Public Cloud: HP kapituliert vor Amazon und Microsoft
Das Unternehmen stellt seine Helion Public Cloud Services zum 31. Januar 2016 ein. Ähnlich lautende Berichte im April hatte es – nach mehrtägiger Bedenkzeit – noch heftig dementiert. Künftig soll der Schwerpunkt darauf liegen, Private-Cloud-Umgebungen für Großkunden einzurichten.
Das Großreinemachen in HPs Enterprise-Sparte in Vorbereitung auf die Aufspaltung des Unternehmens zum 1. November geht weiter: Nachdem gerade die Tochter TippingPoint für 300 Millionen Dollar an Trend Micro verkauft und damit der Ausstieg aus dem Bereich netzwerkbasierenden IT-Sicherheit vollzogen wurde, muss nun das Public-Cloud-Angebot daran glauben: Die “HP Helion Public Cloud Services” werden zum 31. Januar 2016 endgültig eingestellt. Das hat Bill Hilf, Senior Vice President und General Manager HP Cloud, jetzt mitgeteilt.
Das bedeutet allerdings bei Weitem nicht das komplette Aus für Cloud-Angebote bei HP. Denn die unter dem Begriff Helion vermarkteten anderen Angebote sollen künftig bei HP Enterprise eine wichtige Rolle spielen, wie das Top-Management der Firma in den vergangenen Monaten wiederholt betont hat. Einen Eindruck davon, welche Kunden man damit künftig bedienen will, gibt zum Beispiel eine im vergangenen Jahr unterzeichnete, umfangreiche Vereinbarung mit der Deutschen Bank.
Allerdings ist es eine herbe Niederlage, einerseits gegenüber Amazon und Microsoft, die aber wenigstens in andern Bereichen nicht als Konkurrenten gesehen werden. Weh tut es vor allem wegen IBM, das mit seinen Softlayer-Angeboten in dem Marktsegment nach Ansicht der Analysten zwar auch weit hinter AWS und Microsoft zurückliegt, aber wenigstens gegenüber Mitbewerbern wie Google, VMware und Rackspace nicht komplett den Anschluss verloren hat.
In einem Interview hatte Hilf bereits im April erklärt, dass es für HP nicht sinnvoll sei, mit den Marktführern zu konkurrieren. Einige Tage später widersprach er dem jedoch: Er sei missverstanden und ein Zitat von ihm in den Medien falsch interpretiert worden. HP betreibe eine der größten OpenStack-basierenden Public Clouds und werde sie nicht aufgeben. Sie verleihe HP die einmalige Fähigkeit, Technik in bedeutendem Maßstab zu entwickeln und zu testen. Die dadurch gewonnenen Kenntnisse kämen auch den HP-Kunden zugute. Zudem nutzten Kunden HPs Public-Cloud-Services, weil sie die “als Bestandteil ihrer gesamten Cloud- und Hybrid-Delivery-Strategie benötigen.”
Die Treueschwüre haben das Angebot aber nicht retten können. Möglicherweise liegt das an der Konzentration auf OpenStack, das viele Beobachter trotz der vielen Vorschusslorbeeren noch nicht als ausgereift genug erachten. Aber auch anderen, aus dem Hardwaregeschäft stammenden Anbietern fällt es schwer, sich in dem Bereich zu etablieren.
IBM konnte zwar durch die Übernahme von Softlayer verhindern, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken, Fujitsu steht kurz davor und Dell betreibt seine übersichtliches Public-Cloud-Angebot nur in den USA und Großbritannien. 2012 angekündigte Pläne, auch in Deutschland ein oder sogar mehrere Rechenzentren dafür zu errichten, wurden inzwischen fallengelassen.
HP-Manager Hilf kann dem Scheitern natürlich dennoch etwas Positives abgewinnen. Bei Cloud Services werde man die Ressourcen nun auf Managed- und Virtual-Private-Cloud-Angebote konzentrieren. In diesen Bereichen werde man “schon in den nächsten Wochen” entsprechende Ankündigungen machen. Als Ersatz für das eigene Public-Cloud-Angebot werde HP verstärkt auf Partnerschaften setzen und mehrere Public-Cloud-Umgebungen integrieren. Am ehesten kommt da wohl Microsoft in Frage. Mit Amazon wird man sich wohl in Hinblick auf den US-Markt arrangieren müssen. Ob auch Google, Rackspace und VMware dazugehören werden, bleibt abzuwarten.