Wenig Überraschungen: Apple stellt iOS 7 vor
Apple hat zu Beginn seiner Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco iOS 7 vorgestellt. Die Version 7 des Mobilbetriebssystems war mit Spannung erwartet worden, ist es doch die erste nachdem der langjährige Software-Chef Scott Forstall das Unternehmen im Oktober 2012 verlassen hat und die von Apple-Design-Chef Jonathan Ive wesentlich mitbestimmt wurde. Verfügbar sein soll sie im Herbst zusammen mit der neuen iPhone-Generation.
Ive hat sich allerdings radikale Änderungen am Design verkniffen – schließlich gilt es, die bestehende Kundschaft, die sich jahrelang an die bisherige Anmutung gewöhnt hat, nicht zu vergraulen. Dem trägt man auch dadurch Rechnung dass iOS 7 auch auf älteren Geräten laufen wird, bis zurück zum iPhone 4, dem iPad 2 sowie dem iPad mini und dem iPod Touch der fünften Generation.
Geändert haben sich die Icons auf dem Homescreen: Sie sind einfacher und flacher geworden und auch die Schrift ist durchgehend dünner. Wie vorab vermutet, spielen Schwarz und Weiß beim Design des neuen Mobilbetriebssystems eine große Rolle – allerdings nicht wie geunkt die einzige, es ist immer noch genug Farbe im Spiel.
Um die Bedienung zu erleichtern, verfolgt iOS7 die Bewegungen der Hand, kennt den Winkel, in dem sie zum Display gehalten wird und kann diesen berücksichtigen. Tiefe, die an 3D-Darstellungen erinnert, bekommt die Oberfläche dadurch, dass der Hintergrund statisch bleibt, während die Symbole hervorzustehen scheinen.
Das Control Center erreichen Nutzer nun durch eine Wischgeste von unten. Sie können dann die Einstellungen, die Helligkeit, Apps und die Funkeinstellungen für WLAN und Bluetooth, anpassen.
Vereinfacht und an das neue Gesamtdesign angepasst wurde auch die Benutzeroberfläche von Siri. Über die Spracheingabe lassen sich künftig zudem auch weitere Gerätefunktionen steuern. Dazu gehört zum Beispiel das Abhören der letzten Sprachnachricht oder die Änderungen an der Einstellung von Funkdiensten – etwa Bluetooth an- und abzustellen. Und Siri arbeitet nun auch mit Wikipedia und Twitter. Außerdem dürfen sich Nutzer auf eine neue Stimme freuen, die sich unmittelbar ändern last.
Auch um möglichst energieeffizient das Multitasking zu verbessern, hat Apple einiges getan. Apps die dauernd laufen, bekommen die Möglichkeit, sich im Hintergrund zu aktualisieren und sollen dann bereitstehen wenn man sie benötigt. Apps passen sich künftig auch an die Netzwerkqualität an und werden im Hintergrund aktualisiert, bevor sie geöffnet werden.
Geht ein iOS-7-Gerät verloren oder wird gestohlen und der Dieb versucht Find My iPhone zu deaktivieren, sperrt sich das Smartphone selbst und kann dann nur mit der korrekten Apple ID wieder entsperrt werden.
Im Vorfeld war bereits über die AirDrop genannte Funktion spekuliert worden. Die Gerüchte haben sich zum großen Teil bewahrheitet: Alle Apps die derzeit erlauben Inhalte zu teilen, werden um die Funktion ergänzt, dies für Kontakte in der Nähe zu tun. Das funktioniert dann nicht nur mit einer Person, sondern auch mit mehreren, die Übertragung geschieht verschlüsselt.
Seinem Browser Safari hat Apple eine bildschirmfüllende Oberfläche verpasst und eine “Smarte Suche”-Feld, über das eine Suche durch Ablegen von Inhalten anstoßen lässt. Außerdem bekommt Safari mit iCloud Keychain die Fähigkeit zur cloudbasierenden Passwortsynchronisierung sowie eine neue Navigation.
Die alte Gewohnheit, Gutes von anderen aufzugreifen und als neu zu verkaufen, hat Apple nicht aufgegeben – allerdings greift man diesmal auf ziemlich Bekanntes zurück: Die Kamerafunktion bekommt Fotofilter wie man sie von Instagram her kennt. Außerdem lassen sich Aufnahmen nun nach Photos Aufnahmezeitpunkt und -ort sortieren und werden in “Momenten” zusammengefasst.
Rückblickend könnte sich in einigen Jahren als wichtigste Änderung, die mit iOS 7 kam, einmal die bessere Anpassung an Displays von Infotainment-Modulen in Autos erweisen. Die iPhone-Software bekommt dafür auch Funktionen, die eine Bedienung ohne Hinsehen erlauben. Nutzen wollen es unter anderem Honda, Mercedes, Nissan, Volvo, Jaguar in ihren Autos ab 2014.
Die Frage, ob solche System noch zeitgemäß sind oder nur ein verzweifelter Versuch der Automobilhersteller, sich ihre Pfründe zu sichern und zu verhindern, dass sich Smartphone-Docks durchsetzen, bleibt offen. Möglicherweise wird es so sein, dass teurere Fahrzeuge vom Hersteller ausgerüstet werden, bei günstigeren der Besitzer sein Smartphone als Navigations-, Musik- und Infozentrale bereitstellen muss, auf die dann auch das Fahrzeug zugreifen kann. Der umgekehrte Weg dürfte aus Sicherheitsgründen noch lange tabu bleiben.
Zu den Anpassungen im App Store gehört die Kategorisierung nach Altersklassen und eine Funktion, bei der sich populäre Apps ortsbasierend auswählen lassen. Updates im Hintergrund erlauben es nun, Apps ohne manuelle Eingriffe des Nutzer zu patchen oder zu erneuern.
Und nicht zuletzt hat Apple auch das ebenfalls im Vorfeld als iRadio erwartete iTunes Radio vorgestellt. Der Streaming-Dienst startet allerdings zuerst nur in den USA als werbefinanziertes Angebot.
[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com und Christian Schartel, Gizmodo.de]
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