Ausgediente Geschäftsmodelle? Google gegen deutsche Verleger, australische Medienzare gegen Amazon

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Hubert Burda erklärte im Interview mit der FAZ, Google profitiere ungerechterweise von teuer recherchierten journalistischen Inhalten im Web. Der Suchprimus schlägt nun zurück und bemängelt wiederum fehlende Geschäftskonzepte bei den Verlagen. Gegenüber dem Spiegel erklärt Google Europa-Chef Philipp Schindler, er würde sich freuen, wenn »die Verlage die Energie, die sie heute in die Angriffe gegen Google investieren, darauf verwenden würden, erfolgreichere Geschäftsmodelle im Netz zu entwickeln«. Das sitzt.

Sein Credo, einige Inhalte frei zugänglich halten und so die Leser zu generieren und zugleich für andere Themen Geld zu verlangen, ist an sich nichts Neues. Die kostenpflichtigen Inhalte könne man doch per Google finden, der Such-Anbieter würde den Verlagen im Jahr schließlich eine Milliarde Klicks bringen. Aber journalistische Inhalte seien für Google geschäftlich eh nicht so wichtig: Verlags-Content habe nur einen verschwindend geringen Anteil. Hubert Burdas Schimpfbeitrag in der FAZ kostet übrigens bei FAZ Online zwei Euro.

Recht hat Burda damit, dass Suchmaschinen wie Yahoo und Google mit Onlinewerbung viel mehr verdienten als die Websites der Verlage selbst. Aber liegt er auch richtig damit, dass Google und co die Materialien der Verlage vor allem dazu präsentieren, um daran selbst Geld zu verdienen?

Die Suche nach der Lösung
Auf der Suche nach neuen Geld-Generatoren sind IT-Branche wie Medienkonzerne sehr aktiv, doch letzteren scheint es an Kreativität oder auch Geldmitteln zu mangeln, neue Wege zu beschreiten.  So offerierte Amazon-Chef Jeff Bezos den Kindle DX als Rettung für die Zeitungsverlage, einige US-Verlage beteiligten sich zögerlich.  Nun aber lehnen die australischen Großverlage komplett ab: Fairfax und News Corp meinen, sie würden weiterblicken wollen als nur zu Amazon.

Am Ende laufe es auf einen Showdown der eBook-Reader von Apple und Sony hinaus, schreibt der Sydney Morning Herald – der in einem der Verlage erscheint, die sich gegen den Kindle entschieden haben.

Zu Apple fühlt sich Axel-Springer-Chef Döpfner berufen: er sieht das iPhone als die künftige Cash Cow. Nur Eines haben die Herren Verleger nicht bedacht: Wenn der Leser die gleiche Information anderswo kostenfrei bekommen kann, wozu soll er dann noch irgendwo bezahlen? Die starke Konkurrenz unter den Verlegern macht aber ein Geschäftsmodell für Bezahl-Inhalte unsinnig – wo man Marktanteile gewinnen will, gibt man Inhalte eben kostenfrei ab. Und wenn es nur ist, um dem Mitbewerb eins auszuwischen. µ

L’Inqs:
Google weist Verlagsvorwürfe zurück
Australische Verleger lehnen Amazon Kindle ab
iPhone als Melkkuh?

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