Simfy gibt auf und tritt Kunden an Deezer ab
Das deutsche Musik-Streaming-Angebot Simfy macht zu. Seit 1. Mai kann das Angebot “lizenzrechtlichen Gründen” nur noch mit erheblichen Einschränkungen genutzt werden. Entweder konnte Simfy die Zahlungen an die großen Musikverlage nicht mehr leisten, oder diese haben die Rechte aus anderen Gründen zurückgezogen. Da allerdings Simfy selbst schon am 21. April die Liquidation beantragt hat, ist ersteres die wahrscheinlichere Variante.
Auf seiner Website empfiehlt Simfy seinen Kunden, zum französischen Streaming-Dienst Deezer zu wechseln. Der ist bereits seit Anfang 2012, nachdem er ein Abkommen mit der GEMA unterzeichnet hatte, mit seinem Angebot auch in Deutschland vertreten. Im Herbst 2012 hatte dann der russische Milliardär Len Blavatnik, dem auch das Musiklabel Warner gehört, 100 Millionen Dollar in Deezer investiert Darüber, ob die Eigentümerstrukturen etwas damit zu tun haben, dass Warner seinen Katalog Anfang des Jahres von Simfy hatte nehmen lassen, kann nur spekuliert werden.
Simfy muss letztendlich wohl aus dem hochgejubelten aber hart umkämpften Geschäft mit Musik-Streaming ausscheiden, weil es das Rennen um die Gunst der Investoren verloren hat. Berichten zufolge soll es zwar über 30 Millionen Euro an Venture Capital erhalten haben – angesichts der Beträge, die Konkurrenten wie Deezer und Spotify erhalten haben, war das aber zu wenig. Der Umzug von Köln ins hippe Start-up-Eldorado Berlin konnte daran nichts ändern, die damit einhergehende Konzentration auf das Deutschland-Geschäft hat sicher nicht dazu beigetragen, im Kampf mit der weltumspannend agierenden Konkurrenz Boden gut zu machen.
Nutzer, die Mehrmonatspakete gebucht haben, schauen wohl in die Röhre. Weder aus der Site mit der Umstiegsempfehlung zu Deezer noch den FAQ von Simfy geht hervor, was mit bestehenden Accounts geschieht. Auch auf der Deezer-Site werden derzeit keine besonderen Willkommensangebote für bisherige Simfy-Kunden unterbreitet.