Neue Unterlagen weisen doch auf Verstrickung von Webfirmen in PRISM hin

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Die Washington Post hat weitere Folien aus Präsentationen über PRISM veröffentlicht. Sie decken weitere Details über das Abhörprogramm der National Security Agency (NSA) auf und liefern Informationen zu dessen Funktionsweise. Sie scheinen zu bestätigen, dass sowohl NSA als auch FBI die Möglichkeit haben, E-Mails und andere Inhalte unmittelbar mitzulesen.

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Eine jetzt von der Washington Post veröffentlichte Folie aus einer Präsentation der NSA zeigt angeblich, seit wann PRISM Daten von Webfirmen erhält.

Die Folien legen darüber hinaus die Vermutung nahe, dass Firmen wie Apple, Google, Microsoft und Yahoo entgegen ihrer Beteuerungen doch in gewissem Umfang an dem Abhörprogramm beteiligt sind. PRISM nutze “Regierungsausrüstung auf den Betriebsgrundstücken privater Firmen, um passende Information von teilnehmenden Unternehmen wie etwa Microsoft und Yahoo zu erhalten und für eine weitere Prüfung an die NSA weiterzuleiten”, heißt es in dem Bericht der Washington Post. Ob es sich wirklich um die fraglichen Konzerne handelt oder ob die NSA ihre Geräte beispielsweise bei deren Netzwerkanbietern installiert hat, geht aus den Unterlagen nicht hervor.

Eine weitere Folie zeigt, wie Daten durch eine “Abhörabteilung” des FBI eingesammelt werden, die sich ebenfalls bei den beteiligten Firmen befinden soll. Die Daten würden von dort an “Kunden” bei der NSA, FBI und CIA weitergeleitet. Je nach Datenlieferant erhalte die NSA sogar eine “Live-Benachrichtigung, wenn sich ein Ziel einloggt oder eine E-Mail verschickt”. Gleiches gelte für Telefonate, Text- und Sprachnachrichten.

Die jetzt veröffentlichen Dokumente legen laut Washington Post auch offen, seit wann sich die jeweiligen Firmen an dem Abhörprogramm beteiligen. Microsoft soll demnach bereits seit September 2007 Daten liefern. Seit März 2008 erhält PRISM auch Informationen von Yahoo und seit Januar 2009 von Google. Apple liefert angeblich seit Oktober 2012 Daten.

Einer weiteren Folie zufolge gibt es 117.675 in der PRISM-Datenbank “aktive Überwachungsziele”. Die werden von Analysten der NSA ausgesucht und zur Genehmigung einem Vorgesetzten vorgelegt. Der prüfe gemäß Absatz 702 des Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA), ob ein Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 51 Prozent kein US-Bürger sei. Danach filterten mehrere Systeme möglichst viele Daten von US-Bürgern heraus, bevor die gesammelten Informationen in separaten Datenbanken für Sprachnachrichten, Videos oder Telefondaten gespeichert würden.

Am Wochenende bereichtete die britische Zeitung Guardian zudem, dass weitere Geheimunterlagen bestätigen, dass die US-Geheimdienste auch Botschaften der Europäischen Union sowie mehrerer Mitgliedstaaten abgehört haben. Unter anderem sollen die Geheimdienste Wanzen in Kommunikationseinrichtungen wie Faxgeräten eingebaut haben, um diplomatischen Schriftverkehr abzufangen.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]

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