Windows 8 inside
In Windows 8 wird alles virtueller und hardware-unabhängiger – Anwendungen werden sogar von der Programmiersprache abgetrennt. Grafische Oberflächen etwa werden über die Extensible Markup-Language XAML definiert – eine der DTD-Definitionen des XML-Standards. Im Grunde eine eigene Sprache, kann es über Schnittstellen von jeder Programmiersprache genutzt werden. Microsoft liefert die XAML-Schnittstellen für Visual Basic, C# und C++ .
Die Aufrufe der Programm-Objekte liegen auf der gleichen Hierearchiestufe des Frameworks wie HTML-Befehle oder vom HTML-Code aus aufgerufene Javascripts. Windows 8 macht so gesehen keinen großen Unterschied mehr zwischen Web-Applikationen und lokalen Anwendungen – in früheren Windows-Versionen wurden die Web-Aktivitäten immer erst durch eine Software ausgeführt, die zuvor erst auf vielen anderen Säulen aufbauen musste.
Beide Säulen werden über Microsofts »Metro«-Apps aufgerufen. Eine Stufe tiefer und näher am eigentlichen Betriebssystem liegen die Schnittstellen des neuen WinRT-Frameworks (Windows Runtime), die sich ihrerseits wieder um Geräte, Kommunikation, Grafik und Ausgabeservices kümmern. Treiber müsse man man nicht mehr installieren, bekräftigte Windows8-Entwicklugnsmanager Steven Sinofsky in einem seiner vielen Blogbeiträge über die Fortschritte der Entwicklung des neuen Betriebssystems im Blog »Building Windows 8«.
Mit den Herstellen der externen Geräte hatte Microsoft Standards definiert, wie sich diese selbst bei Windows anmelden – eine Erweiterung der Windows-PlugPlay-Funktionen für USB-Geräte, wenn man so will. Die über die WinRT aufgerufenen Schnittstellen rufen die -widen window Core auf und ideser wiederum verwendet die für Hardwareproduzenten festgelegten APCI-Tabellen in der firmware. Sie enthalten Eigenschaften von Geräten und werdn vom WindowCore ausgelesen.
Doch selbst unter dem Windows-Kern liegt noch eine Schicht – die letztendlich dafür da ist, dass das Betriebssystem sicher geladen wird. UEFI statt BIOS prüft zuvor, ob sich irgendeine Malware einnistet – anders als im bisherigen BIOS, das leicht zu knacken war, bevor das Betriebssystemüberhaupt geladen wurde.
Entwicklung und Vermarktung an gleicher Stelle
Microsoft hilft Entwicklern nicht nur mit identischen Systembibliotheken für alle Plattformen, sondern will auch bei der Vermarktung einen einheitlichen Metro-Appstore anbieten, über den Software-Anbieter ihre Produkte verkaufen können. Das Vorbereiten und Bereitstellen der neuen Anwendungen soll sehr einfach sein, erklärt Microsoft in seinem Windows-Store-Blog.
Um zu erkennen, wie gut welche Angebote laufen, offeriert Microsoft den Software-Entwicklern Online-Tools zur Auswertung der Downloads und der Nutzerreaktionen – jede App erhält ihre eigenen Community-Funktionen, um den Entwicklern und Händlern Feedback zu geben.
Namen für Apps lassen sich im Voraus registrieren – damit will Microsoft späteren Markenzeichenstreits und Unsicherheit beim Nutzer vorbeugen – jede App muss einen eigenen individuellen Namen haben.
Für den Abverkauf lassen sich alle Abrechnungsdetails festlegen, Alterseinschränkungen einstellen, Push-Meldungen an die App-User vordefinieren und Einordungen für die Shop-Suche vorgeben. Kurzum: Microsoft möchte ähnlich wie Apple in seinem Store eine Art Ökosystem einrichten, das das Anbieten, Abrechnen und Betreuen von Apps für alle Windows8-Varinten (inklusive Windows Phone 8) erleichtert. Anders als Apple will Microsoft alle Schritt von der Entwicklung über die Betreuung bis zum Verkauf begleiten.
So soll beispielsweise ein »Store Certification Kit« die Zulassung vom Microsoft steuern: Der Anbieter kann vieles zuvor selbst festlegen, doch letzten Endes gibt Microsoft die Anwendung frei. Mehr Kontrolle als bei Google und weniger als bei Apple ist offenbar die Devise beim Windows8-Shop. Zahlreiche Vorgaben an die Entwickler und eigene Tests bei Microsoft sollen die Sicherheit von Metro-Apps garantieren; so testen Automatismen und Microsoft-Personal alle Apps auf Viren, Einhaltung von Design-Regeln für die neue Oberfläche, Stabilität, voreingestellte Veröffentlichungsdaten und andere Elemente – am Schluss bekommt jede App ein offizielles Microsoft-Zertifikat. Der Software-Riese will sicherstellen, dass Nutzer lieber zertifizierte Anwendungen »aus Sicherheitsgründen« bei Microsoft herunterladen als an anderen Stellen im Web.
Um mitzuverdienen, verlangt Microsoft 30 Prozent vom Umsatz wie es Apple und Google tun und bietet zusätzliche Werbe-Promotions an. Die Bereitstellung im Shop kostet nichts, obwohl zahlreiche Funktionen für Entwickler und Sales-Personal eingebaut sind – MS verdient trotzdem mit. Um sich bei Software-Entwicklern beliebt zu machen will der Softwareriese zusätzlich selbst Promotionen finanzieren.
Insgesamt hat Microsoft offenbar den Plan, alle Seiten vom Entwickler bis zum Anwender psoitiv zu betreuen und dabei alles selbst im Griff zu haben, ohne Kontroll-Ängste wie bei manchen Apple-Entwicklern hervorzurufen.