Kleinen Firmen bringt Social Media derzeit nur wenig
Das Engagement kleiner und mittelgroßer Unternehmen in sozialen Netzwerken nimmt zwar zu, bleibt aber weitgehend wirkungslos. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche, gemeinsam von der Universität Liechtenstein und der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführte Studie zur Nutzung von Social Media als Marketinginstrument. Nach Ansicht der Projektleiter Professor Sascha Kraus (Vaduz) und Dr. Isabella Hatak (Wien) ist für eine bessere Ausbeute die Optimierung der Grundvoraussetzungen erforderlich.
Die Autoren der Studie haben mehr als 400 Entscheidungsträger aus Unternehmen sämtlicher Größen und Branchen im gesamten deutschsprachigen Raum befragt. Obwohl in jüngster Zeit Social Media für KMU als ideales Marketinginstrument gelobt worden sei, da die Präsenz in sozialen Medien praktisch kostenfrei, zielgruppenadäquat und ohne großen Aufwand zu handhaben sei, gelinge es gerade diesen Firmen bislang noch nicht, die Kommunikationskanäle im Internet erfolgreich zu nutzen, so die Wissenschaftler.
Dabei liegt es keineswegs an einer Verweigerungshaltung der Firmen: Zwei Drittel der befragten Unternehmen setzen soziale Netzwerke wie Facebook, Xing, Linkedin oder Twitter zur Vermarktung ihrer Marke, Produkte und Dienstleistungen ein. Sie wollen mit den Aktivitäten vor allem bekannter werden, neue Kunden gewinnen und Kundenbeziehungen verbessern. Die große Mehrheit der Befragten ist zudem überzeugt, dass sie neue Produkte und Dienstleistungen über soziale Netzwerke rascher auf dem Markt einführen können als ihnen das mit traditionellen Marketingmaßnahmen gelingen würde.
Wie die Studie zeigt, ist Facebook mit 77 Prozent für Marketingaktionen am beliebtesten. Vor allem Firmen, die mit ihren Produkten vorwiegend private Konsumenten ansprechen, setzen in erster Linie auf Facebook. Die Amerikaner liegen allerdings gar nicht so weit vor Xing (69 Prozent), das wird primär von Unternehmen genutzt, die ihre Produkte an Firmenkunden verkaufen wollen. Die Nutzung von Twitter, Google+ und LinkedIn ist ebenfalls recht hoch.
Wie zu erwarten war sind große Unternehmen deutlich aktivere Netzwerknutzer. Bei den befragten KMU scheitert ein stärkeres Engagement zumeist an der fehlenden Zeit. Das wiederum liegt auch daran, dass man sich die nicht nimmt – vor allem weil die Entscheidungsträger in KMU am Nutzen einer solchen Marketingmaßnahme zweifeln. Grund dafür ist in erster Linie die Angst vor möglichen Imageschäden durch eine fehlerhafte Nutzung. Sie handeln also nach der Devise “Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.”
Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer, die Social Media nutzen, lassen es allerdings an der Auswertung und Kontrolle der Nutzung fehlen. “Lediglich ein Drittel nimmt eine quantitative Auswertung der Netzwerknutzung vor, kontrolliert Klicks, Freundschaftsanfragen oder die Anzahl der Nutzerkommentare. Die übrigen zwei Drittel verfügen über keinerlei Messsystem für den Erfolg und kennen meist auch keines. Eine qualitative, sprich inhaltliche Überprüfung der Tätigkeit in sozialen Netzwerken findet praktisch Nirgendwo statt”, bedauern die Studienautoren. Sie weisen darauf hin, dass dadurch die Chance verpasst wird, die eigenen Aktivitäten zu verbessern.
Wie die Wissenschaftler feststellen, zahlt sich bisher der Einsatz von Social Media nur für Großunternehmen aus. Und auch da nur für solche, “die Social Media proaktiv, innovativ und mit Risikobereitschaft, das heisst ‘unternehmerisch’, nutzen.”
Bei KMU konnten sie hingegen keine Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg feststellen. Dies könnte nach Ansicht der Autoren an den schlechteren Rahmenbedingungen liegen, also an geringen personellen Ressourcen und fehlendem oder zu geringem Know-how der Materie der Marketingverantwortlichen. Damit es mit Social Media auch in KMU klappt, empfehlen sie “eine positive Grundhaltung des Unternehmers, eine effektive Zuteilung der Ressourcen und einen geeigneten Social-Media-Verantwortlichen, der über genügend freie Kapazität und entsprechende Erfahrung mit den neuen Medien verfügt.” Vor allem brauche es aber den Willen, “unternehmerisch zu agieren und vorausschauend eigene Märkte zu schaffen”.
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