Deutsche Kleinunternehmen entdecken Social Media
Die aktuelle Ausgabe des ADP Social Media Index (ASMI) stellt einen Wendepunkt bei der Social-Media-Nutzung durch den Mittelstand fest. Die im Auftrag von ADP, einem Anbieter von Lösungen in den Bereichen Outsourcing und Human Capital Management durchgeführte Erhebung legt den Schwerpunkt naturgemäß auf das Personalmanagement. In diesem Bereich stagnierte die Social-Media-Nutzung im Mittelstand in den drei zuvor halbjährlich durchgeführten Erhebungen. Seit Dezember 2013 legte sie nun aber deutlich zu.
Insgesamt ist der ADP Social Media Index ist seitdem um acht Indexpunkte angestiegen. Besonders starkes Wachstum verzeichnen die Marktbeobachter die mittelgroßen und kleinen Unternehmen. Während sie bei ersteren einen Anstieg um 20 Indexpunkte feststellten, können die kleinen Firmen sogar mit einem Anstieg um 46 Indexpunkte aufwarten. Bei Großunternehmen ist der ASMI dagegen lediglich um 2 Punkte gestiegen – lag aber auch vorher schon auf deutlich höherem Niveau.
“Modernes Personalmanagement kommt nicht an Social Media vorbei. Sie bieten hilfreiche Werkzeuge zur Rekrutierung, Mitarbeiterbindung und Markenbildung. Das erkennen nicht nur deutsche Großunternehmen. Auch die Personalabteilungen kleinerer und mittlerer Unternehmen bessern inzwischen vielerorts nach”, erklärt Professor Andreas Kiefer, Vorsitzender von ADP Deutschland.
Das spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen wider: Zwei Drittel der Firmen wollen vor allem bei der Personalrekrutierung stärker auf die neuen Möglichkeiten im Internet setzen. Der Einsatz von Social Media insgesamt – also zum Beispiel auch für Vertrieb oder Pflege der Kundenbeziehungen – soll dagegen bei 56 Prozent der Unternehmen ausgebaut werden.
Den starken Anstieg bei kleinen Unternehmen führt der ADP-Chef auf deren großen Nachholbedarf zurück. “In deutschen Großunternehmen ist die Social Media Nutzung dagegen bereits weitgehend etabliert, wodurch allmählich eine Sättigung erreicht wird. Dennoch bauen auch die großen Unternehmen ihren Social-Media-Einsatz qualitativ und inhaltlich weiter aus”, so Kiefer in einer Pressemitteilung.
Der Erhebung zufolge hat sich im vergangenen Halbjahr die Zahl der Unternehmen, die bereits eine spezielle Social-Media-Strategie entwickelt haben und umsetzen, von 24 auf 29 Prozent erhöht. Weitere 24 Prozent der Unternehmen arbeiten den Umfrageergebnissen zufolge gerade an solch einer Strategie. Im Zuge der Neuorientierung zeichnet sich auch ein Wechsel der Kommunikationsformen ab: 2012 nutzten über 70 Prozent der Unternehmen Social Media als reinen Informationskanal, aktuell ist dies nur noch bei knapp der Hälfte der Fall.
Laut ADP wird in den sozialen Medien vor allem im HR-Management zunehmend auf Dialog (29 Prozent) und Diskussion (12 Prozent) gesetzt. In der Natur der Sache liegt wohl, dass für diesen Bereich die Unternehmen Xing und LinkedIn am häufigsten Nutzen (22 Prozent). Allerdings weisen Facebook und YouTube starke Zuwachsraten auf.
Bei der Betrachtung nach Branchen zeigt sich, dass die produzierende Industrie, öffentlich-rechtliche Institutionen sowie Behörden den geringsten Nutzungsgrad aufweisen. Vorreiter sind dagegen Firmen aus IT und Telekommunikation. Zwar etwas weniger fleißig, dafür noch gründlicher nehmen allerdings Firmen aus der Finanz- und Versicherungsbranche sich des Themas an: Sie erzielen den höchsten Indexwert – in der qualitativen Umfrage.
Im Herbst 2013 war eine umfangreiche Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Liechtenstein und der Wirtschaftsuniversität Wien noch zu dem Ergebnis gekommen, dass das Engagement kleiner und mittelgroßer Unternehmen in sozialen Netzwerken weitgehend wirkungslos bleibt. Allerdings bezog sich diese Aussage auf die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen. Die Autoren der Studie haben mehr als 400 Entscheidungsträger aus Unternehmen sämtlicher Größen und Branchen im gesamten deutschsprachigen Raum befragt. Obwohl die Präsenz in sozialen Medien praktisch kostenfrei, zielgruppenadäquat und ohne großen Aufwand zu handhaben sei, gelinge es gerade den Firmen noch nicht, die Kommunikationskanäle im Internet erfolgreich zu nutzen, so die Wissenschaftler.
Nach Ansicht der Projektleiter Professor Sascha Kraus (Vaduz) und Dr. Isabella Hatak (Wien) ist für eine bessere Ausbeute die Optimierung der Grundvoraussetzungen erforderlich: “Lediglich ein Drittel nimmt eine quantitative Auswertung der Netzwerknutzung vor, kontrolliert Klicks, Freundschaftsanfragen oder die Anzahl der Nutzerkommentare. Die übrigen zwei Drittel verfügen über keinerlei Messsystem für den Erfolg und kennen meist auch keines. Eine qualitative, sprich inhaltliche Überprüfung der Tätigkeit in sozialen Netzwerken findet praktisch nirgendwo statt”, bedauern die Studienautoren.
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