EU-Kommissarin: Web2-Generation bringt das nächste Wirtschaftswunder

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Für die Kollegen von PC Professionell habe ich die lange Rede der ITK-Kommissarin Reding so kurz wie möglich zusammengefasst. Lange Rede, noch kürzerer Sinn: Ohne digitale Breitband-Infrastruktur verpassen wir die Zukunft!

Hier im Inquirer lässt sich rüber die Einzelheiten ein wenig mehr elaborieren, und dabei finden sich für uns Lästermäuler doch noch einige Punkte, welche von der Dame noch nicht so hundertprozentig verstanden wurden. Aber trotzdem: Respekt vor jemandem in der Politik, der fast schon so weit ist wie die Bevölkerung.

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Die reifere Dame in der EU-Kommission kommt mit ungewöhnlich ausgereiften Ansichten daher. Dass nicht alle Länder ihre Ideen umsetzen, in denen Wirtschaft und Verbraucherschutz gleichermaßen berücksichtigt werden, sollte ihr eigentlich längst ein paar Herzinfarkte verschafft haben. Doch in der EU muss man eben geduldig und hart im Nehmen sein. Die Geduld hört man der bedächtigen Stimme Redings an;  die von ihr geforderte Breitband-Infrastruktur bräuchte man für die Übertragung ihrer immer langsam und deutlich gesprochenen Worte sicher nicht.

Digitale Ureinwohner?
Die Generation der »Digital Natives«, die von klein auf mit der neuen Technik aufgewachsen sei, könne das Wunder vollbringen – wenn denn die derzeitigen Politiker die Strukturen dafür schafften. Welche Breitband-Initiativen da in Europa am Köcheln sind, steht schon in der PCPro,  doch was die forsche Kommissarin den Ländern noch alles abverlangen will, geht auf keine Kuhaut.

So plädiert sie unter anderem nicht nur für eine Breitband-Infrastruktur, sondern auch für Investitionen in europäische Cloud-Computing-Angebote  – also Services per Netz, die kleine Firmen entlasten und neue Jobs schaffen könnten. Doch da fehlt es an Konkreterem. Eine Art Euro-Google vielleicht? Oder die DATEV-Rechenzentrums-Weißkittel in europäisierter und preisreduzierter Form?

Copyleft und Copy-kreuzweise?
In einem ihrer Wunschpunkte kann man aber so nicht einverstanden sein:  Reding möchte eine Erneuerung der Copyrightgesetze offenbar nach US-Vorbild. Dort allerdings lässt sich alles patentieren (böse gesagt: Sogar das Pupsen, wenn man es wissenschaftlich genug beschreibt). Womit sie Recht hat, ist wenigstens die gewünschte Vereinheitlichung der Copyright-Gesetze über ganz Europa – denn die vielen unterschiedlichen Regeln machen es für Firmen schwer, hier noch durchzusteigen und ihre Produkte überall (bezahlbar) zu schützen.

Mit feierlichen Worten entlässt sie schließlich das Publikum: Wir könnten »Eine Generation von Hightech-Europäern« werden, die mobile Geräte nutze, um das Internet und mobile Services aufzurufen. Aha. Moment mal… Klingt zunächst wie das, was ich schon vor Jahren schon von Intel-Sprechern zum Thema MIDs (Mobile Internet Devices) anhören musste und was sich letztendlich doch als Flop erwies. Doch den europäischen Teil fügt sie dann noch an: »Das kann “gleich ums Eck” geschehen, wenn die Politiker der EU-Staaten ihren Taten nur die richtigen Prioritäten geben«.

Da stellt sich uns nur noch die Frage, ob wir die gleichen Prioritäten haben. Ihren letzten Silben muss man sich aber anschließen: »Let’s get the job done«! µ

L’Inqs:
PC Professionell  zu Redings Rede
Das EU-Original

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