Nach ARD verknüpfen auch ZDF und ProSieben TV-Sendung und App
Nachdem nach anfänglichen Pannen gestern Abend bei der ARD-Sendung “Quizduell” die Interaktion zwischen Sender und Zuschauern via App erstmals geklappt hat, steht heute bereits die nächste Premiere an: Bei Pro Sieben startet um 20 Uhr 15 mit “Keep Your Light Shining” ein Gesangswettbewerb, bei dem Zuschauer via App in die laufende Sendung eingreifen können. Und beim ZDF steht am Montagabend mit dem Film “APP” bereits die nächste Premiere der TV-Experimente an.
Pro Sieben setzt auf die schon etwas länger verfügbare für Android und iOS angebotenen App Pro Sieben Connect. Die bot bisher Möglichkeiten für Livestreams, lockte Nutzer mit Badges, die sie für regelmäßige Besuche bekamen, forschte sie mit einer Mischung aus Quiz und Umfrage aus und bot Zusatzinformationen zu Sendungen wie Galileo. Insgesamt kam das alles bei den Nutzern nicht so gut an, sie bemängeln die Qualität des Streams, die Inhalte insgesamt und die Tatsache, dass man sich zur Teilnahme mit dem Facebook-Account anmelden muss.
Letzteres hat sich auch in der aktuellen Version, in der die Abstimmmöglichkeiten für die Sendung Keep Your Light Shining im Vordergrund stehen, nicht geändert. Nutzer sollen nun damit überzeugt werden, dass sie während der Sendung die App nutzen und quasi kontinuierlich ins Geschehen eingreifen, indem sie ihre Zustimmung oder ihr Missfallen zu den Darbietungen zum Ausdruck bringen. Alternativ ist das auf der Website der Sendung möglich.
Unklar ist, welchen Ersatz sich der Sender mit der App für die bisher übliche Finanzierung durch die gebührenpflichtigen Anrufe zu den Abstimmungen schafft. Klar ist dagegen, dass er über weitere Formate mit Interaktion via App zumindest nachdenkt: Darauf deutet die Information an die Nutzer hin: “Jetzt hast Du auch die Möglichkeit, dich mit Push-Notifications über neue Sendungen informieren zu lassen, an denen du über ProSieben Connect aktiv teilnehmen und mitentscheiden kannst.”
Eher einmaligen Charakter hat dagegen das App-Experiment beim ZDF. Der öffentlich-rechtliche Sender strahlt am Montag, den 26. Mai 2014 um 22 Uhr 15 Uhr den niederländischen Thriller APP aus, zu dem die App als sogenannter Second Screen zur Verfügung steht – ebenfalls für Android und iOS. Die App bietet zunächst einmal generellen Informationen zum Film. Tippen Nutzer zu Beginn oder während der Ausstrahlung auf die Schaltfläche “Start”, aktivieren sie die Second-Screen-Funktion. Das heißt, dass durch mit dem Filmton übertragenen Signalen, die von der App ausgewertet werden, an bestimmten Stellen des Films zusätzliche Inhalte angezeigt werden. Dafür muss grundsätzlich der Zugriff auf das Mikrofon erlaubt sein.
Zuschauer, die die App nutzen, erfahren dann mehr als jene, die sich auf den großen Bildschirm beschränken. Da alle Inhalte lokal gespeichert sind, braucht die App für die Nutzung keine Netzwerkanbindung. Das ist ein Vorteil für alle, die befürchten während er Sendung ausspioniert zu werden. Es ist aber ein Nachteil, weil die App für iOS 78 MByte und für Android 151 MByte groß ist.
Laut ZDF läuft die App auf allen iOS-Geräten mit der iOS 5.0 oder höher sowie auf Android-Geräten auf allen Modellen mit mindestens Android 2.3. Der Sender weist darauf hin, dass Interessierte nur Version 1.2.5 der App aus den deutschen Stores verwenden sollen.
Ein weiterer Vorteil der ZDF-App ist, dass sie nicht voraussetzt, dass der Nutzer direkt vor dem Fernseher sitzt, auch wer den Film zum Beispiel mit einem Festplattenrecorder aufzeichnet oder die Timeshifting-Funktion nutzt, kommt in den Genuss der Zusatzinfos. Der Sender versichert zudem, dass weder Daten gesammelt noch weitergegeben werden. Das ist beim Thema des von der App unterstützten Films nicht ganz unerheblich: In dem Thriller greift nämlich eine zunächst sehr nützlich erscheinende App allmählich aber drastisch in das Leben einer Studentin ein.
Das ZDF setzt offenbar große Hoffnungen auf das Second-Screen-Konzept und begründet die mit Marktforschungszahlen, wonach fast die Hälfte aller Zuschauer parallel zum Fernsehkonsum ein Smartphone, Tablet oder einen Laptop nutzen. “Gut 20 Prozent dieser Zuschauer beschäftigen sich parallel im Netz mit dem Fernsehprogramm, das gerade geschaut wird”, erklärt der Sender weiter.
Den Nutzen des Second-Screen-Konzepts für den Sender erklärt das nur unzureichend: Da er mit der App keine kommerzielle Interessen verfolgt, hält er Nutzer lediglich davon ab, etwas anderes zu tun – und hält so möglicherweise die Einschaltquote hoch. Das funktioniert aber nur, wenn auch die App so funktioniert, wie sich die Nutzer das vorstellen. Beim Quizduell ging nach dem Pannenstart die Zahl der Zuschauer von 1,62 Millionen bei der Premiere auf 980.000 bei der ersten Sendung zurück, in der die App so genutzt werden konnte, wie die Macher sich das von Anfang an vorgestellt hatten.