Bundesnetzagentur-Chef: »Wir benötigen kritische Kunden«

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Die von der EU angedachte europäischen Regulierungsbehörde findet auch beim Chef der deutschen Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, keinen Anklang. »Ich halte … nichts davon, … eine neue Behörde ins Leben zu rufen«, sagte er im Interview mit der Berliner Zeitung. Schon heute würden die nationalen Regulierungsbehörden zusammenarbeiten und die EU-Kommission entscheiden. Die Roaming-Tarife für Handys seien beispielsweise auch ohne eine eine eigene europäische Behörde gesenkt wurden. Zudem seien die Märkte in den einzelnen Staaten sehr unterschiedlich. »Ich bin dagegen, dass Brüssel immer das letzte Wort behält. Schließlich würde das alle Entscheidungen, die nur für einzelne Staaten wichtig sind, nur verlangsamen.«

Mit dem deutschen DSL-Markt zeigt sich Kurth zufrieden. Der hätte im vergangenen Jahr um 5 Millionen Anschlüsse zugelegt und könnte 2008 weiter wachsen. Einen großen Anteil daran haben Telekom-Konkurrenten: derzeit würden laut Kurth jeden Monat 320 000 neue Leitungen geschaltet – weshalb es zuletzt auch zu Verzögerungen gekommen sei. »Niemand hat mit einer so starken Nachfrage gerechnet. Wir sind in gewisser Weise zum Opfer unseres Erfolgs geworden«, so Kurth. Man hätte allerdings schon Schritte eingeleitet, um die Wartezeiten zu verkürzen.

Oft seien am Kundenärger aber auch Telekom-Wettbewerber schuld, die Kunden bereits bei der Telekom abmelden, obwohl sie selbst noch keine Leitung schalten können. Hier sieht Kurth auch die Kunden in der Pflicht: sie könnten sich mit Tests von Fachzeitschriften ein Bild von der Qualität der Anbieter machen. »In Deutschland erhält man heute bereits für weniger als 30 Euro im Monat einen DSL-Anschluss mit unbegrenzter Internetnutzung und allen Telefonanrufen ins Festnetz. Die Kunden aber wollen scheinbar mehr: Europas niedrigste Preise und gleichzeitig einen Superservice. Beides passt nicht immer zusammen. Wir benötigen kritische Kunden.« (dd)

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