Werden x86-kompatible Systeme sterben?
Intels Energiefresser hat bald ausgedient
Nicht jede “grüne” IT ist umwelttfrundlich
Werden x86-kompatible Systeme sterben?
Angesichts des wachsenden Drucks auf die Firmen, den ökologischen “Fußabdruck” ihrer Rechenzentren zu minimieren und angesichts der Anbieter, die sich in ihrer Selbstdarstellung als “grün, grüner am grünsten” überschlagen, hat die Aussage, dass sich das Problem des Energieverbrauchs von Prozessoren verschlimmert statt sich abzuschwächen, schon etwas Entmutigendes.
Eine vor kurzem von AMD veranlasste Studie besagt, dass der Gesamtverbrauch an Energie für Server zwar über mehrere Jahre gleich geblieben ist, sich der Verbrauch der billigeren Massen-Server aber erhöht hat. Dieser Systemtyp, der üblicherweise die x86-Prozessorarchitektur umfasst und entweder mit Windows oder Linux betrieben wird, machte 96 Prozent aller im Jahre 2005 in den USA verkauften Server aus.
Darüber hinaus deuten alle Zeichen darauf hin, dass es in den nächsten Jahren einen Boom bei der Nachfrage für die preiswerten Server geben wird – und zwar größtenteils nicht aus Kostengründen. Einige Führungskräfte bei AMD vertreten die Meinung, dass eine weit reichende Migration der Unternehmen zu Linux und verteilten Systemen (Cluster) ein Grund für die reißende Nachfrage nach Billig-Servern sein könnte. Und wer braucht noch einen großen Server, wenn er mit Virtualisierung mehrere Geräte emulieren kann?
Jetzige Server könnten Kaffee kochen
Werden x86-kompatible Systeme sterben?
Doch auch die Virtualisierung wird einen großen Einfluss auf den Energieverbrauch haben, denn sie braucht Server mit mächtigen Prozessoren und viel Speicher. Die Aufblähung des Codes, die viele ausgereifte Architekturen peinigt, heizt die Nachfrage nach hochleistungsfähiger Ausrüstung ebenfalls an.
Wie auch immer, es werden innerhalb jedes Geräts mehr Chips vorhanden sein, die Wärme abgeben. Vielleicht sollten Server ins Wasserbad gestellt werden, um als Zentralheizung zu agieren – oder wenigstens, um Tee oder Kaffee zu kochen. Damit hätte man wenigstens einen geringfügigen “Payback-Effekt”.
Aber im Ernst, wenn die Server für eine globale Energierechnung von 7,2 Milliarden Dollar mit steigender Tendenz verantwortlich sind, haben wir wohl ein Problem. Was kann also getan werden?
Zuerst müssten wohl einige Grundsätze des Enterprise Computing hinterfragt werden.
Intels Tera-Scale spart Energie
Werden x86-kompatible Systeme sterben?
Man redet beispielsweise viel über “bessere Leistung pro Watt” in den Prozessoren – aber has heißt “Leistung” eigentlich? Wenn sie den Aufwand definiert, den ein System treibt, um aufgeblähte Anwendungen in unangemessen groß ausgelegten Betriebssystemumgebungen zu verwalten – die real die Funktionalität der Unternehmensprozesse seit 10 Jahren nicht merklich voran gebracht haben – , ist Umdenken gefragt.
Es könnte an der Zeit sein, das Undenkbare zu denken, um mit Sentimentalitäten Schluss zu machen und ernsthaft zu überlegen, ob man die x86 Prozessorarchitektur nicht in Rente schickt.
Intels Pläne lassen vermuten, dass das Unternehmen bereits zu diesem Schluss gekommen ist. Das Ziel, das Intel in seinen Labors bereits erreicht hat, war ein Prozessor mit 80 Rechen-Kernen, der für ein Teraflop Leistung weniger Energie kostet als viele einkernigen x86-Geräte, wie sie gegenwärtig in Betrieb sind.
Wo mag das hinführen? Nun ja, ein bis zwei Jahre lang zu nichts Konkretem. Aber es liegt nur 11 Jahre zurück, dass die erste Teraflop-Leistung auf dem ASCI Red Supercomputer erreicht wurde – dieser wurde allerdings mit 10.000 Pentium Pro betrieben.
Wenn aus Intels Projekten etwas Greifbares entsteht, könnte es zu einer Veränderung der aktuellen IT-Strategie und Infrastruktur in Unternehmen kommen. Das zeitweilige Chaos durch die Umrüstung auf die “Tera-Scale-Technik” wäre dann weniger er- und abschreckend, als beim alten x86-Monster zu bleiben.