Zukunftsvision: Nur Software haucht Systemen Leben ein

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Vincent Smyth, Europa-Sales-Manager von Flexera: “Die Zukunft liegt in der Software”.

Nutzer kennen die Firma Flexera Software in der Regel höchstens durch das Programm “Installshield“, das von den meisten Software-Anbietern genutzt wird, um ihre Software auf dem Nutzer-PC zu installieren – und gleichzeitig einen guten Überblick über die Lizenzen zu haben, die derzeit aktiv sind und welche davon erneuert werden müssen.

Das macht aber nur die Hälfte von Flexeras Umsatz aus, betont Flexera-Europa-Manager Vincent Smyth im Gespräch mit ITespresso.de. Die zweite Hälfte der Einnahmen entstehe dadurch, dass man den anwendenden Unternehmen helfe, ihre Software-Lizenzen im Griff zu haben, sie je nach Gebrauch im Unternehmen zu verwalten und richtig zu verteilen – und die entsprechenden notwendigen Compliance-Reports zu liefern.

Die Lizenzmodelle würden für Anwender immer schwieriger zu verstehen, denn die eine Firma rechne nach genutztem Prozessorsockeln, die nächste nach Benutzern, wieder andere hätten je nach verwendetem Betriebssystem (jetzt neu im Lizenz-Wirrwar: Windows 8) unterschiedliche Preise, und mit neuen Geräten und dem “Internet der Dinge” würde es nahezu undurchschaubar – mit Software-as-a-Service kämen zudem zahlreiche neue Lizenz-Modalitäten dazu. Auf genau diese flexiblen Lizenzmodelle und damit die Zukunft für Softwarehäuser und Hersteller intelligenter Geräte stürzt sich Lizenz-Spezialist Flexera nun.

Nach einer IDC-Herstellerbefragung nutzen die Software-Anbieter unzählige Arten, Kosten für Softwarenutzung zu berechnen. Die Mehzahl der Programme läuft nur auf dem Computer, auf dem sie erstmals installiert wurden – oder als vom Server kontrollierte Netzwerklizenz (Grafik: IDC).

“Stellen Sie sich vor, Sie fahren am Wochenende einen Sportwagen mit mehr P.S. – und unter der Woche die langsamere Familienkutsche. Dazu müssen Sie bald keine zwei Autos mehr kaufen!”, grinst Smyth. “Sie buchen einfach die Pferdestärken dazu”. Das sei nicht nur eine Vision: Die Hersteller hätten es viel lieber, ihre Produktion zu vereinheitlichen, um die Produktionskosten zu senken – nicht mehr viele Modelle, sondern nur eines, bei dem man Funktionen durch ein Software-Update freischalten kann, soll die Zukunft sein.

“Ohne viel Aufwand können Optionen zu- oder abgeschaltet werden, Updates und Patches installiert, und dadurch dem Kunden neue Funktionalitäten ein- und desselben Gerätes beschert werden und andererseits für den Hersteller neue Märkte erschlossen”, frohlockt Smyth.

In einer aktuellen Studie, die IDC im Auftrag von Flexera durchführte, sind neue Wege, Lizenzen abzurechnen, gefragt: Von den Nutzern, weil sie das Gefühl haben, nicht alles zu bekommen, wofür sie zahlen und von den Herstellern, weil sie das Gefühl haben, nicht für alle enthaltenen Funktionen fair bezahlt zu werden. Und so hätten in den letzten 18 bis 24 Monaten ganze 42 Prozent der Anwendungshersteller ihr Preismodell für Software geändert. In der Studie ist der Trend in noch viel mehr Einzelheiten aufgebrochen.

So kompliziert, wie die Lizenzierung in vielen Fällen ist, wollen es die Nutzer aber gar nicht haben. In der Befragung der Unternehmen war vor allem (bei 24 Prozent) eine Lizenz pro Gerät erwünscht – das ist noch durchschaubar. Doch gleich an zweiter Stelle folgt mit 19 Prozent der Wunsch, funktionsbasiert abzurechnen – wie beim Auto, dessen Sitzheizung nur bezahlt wird, wenn sie im Winter benötigt wird.

Die meisten Unternehmen bleiben am Liebsten bei geräteabhängiger Lizenzierung, an zweiter Stelle folgt die nutzungsabhängig Abrechnung (Grafik: IDC).

Und genau das ist Ziel des Lizenzexperten Flexera bei den hoch gesteckten Plänen, Lizenzverwaltung in einer Vielzahl von Geräten zu ermöglichen. Das Auto mit zugekaufter Sitzheizfunktion oder die erworbenen Pferdestärken sind erst der Anfang.

Leistungsfähigere Hardware billiger, weil identischer und massenproduktionsfähiger, herzustellen, ist das eine Ziel. Luxusfunktionen bei Bedarf hinzuzuschalten und bei Zahlungsverzug einfach wieder abzuschalten, ist das nächste.

Dass ähnlich wie bei der Beschränkung des ersten Apple-iPhones auf AT&T-Netze derartige Software-Stopps per “Jailbreak” wieder aufgehoben werden könnten, ficht Smyth nicht an. Die Frage danach umgeht er geschickt damit, dass Lizenzmodelle eben intelligent sein müssen und die Kunden für das, was sie wirklich brauchen, auch bezahlen wollen. Den Rest regelt die Software für das Lizenzmanagement. Ausfall durch Hacks muss wohl künftig von Anfang an in die Kalkulation einfließen. Auch das ist Teil des Virtualisierungstrends.

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