Erster Mobilfunkbetreiber kündigt Blockade von Online-Werbung an

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Digicel Logo (Grafik: Digicel)

Das in der Karibik, Mittelamerika, Ozeanien und Asien tätige Unternehmen will damit als erstes Ernst machen. Berichten zufolge soll allerdings die Deutsche Telekom ähnliche Überlegungen anstellen. Digicel beginnt damit in Jamaika und nutzt Software des israelischen Start-ups Shine Technologies.

Der Mobilfunkprovider Digicel wird künftig Online-Werbung für seine Kunden bereits in seinem Netzwerk blockieren. Er begründet den Schritt zum einen damit, dass die Nutzung mobiler Angebote so verbessert und das Inklusivvolumen der Kunden geschont werden soll. Anzeigen seien im Durchschnitt für rund 10 Prozent des übertragenen Traffic verantwortlich. Andererseits will er auf diese Weise Anzeigennetzwerke von Firmen wie Google, Facebook und Yahoo dazu zwingen, sich am Breitbandausbau zu beteiligen. Das ist eine vornehme Umschreibung dafür, dass er von ihnen Geld dafür verlangt, dass er die Blockade wieder aufhebt.

Digicel Logo (Grafik: Digicel)

Wie das Wall Street Journal erfahren haben will, denkt man auch bei der Deutschen Telekom über ähnliche Pläne nach. Abwegig ist das nicht. Schließlich hatte deren damaliger Chef Rene Obermann bereits 2013 laut darüber nachgedacht, ob man von großen Inhalteanbietern nicht Geld verlangen soll. Schließlich seien die auf ein gutes Netz angewiesen. Die Vorschläge stießen damals allerdings in der Politik auf heftige Ablehnung.

“Firmen wie Google, Yahoo und Facebook sprechen viel darüber und haben auch einige Verdienste bei der Verbreitung der Idee, dass Breitband für alle zugänglich sein sollte – aber sie geben dafür kein Geld”, so Digicel-Chef Denis O’Brien in einer Pressemitteilung. “Stattdessen nutzen sie die Bemühungen und Investitionen von Netzwerkbetreiber wie Digicel schamlos aus, um sich selbst die Taschen zu füllen. Das ist unakzeptabel. Wir als Netzwerkbetreiber nehmen den Kampf gegen sie auf, um sie zu zwingen, ihre Brieftaschen zu öffnen und tatsächlich etwas zur Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen der Weltbevölkerung beizutragen”, so O’Brien weiter.

Digicel-Chef Denis O’Brien wirft Google, Facedbook und Yahoo Heuchelei beim Thema "Breitband für alle" vor (Bild: Digicel).
Digicel-Chef Denis O’Brien wirft Google, Facedbook und Yahoo Heuchelei beim Thema “Breitband für alle” vor (Bild: Digicel).

Alleine wird sich O’Brien allerdings nicht durchsetzen können. Digicel hat eigenen Angaben zufolge zwar 13,6 Millionen Kunden, die sind aber auf zahlreiche Länder in der Karibik, Mittel- und Südamerika sowie einige Inselstaaten in Ozeanien, Papua-Neuguinea sowie Myanmar verteilt. Sollten sie keine Werbung der Internetgiganten mehr sehen können, dürften die das verschmerzen.

Schmerzhafter wird es allerdings, wenn sich andere ein Beispiel daran nehmen. Das wäre auch technologisch möglich, denn die für die Aktion verwendete Software stammt vom israelischen Start-up Shine Technologies. Das ist auf Blocking-Technologie auf Netzwerkebene spezialisiert. Funktioniert das bei Digicel zufriedenstellend, könnte sich das entscheidend auf die Gespräche mit den andren Netzbetreibern, mit denen Shine derzeit verhandeln soll, auswirken.

Außer in zahlreichen amerikanischen Staaten ist Digicel noch in den pazifischen Inselstaaten Fidschi, Nauru, Samoa, Tonga und Vanuatu sowie in Papua-Neuguinea und Myanmar aktiv (Screenshot: ITespresso).
Außer den in der Karte ersichtlichen amerikanischen Staaten ist Digicel noch in den pazifischen Inselstaaten Fidschi, Nauru, Samoa, Tonga und Vanuatu sowie in Papua-Neuguinea und Myanmar aktiv (Screenshot: ITespresso).

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