Merkel sieht Web als Problem für die Politik
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt im Bunte-Interview, sie sehe durch das Web Probleme, Politik zu machen und zu vermitteln: »Heute wird es durch die Vielzahl der Informationskanäle, und besonders durch das Internet, immer schwieriger, ein Gesamtmeinungsbild zu erkennen«. Die Bunte, eher ein »People-Magazin« für Celebrity-süchtige Hausfrauen, erzählt es der dpa, um zu mehr Auflage zu kommen – jetzt will man wohl auch die celebritysüchtigen Computerfreaks erreichen. Zahlreiche News-Websites veröffentlichen es nur Minuten später und nahezu alle Technikwebsites nehmen sich noch des Themas an.
TheInquirer-Leser wissen, dass Politiker mit dem schnellen Medium in der Regel nicht umgehen können. Facebook- und Twitter-Diskussionen müssen ja auch heftig auf Horst Köhlers Seele gedrückt haben. Und an der Online-Petition zur Kinderporno-Diskussion ist auch fast »Zensursels« Netzsperrengesetz gescheitert.
Merkel beklagt, dass es durch den sehr großen technischen Wandel »schwerer geworden ist, alle Menschen in allen Generationen zu erreichen, denn diese nutzen die einzelnen Medien sehr unterschiedlich. Es gibt nicht mehr nur eine Öffentlichkeit, sondern viele Öffentlichkeiten, die ganz verschieden angesprochen werden müssen«, erkennt Merkel das »Zielgruppenproblem«, das die Kollegen in der Werbe- und Medienbranche schon lange haben.
Sie wirft jungen Menschen vor, dass sie sich oft nur über das Internet und dort nur punktuell informieren. »Mit dieser Veränderung muss die Demokratie in Deutschland und in den anderen westlichen Ländern umgehen lernen« – Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung, und so erkennt sie auch, dass ein immer schnelleres Reagieren gefragt ist. Dazu braucht man übrigens auch schnelle Technik. Hat der Bundestag dazu ein Budget? µ
L’Inqs:
Die dpa über Merkels Web-Jammerei
Politiker und das Internet
Web-Thema Kinderporno-Diskussion und kein Ende