Telekom baut Smart-Home-Plattform Qivicon um

Netzwerke
Bald wohl nicht mehr die einzige Möglichkeit, sein Smart Home auf Basis der Qivicon-Platztform zu steuern: die Qivicon Home Base (Bild: Deutsche Telekom).

Aus einer weitgehend deutschland-spezifischen Initiative soll eine europäische werden. Dazu wurden neue Protokolle und neue Partner aufgenommen. Ein offenes Ökosystem soll zudem den Zugang für weitere Partner erleichtern. Schaltzentrale im Smart Home werden künftig die Router sein.

Die Deutsche Telekom will ihre 2013 unter anderem zusammen mit EnBW, Miele und Samsung vorgestellte und seitdem immer wieder um neue Partner und Produkte erweiterte Smart-Home-Plattform Qivicon nun zu “Europas führender Smart Home-Plattform” ausbauen. Diesen Anspruch formulierte der Konzern auf einer Veranstaltung in Berlin.

Deutsche Telekom Qivicon (Grafik: DTAG)

Mit den üblichen Insellösungen werden wir den direkten Wettstreit um den Wachstumsmarkt Smart Home mit den internationalen Anbietern verlieren. Wir müssen die Vielfalt technischer Lösungen als Chance erkennen und nutzen”, so Telekom-Vorstand Niek-Jan van Damme in Berlin. Deutschland und Europa müssten sich diesem Wettstreit stellen und ihn für sich entscheiden, so van Damme weiter. Die Deutsche Telekom nehme dabei eine Schlüsselrolle ein und schaffe mit ihrer offenen Plattform Qivicon die Grundlage.

Bislang war der Konzern mit den Bemühungen allerdings in erster Linie in Deutschland, in zweiter auch in Österreich aktiv und erfolgreich. Allerdings wurde im März mit dem niederländischen Netzbetreiber KPN, das erste internationale Telekommunikationsunternehmen für die Smart-Home-Plattform gewonnen. KPN bietet die Produkte nach einer Testphase im vergangenen Jahr nun unter dem Namen “Smartlife” in den Niederlanden an.

Qivicon Home Base der Deutschen Telekom
Die Qivicon Home Base – hier auf der CeBIT 2014 – war bislang Basis der Heimvernetzungsplattform der Telekom. Künftig sollen diese Aufgabe auch Router übernehmen können (Bild: ITespresso).

In Deutschland konnten zudem im Februar Grünspar und “E wie Einfach” als Partner gewonnen werden. Grünspar bietet künftig Qivicon-basierte Produkte in seinem Online-Shop an „E wie Einfach“ hat Qivicon als Partner ausgewählt, da das Unternehmen seinen Kunden eine Lösung für ein intelligentes Heim anbieten will, die keine baulichen Veränderungen erfordert und leicht zu installieren ist. Eine vergleichbare Kooperation wurde zudem mit den Stadtwerken Karlsruhe geschlossen.

Bei der nun formulierten Neuausrichtung mit europäischer Perspektive stehen allerdings zunächst weniger Vertriebspartnerschaften im Vordergrund. Niek Jan van Damme betonte in erster Linie die Bedeutung des Angebotes als “Spielwiese” für innovative Lösungen und Unternehmen. Verbraucher brauchten einfache und verlässliche Angebote, die sich untereinander kombinieren und nach Bedarf ausbauen lassen.

Telekom-Vorstand Niek- Jan van Damme hat für die Smart-Home-Plattform Qivicon europäische Ambitionen formuliert (Bild: DTAG).
Telekom-Vorstand Niek- Jan van Damme hat für die Smart-Home-Plattform Qivicon europäische Ambitionen formuliert (Bild: DTAG).

Für die Expansion sind mehrere Partnermodelle vorgesehen. Sogenannte Plattform-Partner können eine eigene Smart-Home-Anwendung entwickeln und sie selbst unter ihrer Marke vermarkten oder ihren Dienst in das Angebot eines anderen Qivicon-Partners integrieren. Produkt-Partner dagegen integrieren vernetzte Geräte auf der Smart Home-Plattform sowie beim Telekom-eigenen Angebot Magenta SmartHome. Die lassen sich dann über die App der Telekom und anderer Partner steuern und verbinden

Lediglich um den Vertrieb kümmern sich Vermarktungs-Partner, die ihr eigenes Portfolio mit Magenta SmartHome koppeln, sowie Handelspartner die das Angebot der Telekom weiterverkaufen. Whitelabel-Partner wie nun KPN können ihren Kunden unter ihrem Namen ein Komplettangebot unterbreiten, dass sich derzeit aus der Qivicon Home Base und frei wählbarer Hardware sowie einer angepassten App zusammensetzt.

Neue Router sollen Qivicon Home Base ablösen

Während bislang die Qivicon Home Base als zentrale Steuereinheit unerlässlich ist, soll sich das in Zukunft ändern. Die Steuerung sollen dann auch Router übernehmen können. Telekom-Manager van Damme sagt in Berlin, das Unternehmen arbeite an der “Integration entsprechender Funktionen in die Geräte, die zukünftig zum Standardangebot der Deutschen Telekom werden.”

Mit welchem Router-Hersteller man dabei zusammenarbeitet, ist noch nicht bekannt. Naheliegend wäre es jedoch, dass hier AVM zum Zuge kommt, haben die Berliner damit doch schon die längste und intensivste Erfahrung. Sie positionieren ihre Fritz-Boxen bereits seit längerem als Schaltzentrale für das vernetze Zuhause und haben sie über die Firmware FritzOS nach und nach mit zahlreichen Smart-Home-Funktionen aufgerüstet.

Einen ähnlichen Weg gehen zwar inzwischen auch D-Link und TP-Link. Allerdings hat D-Link den Einstieg in den Smart-Home-Markt erst 2014 so richtig in Angriff genommen und ein Einsteiger-Kit sowie passende Ergänzungsprodukte dann ab Anfang 2015 ausgeliefert.

TP-Link hat zur CeBIT 2016 mit dem SR20 einen als Smart-Home-Schaltstelle nutzbaren Router angekündigt. Er soll voraussichtlich im Juni auf den Markt kommen. Vorteil hier wäre, dass nicht nur WLAN, sondern auch die gerade bei der Heimautomatisierung verbreiteten Funkstandards ZigBee und Z-Wave unterstützt werden. Fraglich ist allerdings, ob der asiatische Anbieter die von der Telekom sicherlich erwünschte und erwartete enge Entwicklungszusammenarbeit leisten will und kann.

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