HP baut radikal um: Software hui – Hardware pfui

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Als erster Donnerschlag wurde gestern Abend noch bestätigt, dass Hewlett Packard für die Kleinigkeit von 10 Milliarden Dollar das britische Softwarehaus Autonomy gekauft hat, meldet das Newsportal V3. Die Entscheidung fiel erst am Abend, die Übernahme selbst wird jetzt natürlich einige Zeit und noch manche Zustimmungen benötigen.

Zugleich denkt HP relativ offen darüber nach, sich vom PC-Geschäft endgültig zu verabschieden. Die gesamte Personal Systems Group (PSG) könnte abgespalten und als separate Marke geführt, an die Börse gebracht oder verkauft werden.

Der Abschied von der PSG wäre ein bedeutender Schritt, generiert diese Sparte doch jährlich 41 Milliarden Dollar Umsatz und 2 Milliarden Gewinn für HP, etwa ein Drittel dessen, was der Konzern insgesamt erwirtschaftet. Wird das umgesetzt, tritt man damit in die Fußstapfen von IBM, da Big Blue vor Jahren seinen PC-Bereich an die chinesische Lenovo verkauft hatte. Allerdings kaufte HP die Marke Compaq für 25 Milliarden Dollar dazu. Eine Veräußerung der Sparte wird wohl kaum so viel erzielen. IBM zum Beispiel bekam damals nicht einmal 2 Milliarden.

Mit dem PSG-Abschied nicht genug, denke die HP-Konzernführung auch darüber nach, sich ebenso gründlich vom mobilen Business zu verabschieden. So solle das Mobilbetriebssystem WebOS eingestellt werden. Das kommt überraschend, unternahm HP doch jüngst diverse Vorstöße, das System in anderen Branchen und Produktfeldern unterzubringen (wir berichteten).

Zugleich könnte sich der Konzern von Smartphones und Tablets abwenden. Das wäre ebenfalls sehr überraschend, denn das sind im Augenblick die Wachstumsfelder der IT-Industrie. Das TouchPad-Tablet jedenfalls werde definitiv eingestellt, da es zuletzt im US-Handel floppte. So konnte Einzelhändler Best Buy von 270.000 Einheiten lediglich 25.000 losschlagen.

Da half auch eine Preissenkung auf 100 Dollar nicht mehr. Das fast fertige Tablet-Modell TouchPad Go könnte ebenfalls unter die Räder kommen. Was aus dem WebOS-Smartphone Pre 3 wird, scheint noch unklar. Klar wird dagegen, dass die 1,8 Milliarden Kaufpreis, die HP für WebOS-Macher Palm in 2009 ausgab, wohl eine klassische Fehlinvestition war.

Vorstandschef Léo Apotheker arbeitete früher für SAP. Da drängt sich der Verdacht auf, dass der Software-Mann aus HP einen reinen Software- und Service-Anbieter machen möchte – nach dem Strickmuster von SAP und IBM. Fragt sich nur, was dann aus dem Druckergeschäft von HP wird.

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