Noch immer Streit in der Internet-Kinderporno-Diskussion
Trotz des Löschens von kinderpornographischen Inhalten im Web tauchen diese noch mehrere Tage auf, bestätigt das BKA einen Bericht der Welt über eine Untersuchung der Kriminalbeamten.
40 Prozent der Seiten können sogar noch eine ganze Woche später gefunden werden, und angeblich gebe es bis zum endgültigen Verschwinden noch »immense Zugriffszahlen«, zitiert das Blatt die BKA-Untersuchung.
Das hat wiederum die Politiker auf den Plan gerufen, die mit dem öffentlichkeitswirksamen Thema auf sich aufmerksam machen wollen. FDP-Politiker Marco Buschmann spricht sich gegen Netzsperren aus. Das Stopp-Schild wirke wie ein “Qualitätssiegel für Päderasten”. Internetperren seien damit nicht nur ineffizient, sondern auch gefährlich.
Die Sperren, die Ursuala von der Leyen noch 2009 in ihrer Zeit als Familienministerin auf den Weg brachte, seien auch ein Weg zur Zensur und würden leicht umgangen werden, schimpften seinerzeit die Kritiker. Man müsse das Übel an den Wurzeln packen und die fragwürdigen Seiten abschalten statt sie nur zu verstecken. Das “Zugangserschwerungsgesetz” wurde durch eine Online-Petition mit mehr als 134.000 Mitzeichnern fast zu Fall gebracht – zumindest wurde es teilweise von der schwarz-gelben Koalition ausgesetzt, die sich derzeit dadurch auszeichnet, nichts Halbes und nichts Ganzes auf den Weg zu bringen.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) vertritt die Devise “Löschen statt nur Sperren”. Innenminister Thomas de Maizière vertritt beides: Sperren und Löschen – dann könnten auch die in manchen Cache-Systemen abgelegten Seiten nicht mehr so leicht aufgerufen werden.
Wie abwegig alle Vorschläge aus der Politik sind, zeigten die Vorfälle am Wochenende zum 19. Juli 2010: Im Zuge der katholischen Missbrauchsfälle hatten Hacker die Vatikanseiten umgeleitet – zu Kinderpornos. Dies ist zwar gestoppt, doch wer will den Vatikan blocken oder sperren?
Lassen wir sie reden – die meiste Arbeit zur »Reinigung« des deutschen Webs unternehmen ohnehin entsprechenden Kinderschutzorganisationen und Internet-Provider, die darauf reagieren. Und das tun sie schneller als das BKA es mangels Personal schaffen kann (auch dazu gibt eine Studie).
Zum Abschluss der fruchtlosen Diskussion passt der der Internet-Radiosender last.fm gut ins Konzept: Er offeriert eine spanische Elektropop-Gruppe, die sich den Namen “Kinder Porno” gegeben hat. Mit dem Namen erreicht sie sicher weitaus mehr Zuhörer, als sie sonst mit ihrer Musik erreichen würde. Pädophile, die auf “Kinderporno hören” klicken, werden schnell enttäuscht sein – na ja, auch ein Mittel, um die Kinderschänder von ihrem Tun abzuhalten.
Links:
BKA kann Kimderpornos nicht zügig löschen
De Maizière und Leutheuser-Schnarrenberger streiten über DEN richtigen Weg
FDP-Politiker jammert über gefährliche Sperren
Musikgruppe »Kinder Porno«
Vatikan-Website zu Kinderpornos umgeleitet