Rakuten positioniert sich als E-Commerce-Marktplatz für KMU

E-CommerceIT-ManagementIT-ProjekteKarriereMarketing
Rakuten Logo
Christian Macht, CEO von Rakuten Deutschland (Bild: Rakuten).
Christian Macht, CEO von Rakuten Deutschland (Bild: Rakuten).

Rakuten ist einer der größten Internetunternehmen der Welt – in Deutschland wissen das aber erst wenige. Hierzulande ist die japanische Firma mit der Übernahme von Tradoria Mitte 2011 stärker aktiv geworden. Daher auch der Firmensitz in Bamberg, was für ein E-Commerce-Unternehmen und erst Recht für ein japanisches Unternehmen eine ungewöhnliche Adresse ist. Ein Jahr später folgte die Eröffnung einer Niederlassung in Österreich. Im Herbst 2013 wurde ein Affiliate-Netzwerk gestartet.

Über die E-Commerce-Plattform mit angeschlossenem Shopsystem können Interessenten bei Rakuten derzeit mehr als 21 Millionen Produkte von über 7000 aktiven Händlern auswählen. Mit seinem Angebot richtet sich das Unternehmen sowohl an E-Commerce-Einsteiger als auch an erfahrene Betreiber eines Online-Shops, die sich einen weiteren Vertriebskanal erschließen wollen. ITespresso sprach mit Christian Macht, seit Januar CEO von Rakuten Deutschland, über die Hürden im E-Commerce und die Angebote seines Unternehmens.

ITespresso: Worauf sollten Einsteiger in den E-Commerce Ihrer Ansicht nach achten?

Christian Macht: Am Anfang steht die Entscheidung: Kauf oder Miete eines Shops. Beides hat jeweils seine eigenen Vor- und Nachteile, beide Modelle bedienen unterschiedliche Anforderungen. Ein selbst zu pflegendes System hat dabei nicht nur finanziell seinen Preis: Es verlangt Zeit, Know-how und eine gewisse technische Ambition. Außerdem bleibt der Betreiber mit seinem Risiko allein.

Wer einen Shop mietet, lebt risikofreier. Hier übernimmt ein Dienstleister oft die Aufgaben. Außerdem können angeschlossene Marktplätze hier nun für die notwendige Reichweite sorgen.

ITespresso: Für wen ist E-Commerce als Mitglied eines Marketplace wie Rakuten interessant?

Bei Rakuten stehen Kunden beim neuen Checkout mehrere Zahlungsarten zur Auswahl (Screenshot: Rakuten)
Bei Rakuten stehen Kunden beim neuen Checkout mehrere Zahlungsarten zur Auswahl (Screenshot: Rakuten).

Christian Macht: Als Betreiber eines Marketplace richten wir uns vor allem an die Einsteiger in den E-Commerce – sowohl kleine und mittelständische Unternehmen wie auch große Unternehmen zählen zu unseren Händlern. Mit unserem Know-how, unserem Ökosystem und unserer technischen Infrastruktur ermöglichen wir den schnellen und sicheren Eintritt in das Online-Shopping.

Ein gutes Beispiel ist der Checkout-Prozess, der verschiedene Bezahlarten integriert, ein Risk- und Fraud-Management zur Verhinderung unautorisierter Bestellungen bietet und sich schnell an die wechselnden Anforderungen des Marktes anpassen und skalieren lässt. Auch unser mobiles Front-End schafft eine optimale Plattform zur Unterstützung im Kaufentscheidungsprozess, wenn der Kunde tagsüber mobil nach Angeboten sucht, bevor er dann später in Ruhe am PC oder Tablet die Bestellung tätigt.

Shop-Betreiber, die entweder keine Zeit oder keine tiefgehenden Erfahrungen haben, werden bei der optimalen Darstellung ihrer Produkte auf diesen Medien durch unsere E-Commerce Consultants unterstützt. Mehr Know-how bietet zudem das Angebot der Rakuten Universität. Das bei uns kostenlos erhältliche “Trusted Shop”-Siegel schafft zudem das nötige Vertrauen bei den Kunden.

ITespresso: Beim größten Mitbewerber Amazon drohten und drohen Marktplatzteilnehmern einige juristische Fallstricke, unter anderem, weil das Unternehmen aus Luxemburg agiert und manche Anforderungen der deutschen Gesetze sich technisch gar nicht umsetzen ließen oder lassen. Wie sieht das bei Rakuten aus?

rakuten-screenshot-confirmation-1024

Christian Macht: Wir sitzen in Deutschland, womit die Gefahr eines unabwägbaren und teuren ausländischen Gerichtsverfahrens bei uns nicht besteht. Wir orientieren uns voll an den rechtlichen Anforderungen des deutschen Marktes und setzen auf eine eigene Rechtsabteilung, welche etwa die fortlaufende Aktualisierung von allgemeinen Geschäftsbedingungen übernimmt. So haben wir zum Beispiel bei der Änderung des Widerrufsrechts als Service – aber selbstverständlich in Rücksprache mit den Händlern – alle notwendigen Änderungen vorgenommen.

ITespresso: Ein weiteres Problem bei Amazon ist für viele Händler, dass sie mit dem Marktplatzbetreiber selbst in Wettbewerb stehen – und dieser, zum Beispiel mit der Preisparität, die Regeln so gemacht hat, wie sie ihm gefallen haben. Wie sieht das bei Rakuten aus?

Christian Macht: Wir von Rakuten verkaufen nicht selbst, wir werden keine Konkurrenz der bei Rakuten aktiven Händler. Stattdessen setzen wir auf die Partnerschaft mit den Händlern, denn deren Erfolg ist auch unser Erfolg. Wir wollen unsere Händler in die Lage versetzen, Erfolg im E-Commerce zu haben. Im Sinne dieses Empowerments unterstützen wir sie auch mit Hilfe unseres Partnernetzes in allen Bereichen: In Sachen Rechtssicherheit, der gesamten Zahlungsabwicklung inklusive Zahlungsausfallsicherheit, Shop-Gestaltung, Produktdaten-Import, Marketing und vieles mehr.

ITespresso: In der Vergangenheit musste mancher Händler bereits die Erfahrung machen, dass großer Erfolg auf einem Marktplatz auch eine große Abhängigkeit von diesem Marktplatz mit sich bringt. Viele tappten schon bei Ebay in diese Falle, ihr Geschäft geriet zum Beispiel durch einige negative Bewertungen von Kunden und die anschließenden Sanktionen des Marktplatzbetreibers in Schieflage, teilweise erholten sie sich nicht mehr davon. Wie trennt Rakuten die Spreu vom Weizen, beziehungswise welche Mechanismen greifen, um für Käufer eine hohe Servicequalität zu gewährleisten ohne andererseits Händler zu abhängig von den Launen der Käufer zu machen?

Christian Macht: Zuallererst unterstützen wir unsere Händler bei der optimalen Pflege ihrer Kundenbeziehung. Unser Service-Team steht ganztägig zur Verfügung und vermittelt zwischen Händlern und Kunden. Außerdem stehen unsere E-Commerce-Consultants im ständigen Kontakt mit den Händlern, um etwaige Probleme sofort lösen zu können und Tipps für mehr Erfolg im E-Commerce zu geben.

Vor der Aufnahme in den Marktplatz überprüfen wir darüber hinaus jeden potenziellen Händler auf über 150 Kriterien, um eine Qualitätssicherung sicherzustellen. Was sich nach Kontrolle anhört, ist wichtig für den gemeinsamen Erfolg. Denn schwarze Schafe beschädigen den Ruf der Plattform und wir bei Rakuten hatten zuletzt mehrere Rückmeldungen von Händlern, die durch die schlechte Präsenz anderer Mitglieder Kunden verloren haben.

ITespresso: Welche zusätzlichen Zielgruppen können gerade kleine und mittelständische Anbieter über Rakuten erreichen?

Christian Macht: Wir erreichen ein breites Spektrum an Kunden. Unsere Käuferschicht ist so vielschichtig wie das Produktangebot. Über 25 Millionen Produkte, von der Salatsauce nach Großmutters Rezept über handgefertigte Kissen bis hin zu elektronischen Geräten, der neuesten Mode und dem Autoreifen – da ist für jeden was dabei. Entsprechend vielschichtig ist unsere Käuferschicht. Neben der bequemen Möglichkeit der Gastbestellung verzeichnen wir aktuell übrigens mehr als eine Million registrierter Kunden.

ITespresso: Noch hat Rakuten als vergleichsweise neuer Marktteilnehmer ja deutlich Luft nach oben. Wie will man den Anteil steigern? Gibt es Produktsegmente, in denen man besonders große Chancen sieht?

Christian Macht: Unser Erfolg ist ja immer auch der Erfolg unserer Händler. Dafür bieten wir zum einen unseren Händlern bestmögliche Unterstützung bei der Erstellung des eigenen Shops. Ein zentraler Erfolgsfaktor, denn Kunden sehnen sich nach einer Einkaufserfahrung, die dem Offline-Einkauf möglichst nahe kommt.

Eingabeformular für eine Gastbestellung bei Rakuten (Screenshot: Rakuten)
Eingabeformular für eine Gastbestellung bei Rakuten (Screenshot: Rakuten).

Kunden wollen letztlich nicht nur Angebotslisten, sondern auch beim Online-Shopping sowohl ein Shopping-Entertainment, eine tiefgehende Beratung und Produktinformation und eben die Offline-Anmutung wie im wirklichen Laden. Dazu gehört auch die Möglichkeit zur Interaktion und Kommunikation. Der Kunde will wissen, bei wem er einkauft. Hier bieten wir deutlich mehr als andere Plattformen.

Zum anderen liefern wir die technischen Grundlagen, die das Front-End mit einer leistungsfähigen Shopping-Infrastruktur hinterlegen. Daran arbeiten wir nach wie vor und stellen unser Front-End schrittweise weiter um. Über unseren Rakuten Marktplatz können Kunden grenzübergreifend Ware bestellen, während wir den lokalen Hub bieten. Über unser Ökosystem an relevanten Zusatzdiensten mit den Kernbereichen Digital, E-Commerce und Finance erschließen wir unseren Händlern eine Reihe an Zusatz-Know-how – zusätzlich zu unserem internen Wissensaustausch mit unserer Zentrale in Japan.

Wir sind davon überzeugt, dass japanische Verkaufsmodelle nach Modifikation auch hier von Erfolg sein werden. In Japan haben wir Rakuten zu einem Ökosystem ausgebaut, über das sich alle Dienste mit einem einzigen Account nutzen lassen. Der Nutzer meldet sich einmal an und kann dann shoppen, Reisen buchen, E-Books, Filme und Musik herunter laden sowie vieles mehr.

ITespresso: Wie lassen sich bei Rakuten eigener Shop und Teilnahme am Marktplatz koordinieren?

Christian Macht: Die Tatsache, dass viele Händler unseren Dienst als weiteren Verkaufskanal nutzen beweist, dass wir hier ohne hohes Investment und Risiko einen lukrativen Zusatznutzen anbieten. Die Koordination des eigenen Shops und der Teilnahme am Marktplatz ist dank des integrierten Shop-Systems mit zahlreichen Schnittstellen zu allen gängigen E-Commerce-Systemen relativ einfach. Der Produktdatenabgleich ist so schnell geschehen. Die Türen stehen offen und lassen sich einfach nutzen.

Lesen Sie auch :
Anklicken um die Biografie des Autors zu lesen  Anklicken um die Biografie des Autors zu verbergen