Jolla droht das Aus

Start-UpUnternehmen
Jolla Sailfish OS (Bild: Jolla)

Der Entwickler des Jolla Smartphones und des Jolla Tablets sowie von Sailfish OS, hat seinen wichtigsten Investor verloren. Er sollte in der laufenden Finanzierungsrunde 10 Millionen Euro zuschießen. Nun wurde ein Großteil der Belegschaft entlassen und Gläubigerschutz beantragt.

Das finnische Mobil-Start-up Jolla hat einen Großteil der Belegschaft entlassen und Gläubigerschutz beantragt. Das hat Antti Saarnio, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender von Jolla, jetzt bekannt gegeben. Als Grund nennt Saarnio den Rückzug des Lead-Investors. Damit fehlten dem Unternehmen bereits fest eingeplante 10 Millionen Euro.

Jolla_Sailfish_OS (Bild: Jolla)
Das Jolla Tablet soll als erstes Gerät mit Sailfish OS 2.0 auf den Markt komemn – hat sich aber deutlich verspätet (Bild: Jolla).

Nun hofft Saarnio, die angelaufene Finanzierungsrunde doch noch erfolgreich abschließen und dann den Betrieb wieder aufnehmen und ausbauen zu können. “Jolla kämpft jetzt um sein Überleben. Schlüssel in diesem Kampf ist, dass wir die Finanzierung für den Dezember schaffen. Wenn uns das gelingt, kann auch das, Tablet-Projekt erfolgreich werden”, so Saarnio auf der Firmenwebsite.

Die Schwierigkeiten bei diesem Projekt scheinen auch der Anlass für den Ausstieg des Investors zu sein. Die Markteinführung hatte sich vor allem wegen Hardwareproblemen verschoben, zudem floss ein Großteil der für das Tablet ausgegeben Gelder in die Weiterentwicklung des Mobilbetriebssystems Sailfish OS. Denn, so Saarnio “obwohl das Tablet-Projekt für Jolla nicht profitabel war, war es ein Schlüsselprojekt, um Sailfish OS auf ein höheres Niveau zu heben.”

Jolla-Smartphone mit Sailfish OS (Bild: Jolla)
Das im November 2013 von Jolla vorgestellte Smartphone mit Sailfish OS (Bild: Jolla).

Abschließend denkt Saarnio darüber nach, dass man mit dem Projekt eines alternativen Mobilbetriebssystems vielleicht etwas zu früh dran ist und man sich wohl noch etwas gedulden müsse, bis die Welt verstanden habe, wie wichtig es ist, eine Alternative zu Android zu haben. Allerdings stehe man kurz davor. Es habe bereits viele recht weit fortgeschrittene Gespräche mit Partnern gegeben, die Sailfish OS in ihren Projekten einsetzen wollten.

Sofern die aktuelle Finanzkrise überwunden wird, könne diesbezüglich schon “bald” etwas Konkretes angekündigt werden. Mehrere gerade erst entlassene Mitarbeiter haben bereits ihr Interesse bekundet, zu dem Unternehmen zurückzukehren. Außerdem denkt man offenbar darüber nach, wie Sympathisanten zur Unterstützung der Entwicklung beitragen können. Auch diesbezüglich stellt Saarnio Ankündigungen in Aussicht.

Allerdings wird es mit der Zeit für Jolla nicht einfacher. Denn mit dem Anspruch, eine Alternative auf dem Betriebssystemmarkt zu bieten, steht es längst nicht mehr alleien da. Erst kürzlich hat Telefónica als erster europäischer Provider ein Smartphone mit Cyanogen OS angekündigt. Das Modell BQ Aquaris X5 wird in Spanien bereits verkauft, in Deutschland und Großbritannien wird es demnächst erhältlich sein. Der Preis dürfte knapp über 200 Euro liegen. Außerdem machen auch Mozilla mit Firefox OS und Canonical mit Ubuntu auf Smartphones allmählich Fortschritte – obwohl sie grundsätzlich mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wie Jolla. Allerdings kann bei Mozilla und Ubuntu zumindest die Finanzierung als gesichert angesehen werden.

Im Oktober veröffentlichten Jolla-Mitarbeiter bei Twitter bereits erste Bilder des Jolla-Tablets (SAcreenshot: ITespresso).
Im Oktober veröffentlichten Jolla-Mitarbeiter bei Twitter bereits erste Bilder des Jolla-Tablets (Screenshot: ITespresso).

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