NSA-Ausschuss hat über Schreibmaschinen als Schutz vor Ausspähung nachgedacht

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Patrick Sensburg im ARD-Morgenmagazin (Screenshot: ITespresso).

Der Untersuchungsausschuss des Bundestages zur NSA-Affäre fürchtet offenbar sehr, dass sich Geheimdienste für seine Arbeit interessieren. Das geht aus einem Interview Ausschussvorsitzende Patrick Sensburg (CDU) hervor, dass heute im ARD-Morgenmagazin ausgestrahlt wurde (ab 1:00, Video verfügbar bis 22. Juli 2014). Man versuche natürlich, die interne Kommunikation sicher zu gestalten und nutze dazu verschlüsselte E-Mails, Krypto-Telefone und Anderes, das Sensburg nicht öffentlich nennen wollte. Auf eine Frage der ARD-Journalistin Christiane Meier erklärte er dann jedoch, selbst über die Nutzung von Schreibmaschinen – und zwar nicht elektronischen – anstatt von Computern habe man schon nachgedacht.

NSA-Ausschuss hat über Schreibmaschinen als Schutz vor Ausspähung nachgedacht, erklärte dessen Vorsitzender Patrick Sensburg im ARD-Morgenmagazin (Screenshot: ITespresso).

Dass diese Frage zunächst nicht ganz ernst gemeint war, zeigt die erst nach einer kleinen Pause erfolgende ungläubige Nachfrage “Wirklich?” der Journalistin, die Sensburg dann aber sofort mit einem deutlichen “Ja, kein Scherz”, beantwortet. Offenbar blieb es aber beim Nachdenken – ob die Idee ernsthaft verfolgt wurde oder lediglich ein Gedankenspiel war, hat die ARD-Journalistin leider nicht gefragt. Sensburg selbst ließ sein dienstliches Krypto-Handy heute übrigens dahingehend überprüfen, ob er bereits ausgespäht wurde, den anderen Ausschussmitgliedern empfahl er, dies ebenfalls zu tun.

Der CDU-Politiker fordert in dem Interview auch, dass sich in Bezug auf die Arbeit der US-Geheimdienste etwas ändern müsse: “Das, was wir hier erleben, kann nicht weiter so stattfinden.” Die Bürger auszuspionieren gehöre nicht zum freundschaftlichen Umgang miteinander und sei seiner Ansicht nach auch nicht im Interesse der Amerikaner.

Dem deutschen Verfassungsschutz und dem Militärischen Abschirmdienst bescheinigte Sensburg gute Arbeit. Sie hätten immerhin dazu beigetragen, dass die jetzt diskutierten Spionagefälle bekannt geworden seien. “Aber wir müssen natürlich schon überlegen, ob wir etwas mehr im Bereich Spionageabwehr tun und das sicherlich auch gegenüber allen, die bei uns spionieren, auch zum Beispiel privaten Dritten, die Daten abspähen.”

Laut Sensburg ist die Zahl der tagtäglich ausgespähten Unternehmen sehr hoch und dagegen müsse etwas getan werden. Den durch die Spionage entstandenen Schaden für die deutsche Wirtschaft bezifferte er auf acht Milliarden Euro jährlich.

Zwar machte Sensburg entgegen anderslautender Vermutungen in dem Interview keine Aussagen, dazu, dass es konkete Pläne gibt, sich tatsächlich aus der PC-Ära zu verabschieden, andere haben dagegen schon länger reagiert. Im Juli 2013 hatte der für den Schutz des russsichen Präsidenten Putin zuständige Dienst FSO Berichten zufolge per öffentlicher Ausschreibung Farb- und Korrekturbänder für die Schreibmaschinenmodelle “Triumph-Adler Twen 180” und “Olympia Comfort” gesucht.

Hersteller Olympia aus Hattingen bestätigte damals gegenüber “Der Westen”, dass das Unternehmen ein Angebot für 20 – allerdinsg elektrische – Schreibmaschinen und die zugehörigen Farbbänder gemacht habe – immerhin im Gesamtwert von 11.600 Euro. Dem Blatt vertraute man auch an, dass es selbst bei Schreibmaschienen noch Ausspähmöglichkeiten gibt: Geheimdienste setzten daher traditionell eher auf Gewebefarbbänder als Karbonbänder, da bei letzteren die getippten Buchstaben leicht zu entziffern seien.

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