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Von allem etwas

Nokia N800 Internet Tablet

Das gut 200 Gramm schwere Ding passt in die Jackentasche und beschwert sie auch nicht übermäßig. Für ein schlaues Mobiltelefon wäre es denn doch ein wenig zu groß, und telefonieren lässt es nur relativ umständlich über das Internet, wenn überhaupt. Für die professionelle Nutzung der PDA-Klientel fehlen die Werkzeuge, um gängige Office-Formate besichtigen und bearbeiten zu können ebenso wie eine synchronisierbare Terminverwaltung.
Vielleicht wird das N800 das alles eines Tages auch noch können und viel mehr. Die ansprechende Hardware gäbe es her. Diese wiederum ist unterfüttert mit einer besonders angepassten Form von Linux, die von Debian abgeleitet wurde. Das verspricht zumindest theoretisch, dieses mobile Gerät immer noch vielseitiger erweitern zu können, wenn sich genug freie Entwickler dafür begeistern lassen. Von den verfügbaren Anwendungen sind derzeit aber viele nicht mit der aktuellen Version des Betriebssystems kompatibel und daher nicht installierbar.

Damit wäre geklärt, was dieses Gerät hier und heute nicht ist. Es spielt in seiner ganz eigenen Kategorie. Was also kann es wirklich, wozu ist es gut?

Die Surfmaschine

Nokia N800 Internet Tablet

Für das Websurfen bringt das N800 die besten Voraussetzungen mit, die ein mobiles Gerät in dieser Größenordnung haben kann: 800 x 480 Pixel. Die erlauben dem Display eine gestochen scharfe Darstellung mit einer kräftigen, gut anpassbaren Hintergrundbeleuchtung, die nur am äußersten rechten Rand leicht nachlässt. Der berührungsemfindliche Bildschirm erlaubt Navigation und Eingabe sowohl per Stift als auch mit dem Finger.

Nokia N800 Internet Tablet
Der clevere Touchscreen erkennt selbst treffsicher, ob er mit Stift oder Finger in Berührung kommt. Berührt der Stift ein Eingabefeld, blendet sich im unteren Drittel eine Buchstabentastatur ein und wartet auf die nach kurzer Gewöhnung erstaunlich zügige Eingabe per Stift. Nähert sich ein Finger, zieht sich das Feld zur Texteingabe in einen kleinen Bereich links oben zurück und macht somit den größten Bereich der Displayfläche für die Eingabe frei. Auch kräftigen Fingern gelingt so die Eingabe ? und selbst mit den Daumen, will man das Gerät mit beiden Händen vor sich halten. Als dritte Variante bietet sich noch eine Handschrifterkennung an, die jedoch ein anfängliches Training erfordert. Diese Formen der Texteingabe sind bei allen Anwendungen des N800 in gleicher Weise zu nutzen.

Die relative hohe Auflösung erlaubt dem vorinstallierten Opera-Browser die Darstellung ganzer Webseiten ohne Wenn und Aber. Dem Homebanking stehen keine Hindernisse entgegen. Selbst YouTube-Videos zeigt das N800, wenn auch deutlich ruckelnd. Auch Flash und Javascript sind mit dabei, so dass die gängigen Webinhalte immer und überall abzurufen sind. Sie finden ihren Weg durch das augenblicklich erkannte WLAN oder per Bluetooth über ein Mobiltelefon.
Im Praxistest bewährte sich der WLAN-Zugang im Biergarten Schleusenkrug im Berliner Tiergarten-Park, der seit dieser Saison die Gäste mit einem kostenlosen und schnellen WLAN versorgt. Das Display kam hier mit der Helligkeit strahlender Sonnentage im Übrigen weit besser zurecht als viele Notebooks. Innerhalb von Gebäuden zeigte das Gerät oft eine ganze Anzahl verfügbarer WLANs und gab dazu an, ob sie verschlüsselt oder offen zugänglich waren.

Als einzige wirkliche Begrenzung erweist sich beim Surfen die Displaygröße, die der Auflösung nicht wirklich entsprechen kann. Etwas Abhilfe schaffen die Bedienelemente an der oberen Gerätekante, die auf Vollbildmodus schalten oder in Zoom-Stufen vergrößern / verkleinern. Bei zunehmender Vergrößerung erschwert das die Navigation, die wiederum mit Finger oder Stift erfolgen kann. Als dritte Navigationsmethode hilft die links neben dem Display platzierte Tastenwippe, um von einem Weblink zum nächsten zu springen.

Mehr Websurfen auf der Couch, im Biergarten oder unterwegs im Irgendwo gibt es bislang mit keinem mobilen Gerät in dieser Größenordnung. Diese Erfahrung bleibt dennoch unvermeidlich weit entfernt vom Surfen per Desktop oder Notebook. Beim Surfen mit dem N800 kommt oft der Wunsch nach mehr Displayfläche bei gleicher Auflösung auf ? zum Beispiel mit einer Diagonale von 7 Zoll wie bei UMPCs üblich, die dafür aber auch wesentlich teurer und schwerer sind.

Der Medienplayer

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Die Töne der im Gerät integrierten Stereolautsprecher sind für die Sprachausgabe brauchbar, können aber nicht wirklich begeistern. Die Tonausgabe über den Kopfhörerausgang hingegen erwies sich als ausgezeichnet und eines Medienplayers würdig. Selbst über das versuchsweise angeschlossene Lautsprechersystem JBL Encounter mit Subwoofer und Satelliten ließen sich keine wesentlichen Schwächen ausmachen.
Erstaunlich ist hingegen, wie das von Nokia mitgelieferte drahtgebundene Headset durch die Qualitätskontrolle kam: Während die Schnur zum linken Ohr nur 16 cm maß, schlängelte sich die zum rechten Ohr satte 54 cm. Das steht zum Glück ganz im Gegensatz zur rundum beeindruckenden Qualität von Gehäuse und insbesondere Display.

Mediaplayer Nokia N800
Die Anwendung Media Player kommt bestens mit den gängigen Audioformaten zurecht. Von iTunes exportierte AAC-Dateien spielt er ebenso ab wie MP3, RA (RealAudio) und einige Formate mehr.

Als Bildbetrachter präsentiert er die gängigen Formate wie JPEG, PNG, TIFF und BMP.
Die Video-Wiedergabe demonstrieren zwei von Nokia vorsorglich mitgelieferte Werbeclips für N800 und N93. Sie wurden offenbar für dieses Gerät optimiert und sorgen für einen echten Aha-Effekt bei der ersten Betrachtung insbesondere im Vollbild-Modus. Videos in AVI, H.263, MPEG-1, MPEG-4, RV (Real Video) und 3GP verspricht er ebenfalls abzuspielen. In der Praxis zeigte er sich jedoch wählerisch bei den unterstützten Formaten und deren Varianten, so dass hier die optimale Konvertierung zu erproben ist.

Das Internet-Radio bringt bereits mit einer UMTS-Verbindung über das Mobiltelefon beständige Soundbeschallung. Nicht alle Sender bieten die passenden Streams, dafür gibt es aber auch reichlich viele davon.
Ein Zusatzfeature ist das UKW-Radio, dass über den Programmmanager nachzuinstallieren und als Applet im Home-Bildschirm zu platzieren ist. Es liefert glasklare Töne, wenn beliebige Kopfhörer oder auch externe Lautsprecher über die Kopfhörerbuchse angeschlossen sind. Das Kabel dient dabei zugleich als Antenne, wie man es auch von verschiedenen Smartphones kennt.

Der Kommunikator

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Der RSS-Feed-Reader hält über die aktuelle Nachrichtenlage auf dem Laufenden. Sie erscheinen auf der Home-Ansicht des N800, die vom Benutzer im Display-Modus frei zu konfigurieren ist.
Das E-Mail-Programm holt die neuesten Nachrichten von POP3- oder IMAP4-Accounts. Es empfiehlt sich IMAP, um zunächst nur die Überschriften abzurufen und die Nachrichten auf dem Server zu lassen. Besonders gut kommt das Tablet mit Google Mail zurecht. Über Google Talk klappt es mit Instant Messaging auf Jabber-Basis. Ebenfalls mit Google Talk sind VoIP und selbst Videotelefonate mit anderen N800-Besitzern sind möglich ? seitlich fährt dafür eine schwenkbare Kamera (640 x 480 Pixel) aus.
Schmerzlich vermisst wird derzeit noch die angekündigte Skype-Unterstützung, um die kommunikativen Fähigkeiten des Tablets erst richtig abzurunden.

Der Navigator

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Von garage.maemo.org ist die kostenlose und quelloffene Anwendung Maemo Mapper zu bekommen, die Navigation und eine begrenze Routenführung erlaubt. Sie holt per Internet-Download Kartendaten wahlweise von Google Earth, Virtual Earth oder OpenStreet, Straßenkarten ebenso wie Satellitenbilder oder eine hybride Darstellung. Der Mapper findet augenblicklich einen per Bluetooth gekoppelten GPS-Empfänger und zentriert die Darstellung auf den eigenen Standort oder ein gewähltes Ziel.

Das reicht gut, um sich mit den verfügbaren Zoomstufen ein Bild von der nächeren oder weiteren Umgebung zu machen und zeigt, was ein Touchscreen dieser Qualität und Größe für die Navigation bringt. Wer eine richtige Routenführung mit Sprachausgabe braucht, dem möchte Nokia gerne ein Navigation Kit verkaufen, dass für knapp 200 Euro alles weitere von der Software mit Europa-Karten über GPS-Maus bis zum Ladekabel mitbringt.

Das Ultra-UMPC-Notebook

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… ist das N800 eher noch nicht, auch wenn es ein paar Dinge davon hat. Es eignet sich für die schnelle und relativ komfortable Eingabe von Notizen, was schon mit der Soft-Tastatur für Stift oder Finger bequem möglich ist. Eine per Bluetooth verbundene Tastatur lässt durchaus die Eingabe längerer Texte zu. Die Notizen-Anwendung erlaubt grundlegende Formatierungen, verzichtet jedoch auf die weiteren Features und unterstützt vor allem nicht die üblichen Formate einer Textverarbeitung. Immerhin lässt der PDF-Reader E-Books und andere Dokumente lesen. Einem PC mit seinen zahlreichen installierbaren Anwendungen kommt dieses Tablet nicht gleich, hier findet es seine Grenzen nicht nur in der Größe.
Es ist aber ein mobiler Kompromiss, den man praktisch immer dabei haben kann. Und das meist rund 2 Kilo gewichtigere Notebook kann immer öfter mal zu Hause bleiben.

Was sich mit Bluetooth verbindet

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Die drahtlose Verbindung per Bluetooth kann aus mobilen Geräten so etwas wie einen intelligenten Schwarm machen. Wenn es mit den Verbindungen denn klappt, was bei der Hardware verschiedener Hersteller und den unterschiedlichen Bluetooth-Profilen eben nicht immer der Fall ist. Das N800 bot hier im Test eine gute, aber eben nicht umfassende Kompatibilität.
Essentiell ist vor allem die Verbindung zum Mobiltelefon, um auch jenseits der WLANs immer mit dem Internet verbunden sein zu können. Das funktionierte mit dem UMTS-Handy Nokia 6630 mühelos und auch dauerhaft stabil. Die gleiche Kompatibilität ist auch von den Geräten anderer Hersteller zu erwarten.
Das mit seiner integrierten Halterung schräg aufstellbare Tablet ruft geradezu danach, per Bluetooth mit einer richtigen Tastatur verbunden zu werden, um fast wie ein richtiger UMPC dazustehen. Das klappte problemlos mit der von Nokia selbst angebotenen Falttastatur. Die eignet sich allerdings ihres geringen Tastenabstands wegen nicht wirklich für das 10-Finger-Tippen und bringt daher nur begrenzten zusätzlichen Nutzen.
Als Alternative bietet sich die Stowaway-Tastatur von Think Outside mit ihrem größeren Tastenabstand an, die ebenfalls faltbar ist und rund 200 Gramm wiegt. Selbst Apples Bluetooth-Tastatur ließ sich problemlos mit dem N800 koppeln, auch wenn diese Paarung durch den Größenunterschied etwas absurd wirkte.
Das Stereo-Headset Blueband von iTech ließ sich per Bluetooth zwar koppeln, war aber dennoch nicht nur Ausgabe von Tönen zu bewegen. Obwohl es als Gerätetyp Audio/Video gesehen wurde, erkannte das N800 kein einziges der unterstützten Profile. In der gleichen Weise blieb auch das Mono-Headset H500 von Motorola außen vor..
Eine GPS-Maus von Royaltek, wie sie vielen Navigationssystemen beiliegt, verband sich hingegen bereitwillig mit dem Internet Tablet.
Nicht per Bluetooth, sondern über USB-Kabel stellen sich die beiden gleichzeitig nutzbaren Speicherkarten ? mit zusammen bis zu 4 GB – einem PC unabhängig von seinem Betriebssystem als Massenspeicher dar. Das sorgt für eine schnelle und spielend einfache Übertragung von Daten in beiden Richtungen.

Fazit N800

Nokia N800 Internet Tablet

Nokias Internet Tablet bietet ausgezeichnete Hardware, die auch noch gut aussieht. Leider fehlt es noch an Anwendungen über die bereits verfügbaren hinaus. Gäbe es davon mehr, wäre es ein richtig vielseitiges Gerät, das man immer bei sich haben müsste. Als Medienplayer macht das N800 eine mehr als passable Figur. Für E-Mail und Messaging unterwegs ist es fast schon ideal. Den Spaß beim Websurfen fördert die hohe Auflösung, begrenzt aber zugleich die Displaygröße des ultramobilen Geräts.
Das Internet Tablet ist ein Spaßgerät mit ganz eigenem Profil und lässt einen heute viel von dem erahnen, was mit mobilen Geräten noch alles möglich sein wird. Es ist den Kinderschuhen seines Vorläufers N770 entwachsen und vereint jetzt solide und beschleunigte Hardware mit einer Software-Basis, die auf Erweiterungen hoffen lässt. Ein Gerät für den breiten Markt ist es sicherlich nicht, spricht wohl eher den Gadget-Enthusiasten an. Für den Käufer mit etwas technischem Spieltrieb bleibt es jedoch lange Zeit spannend und verspricht unterhaltsame Entdeckungen.

Nokia N800
Hersteller: Nokia
Internet: www.nokia.de
Preis: 399 Euro (Straßenpreis ab 360 Euro)

Note: gut
Ergonomie (40%): sehr gut
Ausstattung (25%): gut
Leistung (25%): gut
Service (10%): befriedigend

Technische Daten
Bildschirm: 4,2 Zoll LCD-TFT, Touchscreen, 65.536 Farben
Auflösung: 800 x 480 Pixel
Akku: Lithium-Ionen
Speicher: 128 MB RAM, 256 MB Flash
Steckplätze: 2 SD-Karten bis zu jeweils 2 GB
Betriebssystem: Linux embedded / Internet Tablet OS 2007 Edition
Maße, Gewicht: 75 x 144 x 13 mm, 206 Gramm

Messwerte
Akkulaufzeit 3 ? 4 Stunden surfen / bis zu 12 Tage Standby

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