Forschungsprojekt: RFID für Unternehmen

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RFID bringt mehr Transparenz ins Unternehmen, sorgt für bessere Prozesse und reduziert den Warenschwund. Trotzdem läuft der Einsatz der Funktechnologie in Unternehmen schleppend, denn Kosten und Nutzen einer RFID-Lösung sind schwer zu ermitteln. Forscher an der RWTH Aachen haben eine Methode zur Wirtschaftlichkeitsanalyse für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) entwickelt.

Die Vorteile klingen bestechend: Drahtlose Funktechnik bringt mehr Transparenz, denn man weiß jederzeit in Echtzeit, wo sich eine Ware befindet. Es gibt weniger Schwund, fehleranfällige manuelle Arbeiten fallen weg, die Ware lässt sich zurückverfolgen.

Außerdem gibt es wohl niemanden, der sich gegen bessere Geschäftsprozesse oder mehr Kundenzufriedenheit wehren würde. Wie aber setzen sich diese Kriterien in klingende Münze um?

Die Homepage des Universitätsklinikums Aachen, einem der Unterstützer des RFID-Projekts.

Unternehmen können Kosten und Nutzen von RFID bewerten
»Die reine Diskussion über die Kosten des RFID-Chips verstellt den Blick auf die Potenziale der Technologie«, betont Tobias Rhensius, Wissenschaftler am Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V. (FIR) an der RWTH Aachen. Sein Team hat im Projekt RFID-EAS eine Methode entwickelt, mit der mittelständische Unternehmen Kosten- und Nutzen von RFID-Systemen bewerten können, um so zu einer fundierten Investitionsentscheidung zu kommen.

Nutzen zeigt sich erst nach Integration ins Gesamtsystem
Nur ganz selten geht der Nutzen vordergründig auf den RFID-Tag zurück, sondern er zeigt sich erst nach der Integration in das Gesamtsystem des Unternehmens, haben die Beteiligten des Projekts herausgefunden. Partner des von der Stiftung Industrieforschung geförderten Projekts waren die Unternehmen Dalli-Werke, Zentis, Schuhhaus Bockstiegel sowie das Universitätsklinikum Aachen.

Das Internet-Portal der RWTH Aachen gibt Informationen über die Ziele und die Ergebnisse des RFID-Projekts.

Sie wollten eine Lösung, mit der sie über die Wirtschaftlichkeit eines RFID-Einsatzes entscheiden konnten – und haben den Wissenschaftlern dabei geholfen, die Praxistauglichkeit sicherzustellen.

Wo müssen Prozesse verändert werden
»Für eine fundierte Investitionsentscheidung ist das systematische Vorgehen bei der Wirtschaftlichkeitsanalyse besonders wichtig«, sagt Rhensius.
Ist-Analyse, Soll-Analyse, Bewertung. Aus diesen drei Stufen besteht die entwickelte Methode. Im Unterschied zu klassischen betriebswirtschaftlichen Bewertungsmethoden lag der Schwerpunkt des Aachener Projekts auf schwer monetär einzuschätzenden Vorteilen wie »Transparenz«, »Sicherheit«, oder »bessere Daten«.

Zu den Hindernissen gehört auch eine Unkenntnis bei vielen Unternehmen über den Entwicklungsstand von Technik und Standards. Ein tragischer Kreislauf: IT-Berater kennen die Technik, nicht aber die Unternehmensprozesse. Unternehmen kennen die Prozesse, nicht aber die Technik.

Datenbank mit Vergleichsprojekten
Diese Unsicherheiten haben die Projektbeteiligten bewusst einbezogen. »Der Nutzen ist nur realisierbar, wenn Hindernisse nicht ignoriert, sondern gelöst werden«, so Rhensius.

Zu Beginn des Projekts war unklar, ob eine Bewertung aller Faktoren gelingt. »Einen Großteil der Nutzenpotenziale kann man monetär bewerten, wenn man den zu Grunde liegenden Zusammenhängen auf den Grund geht«. Rhensius und sein Team haben dafür eine Datenbank mit Vergleichsprojekten, eingesetzten Verfahren und Erfahrungen aufgebaut, die die Planung und Bewertung unterstützt.
Lesen Sie auf Seite 2: Nicht besser als Barcode

Der Einzelfall entscheidet über den RFID-Einsatz
Pauschale Aussagen über einen positiven RFID-Einsatz gibt es nicht. »Man muss immer den konkreten Anwendungsfall im Unternehmen sehr genau betrachten«, betont Rhensius.

So beschäftigte sich zum Beispiel ein Betriebsprojekt mit dem Behältermanagement bei Zentis. Das Unternehmen liefert Fruchtzubereitungen in großen Metallbehältern an seine Kunden. Bei der Ist-Analyse kam heraus, dass die Transparenz bezüglich Bestand, Ort und Zustand der etwa 15 000 Behälter im Umlauf nicht zufriedenstellend war. Aus diesen Erkenntnissen ergaben sich Handlungsfelder und Soll-Prozesse, die in einem Technologieszenario abgebildet wurden.


Auch der Marmeladen-Hersteller Zentis hat sich am RFID-Forschungsprojekt beteiligt.

Nicht besser als der gute alte Barcode
Wichtig war dabei die Erkenntnis, dass man die Prozesse für einen sinnvollen RFID-Einsatz verändern musste. Eine einfache Übertragung des vorhandenen Ablaufs auf RFID bringt keinen kommerziellen Erfolg.
Auch ist RFID nicht grundsätzlich besser, als der gute alte Barcode. »Wenn ein Unternehmen einen funktionierenden Barcode-Prozess besitzt, bringt eine 1:1-Umstellung auf RFID gar nichts«, sagt Rhensius.

Im dritten Schritt erfolgt ein Vergleich der Ist- und Sollanalyse, die in eine Entscheidungsvorlage mündet. Die Projektbeteiligten haben hierfür ein Tool entwickelt. Das wichtigste sei aber die Methode, nicht das Tool. Für März planen die Wissenschaftler daher eine Veröffentlichung der Projektergebnisse in Buchform. Tutorials und Dokumente gibt es jetzt schon auf den Webseiten des Instituts.
(Barbara Lange/mt)

Weblinks
Projekt RFID-EAS
Forschungsinstitut für Rationalisierung
Stiftung Industrieforschung
Dalli-Werke
Zentis
Universitätsklinikum Aachen
Texas Instruments

Kleines Bild: RFID-Chip von Texas Instruments

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