HP geht stärker gegen Imitate von Verbrauchsmaterial vor

Hewlett-Packard hat seine Bemühungen im Kampf gegen nachgebaute Tonerkartuschen intensiviert. Ergebnis ist ein Anti-Counterfeit-Programm, mit dem der Konzern Kunden zum Thema Produktfälschungen aufklären will. Teil des Programms sind ein “Fälschungsschutz-Einkaufsführer” sowie Hinweise, wie Firmenkunden Fälschungen erkennen können.
Hewlett-Packard argumentiert damit, dass inzwischen ein großer Teil der Technologie in einem Laserdrucker in der Tonerkartusche stecke. Rund 100 Ingenieure und Wissenschaftler arbeiteten bei HP an deren Weiterentwicklung. Zu den Ergebnissen ihrer Arbeit gehöre etwa, dass sich mit Original-Verbrauchsmaterial reinere Farben, langlebigere Ausdrucke und bessere Druckleistungen erreichen lassen.
“Gefälschte Kartuschen können hingegen diese Qualität und Zuverlässigkeit nicht konsequent gewährleisten. Es kann zum Beispiel davon ausgegangen werden, dass Refiller andere Formeln und Bestandteile entwickeln. Das Zubehör harmonisiert dann in der Regel nicht mit den HP-Druckern und am Ende werden schlechte Druckergebnisse erzielt beziehungsweise Schäden am Drucker erzeugt”, teilt Hewlett-Packard mit.
“Einige seriöse Unternehmen, die Tonerkartuschen wiederbefüllen”
Indem der Konzern Produktfälscher und Refiller in einen Topf wirft, schießt er allerdings etwas über das Ziel hinaus. Wie zum Beispiel Stephan Zlanabitnig, Geschäftsführer der Tonerfabrik Berlin gegenüber ITespresso erklärt, gibt es in “Deutschland einige seriöse Unternehmen, die Tonerkartuschen wiederbefüllen oder wiederbefüllte Tonerkartuschen verkaufen.” Problematisch seien dagegen Importe aus Asien – auf sie treffen HPs Vorwürfe in Bezug auf Patentverletzungen und Qualität weitgehend zu.
Firmen wie die Tonerfabrik Berlin, Tintenalarm oder Octopus beschränken sich deshalb darauf, sogenannte Rebuild-Kartuschen anzubieten – also Gehäuse, die bereits einmal in Verkehr waren und von ihnen selbst wieder aufbereitet werden. Der Austausch von Verschleißteilen und die Wiederbefüllung mit Toner, so Zlanabitnig, sei juristisch einwandfrei und von den Herstellern auch nicht anfechtbar. Seiner Ansicht nach sind die Verschleißteile auch “so normale Teile, dass deren Form bereits durch Funktion und Nutzung bestimmt ist und sich dadurch auch nicht mit Patenten schützen lässt.“
Mitbewerber sind da etwas vorsichtiger: Sie weisen darauf hin, dass es auch in diesem Bereich Bemühungen der Hersteller gibt, das aber auch hier für seriöse Anbieter noch ausreichend Spielraum gebe, ohne Patente zu verletzen tätig zu sein. Einig sind sie dagegen mit Zlanabitnig darin, dass Ware aus Asien ein heißes Eisen und qualitativ meist minderwertig ist.

Immerhin sei die aber rein äußerlich inzwischen so gut gemacht, dass für Endkunden nicht ohne weiteres zu erkennen sei, ob es sich um Original oder Fälschung handelt. Ein Indikator sei immerhin ein besonders aggressiver Preis.
Dass wiederbefüllte Tonerkartuschen nicht minderwertig sein müssen, zeigt zum Beispiel HP-Mitbewerber Brother: Das Unternehmen fertigt in einem Werk in der Slowakei nicht nur neue Kartuschen, sondern arbeitet Leergut auch wieder auf, tauscht Verschleißteile aus und bringt sie erneut in den Verkehr.
Hewlett-Packard hat bereits im Januar Maßnahmen zum Schutz seien Einnahmen bei Verbrauchsmaterial ergriffen, damals standen allerdings Tintenpatronen im Mittelpunkt. Zum Einen hatte das Unternehmen damals bekannt gegeben, dass es sich vor Gericht gegen einen Händler aus Hessen durchgesetzt hatte, dem es vorwarf, neue Patronen mit der Bezeichnung “remanufactured” vertrieben zu haben – wohl, um dem Vorwurf eines früheren Verfahrens zu entgehen, durch den Verkauf nachgebauter Tintenpatronen HP-Patente zu verletzen.
Hewlett-Packard auch bei Tintenpatronen dünnhäutiger
Parallel hatte Hewlett-Packard erste Ergebnisse eines “breiter angelegten Programms zur Durchsetzung seiner Patentrechte” bekannt gegeben. Dazu gehört, dass sich das Unternehmen mit polnischen Firmen geeinigt hat, denen es den Verkauf patentverletzender Verbrauchsmaterialen vorgeworfen hatte.
Es handelte sich dabei um ABC Data S.A aus Warschau, die kompatible Patronen unter dem Markennamen Modecom vertreibt, sowie Modecom S.A. aus Ołtarzew, Inhaber des Markennamens Modecom. Auch Komputronik aus Posen, Inhaber des für Tintenpatronen verwendeten Markennamens Accura sowie der Warschauer Praxis S.A. (Tintenpatronen der Marke ePrimo), Scot Sp.z o.o. aus Modlniczka (Großhändler für die Marke Printe) und Kris Krzysztof Muszalski aus Tschenstochau, Inhaber des für Patronen genutzten Markennamens Expression, gaben dem Ansinnen von Hewlett-Packard nach.
Grund für die verstärkten Aktivitäten könnten auch die Ende Februar vorgelegten Zahlen des ersten Quartals des HP-Geschäftsjahres 2014 sein. Demzufolge ging der Umsatz im Druckergeschäft im Vergleich zum selben Quartal des Vorjahres um zwei Prozent zurück. Der Umsatz mit Verbrauchsmaterial lag sogar drei Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Ausgeglichen wurde das durch etwas bessere Zahlen beim Geräteverkauf. An Firmen setzte Hewlett-Packard gemessen in Stückzahlen fünf Prozent mehr ab als im Vorjahr, an private Käufer rund vier Prozent mehr.
Zumindest in Deutschland haben dazu sicher auch zahlreiche Abverkaufsaktionen über Discounter beigetragen – im vergangenen halben Jahr verging kaum eine Woche, in der nicht bei Aldi, Norma, Penny oder einem ihrer Konkurrenten HP-Drucker im Angebot waren. Problematisch daran ist allerdings, dass diese Geräte für die darüber bedienten, preissensitiven Käufer oft überdimensioniert sind. In der Folge wird bei weitem nicht die Menge an Verbrauchsmaterial abgesetzt, wie dies bei der Kalkulation des Gerätepreises vorgesehen war. Andere Hersteller, die früher diesen Vertriebsweg gewählt hatten, etwa Brother und Samsung, haben diesen Ansatz daher inzwischen schon aufgegeben.
Recycling von Tonerkartuschen im Brother-Werk in Krupina
