Der Fernseher als Videorecorder: Was Sie über USB-Recording wissen-müssen

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Ein USB-Anschluss macht aus einem Fernseher noch lange keinen Videorecorder. Es gilt also vor dem Kauf zu prüfen, für welche Zwecke der USB-Port an der Rückseite des LED- oder Plasma-TV genutzt werden kann. Ist es dafür zu spät, weil der Fernseher bereits im Wohnzimmer steht, lässt sich bei vielen Modellen mit einer Behandlung der Firmware das sogenannte USB-Recording nachträglich freischalten.

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USB-Recording erlaubt die Aufnahme von Fernsehsendungen direkt auf ein USB-Speichermedium. Klingt ganz einfach – ist es aber nicht immer (Bild: Christian Lanzerath).

Oft sperren die Hersteller die Funktion, die auch PVR (Personal Video Recorder) oder DVR (Digital Video Recorder) genannt wird, obwohl sie technisch machbar ist. Am einfachsten lässt sich prüfen, ob der Fernseher PVR-fähig ist, indem man ein USB-Medium anschließt. Die TV-Geräte erkennen es automatisch und bieten die Verwendung für das USB-Recording an. Aber auch in Blick in das Benutzerhandbuch und die diversen Foren kann nicht schaden. In letzteren findet man zudem zahlreiche Anleitungen, Modell XY nachträglich die Aufnahmefunktion beizubringen.

Achtung: Bei einem tiefgehenden Eingriff in die Firmware des Geräts kann die Garantie erlöschen. Geht bei der Konfiguration etwas schief, steht man schlimmstenfalls mit einem Haufen Elektroschrott da.

Datenträger fest an Fernseher gebunden

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Vor dem USB-Recording formatiert der Fernseher das Speichermedium. Wichtige Daten sollte man daher vorher woanders sichern (Bild: SanDisk).

USB-Recording unterscheidet sich deutlich von der Aufnahme mit einem DVD- oder dem guten alten VHS-Recorder. Der Fernseher formatiert die Festplatte oder den USB-Stick nämlich zu Beginn. Dabei werden nicht nur alle Dateien auf dem Datenträger gelöscht – das haben Formatierungen so an sich –, sondern der Datenträger selbst wird für andere Fernseher und in der Regel sogar für Computer unlesbar. Damit möchten die Hersteller in Absprache mit den Rechteinhabern verhindern, dass Aufnahmen kopiert und weiterverbreitet werden.

Selbst an einem baugleichen TV-Gerät lässt sich die Festplatte unter Umständen nicht mehr nutzen. Stellen Sie sich also darauf ein, den angeschlossenen Datenträger nur zur Aufnahme und Wiedergabe an diesem einen Fernseher zu verwenden. Natürlich lässt sich die Festplatte oder der USB-Stick am PC erneut formatieren, um ihn anderweitig zu nutzen. Damit gehen aber auch die Aufnahmen verloren.

Umschalten nur mit Doppel-Tuner

Wer per USB-Recording aufzeichnet, kann in den meisten Fällen nicht das Programm wechseln. ARD aufnehmen und ARTE schauen? Das ist nicht drin. Ausnahme: Der Fernseher hat einen Doppel-Tuner, kann also zwei Programme gleichzeitig anzeigen. Das ermöglicht beispielsweise nicht nur die Picture-in-Picture-Funktion, sondern auch USB-Recording mit gleichzeitigem Programmwechsel.

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Früher war dieser Doppel-Tuner teuren Fernsehern vorbehalten, inzwischen sind auch viele günstigere Geräte damit erhältlich. Achtung: Der genannte Doppel-Tuner hat nichts mit dem Triple-Tuner zu tun, den viele Fernseher anbieten. Dabei handelt es sich lediglich um die Möglichkeit, das Programm via Satellit (DVB-S), Kabel (DVB-C) oder terrestrisch (DVB-T) zu empfangen. Leider geht das meistens nicht parallel, so dass der Triple-Tuner während einer Aufnahme nicht auf eine andere Quelle umschalten kann. Die Lösung wäre ein externer Receiver (etwa ein günstiger DVB-T-Empfänger samt Antenne), der dann beispielsweise per HDMI oder Scart an das TV-Gerät angeschlossen wird.

Achtung: Aufzeichnung per PVR funktioniert nur mit digitalen Programmen. Haben Sie nur einen analogen Kabelanschluss, lässt sich per USB-Recording nichts aufnehmen.

Die HD-Sorgenkinder der Privaten

Bietet der Fernseher USB-Recording an, bedeutet das jedoch noch lange nicht, dass er auch alle Sendungen aufnehmen kann. Was aufgezeichnet werden darf und was nicht, bestimmten nämlich die Sender selbst – und davon machen vor allem die privaten Anstalten bei HD-Inhalten Gebrauch.

Die Sender können sehr genau kontrollieren, welche ihrer Sendungen aufgezeichnet werden dürfen. Sie können auch entscheiden, wie lange der Nutzer die Aufnahme nach dem Ender der Übertragung noch anschauen darf, oder ob er innerhalb der Aufzeichnung vorspulen darf, etwa um die Werbeblöcke zu überspringen.

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HD bei privaten Sender kann beim USB-Recording zu unliebsamen Überraschungen führen.

Das Problem ist, dass Sie vor der Aufnahme davon nichts mitbekommen. Ist die aufgezeichnete Sendung nur bis zu 90 Minuten nach Ende der Ausstrahlung abrufbar, Sie diese aber erst am anderen Tag abspielen möchten, schauen Sie in die Röhre – beziehungsweise auf die leere USB-Festplatte.

Es kommt also immer auf einen Versuch an. Das ist unpraktisch, aber die Realität, wenn Sie ohne Receiver direkt über den Fernseher und ein eingestecktes CI-Modul fernsehen. Time-Shifting, also die Option, während der Live-Übertragung die Wiedergabe für einige Minuten zu pausieren, ist in den meisten Fällen möglich – oft aber ohne Vorspulfunktion im Anschluss.

Achtung: Für die HD-Programme der Öffentlich-Rechtlichen und die SD-Angebote der Privaten gelten die genannten Einschränkungen nicht. Diese lassen sich in der Regel problemlos aufnehmen.

2,5-Zoll-HDDs am besten geeignet

Als Speichermedien können prinzipiell alle USB-Datenträger zum Einsatz kommen. USB-Sticks sind aber aufgrund der vergleichsweise geringen Speicherkapazität kaum zu empfehlen. Als Faustformel können Sie davon ausgehen, dass eine 20minütige Aufnahme in SD- oder eine achtminütige Aufnahme in HD-Qualität etwa ein GByte belegt.

Am besten sind wohl 2,5-Zoll-Festplatten geeignet. Sie benötigen keine externe Stromversorgung und arbeiten flüsterleise. Im Gegensatz zu 1,8-Zoll-Modellen bieten sie zudem ein wesentlich besseres Verhältnis von Gigabyte zu Euro.

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2,5-Zoll-USB-Festplatten eigenen sich für USB-Recording am besten (Bild: Verbatim).

3,5-Zoll-HDDs stehen in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis zwar noch besser da, aber die Festplattengehäuse machen mehr Lärm und sie müssen in eine Steckdose eingesteckt werden. Einige wenige 2,5-Zoll-Modelle benötigen eine höhere Betriebsspannung, als die USB-Buchse des Fernsehers liefern kann. Hier ist entweder ein weiterer USB-Anschluss – ein entsprechendes Y-Kabel wird meist mitgeliefert – oder tatsächlich eine externe Stromversorgung nötig. Letzteres macht allerdings den Vorteil einer 2,5-Zoll-Festplatte fast vollständig zunichte.

Achtung: USB 3.0 ist für USB-Recording nicht notwendig. Zum einen besitzen die meisten TVs gar keinen USB-3.0-Ausgang, zum anderen reichen die Übertragungsraten von USB 2.0 auch für HD-Aufnahmen aus.

USB-Buchse ohne USB-Recording

Stellen Sie am Ende fest, dass Sie den USB-Port am Fernseher nicht für USB-Recording nutzen können, ist er trotzdem nicht überflüssig. Vor allem zum Abspielen von Musik, Videos und Fotos von einem externen Speichermedium lässt sich der Anschluss prima nutzen.

Viele Modelle bieten zudem an, die Programmliste auf dem PC zu bearbeiten und dann via USB-Stick auf den Fernseher zu überspielen. Das ist viel komfortabler, als hunderte von Sendern mit der Fernbedienung zu sortieren. Weitere Einsatzzwecke für die USB-Buchse sind die Installation von Updates oder der Anschluss einer WLAN-Antenne. So geht Ihr Fernseher drahtlos ins Internet. Die Unterstützung der genannten Features hängt natürlich immer vom TV-Modell ab.

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