie technische E-Commerce-Beratung, Realisierung von Magento-Shop-Systemen und Qualitätssicherung. Zu diesen Themen bloggt er auch regelmäßig auf www.regalsprecher.de.

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