Trend: der eigene App Store

Für IT-Manager scheint es nie einen ruhigen Moment zu geben. Vor drei oder vier Jahren hatten sie ihre liebe Not mit dem Siegeszug der Smartphones bei den Mitarbeitern. Vor allem Sicherheitsrisiken beim Einsatz der Mobilgeräte bereiteten den Unternehmen Sorgen.
Die Antwort der IT- oder Security-Dienstleister hieß Mobile Device Management (MDM). Damit können alle Mobilgeräte, egal ob Notebook, Tablet-PC oder Smartphone ans Unternehmensnetzwerk angebunden und kontrolliert werden. Auch Zugriffsrechte auf bestimmte Datenbereiche können eingeschränkt, der Start unsicherer Anwendungen auf dem Mobilgerät blockiert werden.
War eine MDM-Lösung installiert, konnten IT-Manager in Sachen Mobilgeräte erstmal Entwarnung geben und sich um die andere Security-Baustelle kümmern: Cloud Computing.

Apps: Die neue Herausforderung
Nun kommt eine neue Herausforderung auf IT-Manager zu. Hatte man den Mitarbeitern vorher gesagt, dass sie nach der Devise “BYOD” (Bring your own Device) ruhig ihr eigenes Smartphone oder Tablet im Job nutzen könnten, mussten die IT-Verantwortlichen feststellen, dass die Mitarbeiter ja damit auch ihre eigenen Apps mitbringen (BYO, Bring your own App). Die haben sie zumeist aus Apples iTunes-Store oder für Android-Geräte aus Googles Play Store heruntergeladen. Das unkontrollierte Herunterladen von Apps ist weniger bei Apple, das die Apps im iTunes-Store streng kontrolliert, aber vor allem bei Android ein Sicherheitsrisiko.
Doch auch hierfür gibt es inzwischen eine Lösung. Sie heißt Enterprise App Store. In Verbindung mit dem oben erwähnten Mobile Device Management bekommt das Unternehmen damit eine Plattform, die alle mobilen Endgeräte der Mitarbeiter verwaltet und einen Überblick über die eingesetzten Apps liefert.
Der Mitarbeiter holt sich die benötigten Apps für Smartphone oder Tablet-PC aus dem Firmen-Store. Die jeweilige Anwendung ist bereits vom IT-Management geprüft, für gut befunden und freigegeben worden. Größere Firmen gehen zudem immer mehr dazu über, eigenen Apps für die Mitarbeiter zu entwickeln und in den Store einzustellen.
Marktentwicklung bestätigt Gartner-Prognose
Diskutiert wird dieser Trend seit einer Ankündigung des Marktforschungsunternehmen Gartner Anfang 2013. Damals hatte Gartner vorausgesagt, dass 2017 jedes vierte große Unternehmen über einen eigenen Enterprise App Store verfügen wird. Die Gartner-Prognose wird inzwischen von der Entwicklung auf dem Markt bestätigt.
Vorhandene Softwareverwaltung- und Infrastrukturlösungen berücksichtigen oft die Apps auf den Mobilgeräten der Mitarbeiter nicht ausreichend. Deshalb sind sie auf der Suche nach standardisierten Verfahren, um Apps auf die Smartphone oder Tablets der Mitarbeiter verteilen zu können.
Fündig werden sie zunehmend auf dem Markt der IT-Dienstleister, die nicht nur Mobile Device Management anbieten, sondern dies auch mit einem Enterprise App Store verknüpfen. Am besten unabhängig von Gerätetyp und Betriebssystem, so dass alle Anwendungen, egal ob Smartphone-App oder die Software auf dem PC oder gar die Cloud-Anwendungen von einer zentralen Konsole aus verwaltet und reglementiert werden können.
Laut Gartner ergeben sich durch die App Stores Einsparungen bei den Kosten für Softwarelizenzen. Zudem können IT-Manager verhindern, dass Mitarbeiter mit externen Apps die Software-Strategie ihrer Firma unterlaufen. Ein weiterer Vorteil eines eigenen App Stores ist, dass IT-Manager Kontrolle über alle Apps haben, sie haben die Apps schließlich selbst ausgewählt und in den Store eingestellt.
Was ein App Store können muss
Ein leistungsfähiger Enterprise App Store sollte in der Lage sein, auch die Apps von externen Anbietern aufzunehmen. Zudem muss er auf eine MDM-Lösung aufsetzen. Für den Erfolg des Konzepts ist nach Meinung von Gartner besonders wichtig, dass die Mitarbeiter eine große Auswahl von Apps zur Verfügung haben, aus denen sie wählen können.
Im Konzept des Enterprise App Store zeigt sich auch ein Wandel darin, wie Unternehmen mit Software umgehen. Während früher der zuständige IT-Manager entschieden hat, welche Programme angeschafft werden, funktionieren Enterprise App Store auch andersherum. Die Mitarbeiter entscheiden selbst, welche App oder welches Software-Tool für ihren Job am besten geeignet ist.

Das Unternehmen schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits haben Mitarbeiter Entscheidungsfreiheit bei der Wahl der Software, andererseits behält das Management die Kontrolle über die verwendeten Apps, da diese dem hauseigenen App-Store entnommen werden. Dem zuständigen IT-Manager kommt in Zukunft vor allem die Aufgabe zu, das Sortiment im Store zu pflegen. Dazu gehört beispielsweise veraltete oder ineffizient arbeitende Apps zu entfernen und dafür zu sorgen, dass die vorhandenen Tools regelmäßig aktualisiert werden und neue Apps hinzukommen.
App Store-Anbieter in Deutschland
Wer sind nun die Dienstleister, die in Deutschland Plattformen für Enterprise App Stores anbieten? Dazu gehört beispielsweise das Stuttgarter Unternehmen M-Way Solutions mit der Mobil-Plattform “Relution”. Sie kombiniert eine MDM-Lösung mit einem Enterprise App Store.

Der App Store bietet für das IT-Management zahlreiche Optionen, die den ganzen “Lebenszyklus” der App begleiten sollen. So gibt es eine Review-Funktion, anhand derer alle an der Entwicklung einer App Beteiligten, darunter auch die Anwender, Feedback geben oder auf Fehler und Bugs hinweisen können. Missbrauch von Apps lässt sich durch definierte Zugangsrechte oder durch das Blockieren von “ungewollten Benutzerverhalten” einschränken. M-Way Solutions ist besonders stolz auf die “intuitive Benutzbarkeit” und das “ansprechende Design” seines Enterprise App Store.
Ein auf den ersten Blick ähnliches Konzept verfolgt Ameria, ein 2001 gegründeter IT-Dienstleister aus Heidelberg. Der Ameria App Store versteht sich mit Apples iOS-Geräten, Android und iBooks. Insgesamt lassen sich bis zu 10.000 Apps einstellen Der Ameria-Store lässt sich mit einer vorhandenen MDM-Lösung verbinden.

Apps für den Blackberry
Ein Nachteil der App Stores ist aber, dass sie sich auf die zwei meistverbreiteten Mobil-Betriebssysteme Android und iOS beschränken. Blackberry und Windows Phone bleiben unberücksichtigt. Unternehmen, bei denen viele Blackberrys eingesetzt werden, könnten sich die “Mobility Management Plattform” von Blackberry ansehen. Die MDM-Lösung unterstützt nicht nur die hauseigenen Smartphones, sondern auch iOS und Android. Auch wenn der Marktanteil des kanadischen Smartphone-Pioniers in den letzten Jahren stark gesunken ist, verfügt das Unternehmen immer noch über enorme Erfahrung bei der Integration von Smartphones in die Unternehmenskommunikation.

Windows Phone und Windows 8.1
Auch Microsoft ist hier weitgehend auf sich allein gestellt. Der Softwareriese bietet für Unternehmen, die Windows 8.1 auf Tablet-PCs wie dem Surface einsetzen, eine Reihe von Enterprise Apps. Für Smartphones mit Windows Phone sind ebenfalls Business-Apps erhältlich.

Verwaltet und gemanagt werden Geräte und Apps von Microsofts Mobile Device Management. Dies funktioniert über Exchange Active Sync. Der IT-Administrator legt hier Richtlinien zur Nutzung der Smartphones fest. Mehr Details hierzu finden sich in einem Whitepaper, das die Funktionsweise von Exchange Active Sync erklärt und einem Fachbeitrag der ITespresso-Schwestersite ZDNet.
Alternativ bietet Windows Phone 8 einen integrierten Device Management Client, der sich mit Microsofts MDM-Plattform “Windows Intune” verbindet. Daneben gibt es Lösungen von Drittanbietern wie Airwatch oder MobileIron. Die Angebote der genannten Dienstleister unterstützen neben Microsofts Windows Phone auch Mobilgeräte mit iOS oder Android sowie Nokias Symbian.
Eine ganze Reihe von Anbietern also, die sich mittlerweile auf diesem Markt tummeln. Und weiterhin keine ruhige Minute für IT-Manager.
