Teamviewer 9 kommt mit Wake-on-LAN und Zwei-Faktor-Authentifizierung

Netzwerk-ManagementNetzwerkeSoftware

Das Göppinger Softwarehaus Teamviewer hat eine neue Vorabversion seines gleichnamigen, jährlich aktualisierten Remote-Support- und Web-Konferenz-Tools herausgebracht. Die finale Fassung wird voraussichtlich Anfang Dezember auf den Markt kommen. TeamViewer 9 bringt einige Neuerungen mit und vereinfacht auch die Verwaltung technischer Supportanfragen.

TeamViewer 9 Beta
TeamViewer ist eine All-in-One-Lösung, die sowohl Fernwartung als auch Web-Konferenzen beherrscht (Screenshot: ITespresso.de)

Die Fernsteuerungskomponente der All-in-One-Software beinhaltet künftig eine Wake-on-LAN-Funktionalität, die – wie der Name schon sagt – einen ausgeschalteten Computer per Fernzugriff über seine Netzwerkschnittstelle aufwecken kann. Befindet sich der Remote-Rechner im selben Netzwerk wie das Gerät, das auf ihn zugreift, muss in der Teamviewer-Konfiguration die ID des fernsteuernden Gerätes hinterlegt werden. Diese Kennung, die in der Regel auch für die Anmeldung am Teamviewer-Account benötigt wird, setzt sich aus Hard- und Softwaremerkmalen des jeweiligen Gerätes zusammen. Die Anzahl der zugriffsberechtigten Maschinen ist nicht beschränkt, so dass beliebig viele Smartphones, Tablets oder Desktop-Computer einen anderen Rechner – etwa den firmeneigenen Server – über das LAN booten können.

Befindet sich der einzuschaltende Computer dagegen nicht im lokalen Netzwerk, muss keine ID hinterlegt werden, sondern eine statische IP-Adresse beziehungsweise eine spezifische Domain, die entsprechend im Router eingetragen wird. So kann beispielsweise ein Arbeitsplatzrechner vom Home-Office aus gestartet werden.

Zwei-Faktor-Authentifizierung

Auch in puncto Sicherheit ist der Funktionsumfang von Teamviewer 9 erweitert worden. Konnte sich ein Nutzer in den vorangegangenen Versionen nur über die ID und ein zugehöriges Passwort authentifizieren, ist dies nun auch über eine Zwei-Faktor-Authentifizierung möglich. Mit dem zweiten Faktor – neben dem Kennwort – ist ein einmalig generierter Sicherheitscode gemeint, der für zusätzlichen Schutz des Nutzerkontos sorgen soll, falls die Account-Daten in die falschen Hände geraten.

Das Prinzip ist dabei vergleichbar mit dem Chip-TAN-Verfahren im Online-Banking. Der Anwender benötigt ein separates Gerät – etwa ein Smartphone – und eine Authentifizierungs-App wie Google Authenticator. Damit wird dann ein QR-Code auf dem Bildschirm gescannt, sodass die App mit dem Nutzerkonto verknüpft wird. Anschließend generiert die Anwendung den Sicherheitscode, der bei der entsprechenden Abfrage relativ zügig eingegeben werden muss: Denn jede Zeichenfolge ist nur für maximal 30 Sekunden gültig.

Sollte das Smartphone einmal verloren gehen oder gestohlen werden, besteht mit einem neuen Gerät die Möglichkeit, per QR-Code ein weiteres Authentifizierungs-Token zu erstellen, über das das abhandengekommene Smartphone abgemeldet und das Ersatzgerät an seiner Stelle am TeamViewer-Konto angemeldet werden kann.

Vereinfachter Log-in und Dateitransfer

Teamviewer will mit der neuen Version seines Fernwartungstools den Anmeldevorgang am Nutzer-Account auch vereinfachen. Anstelle des gängigen Log-ins mit ID und Passwort kann eine Teamviewer-Session nun auch mit einem einmalig generierten Sitzungscode initiiert werden. Nicht mehr notwendig ist der Aufbau einer Remote-Sitzung dagegen, wenn ein Nutzer Dateien an entfernte Rechner in seiner Computer-und-Kontakte-Liste senden möchte. Die Größe der versandten Files spielt laut den Teamviewer-Machern keine Rolle. Eine sogenannte universelle Zwischenablage ermöglicht den Dateientransfer zu einem Remote-Gerät nun sogar per Copy-and-Paste-Funktion.

Prominent dargestellte Benachrichtigungen

In der neunten Auflage wurde zudem das Remote-Monitoring-Tool ITbrain in die Teamviewer-Software integriert. Das ist etwa für Systemadministratoren praktisch, wenn sie mehrere Firmenrechner aus der Ferne warten wollen: Läuft auf einem Remote-Computer beispielsweise die Festplatte voll, sieht der Administrator dies als Pop-up-Benachrichtigung innerhalb seiner Computer-und-Kontakte-Liste.

Zu einem besseren Überblick trägt auch die Implementierung browserartiger Tabs bei. So hat der Nutzer gleich mehrere Sessions in seinem Sichtfeld und sieht sofort, wenn er zum Beispiel von einem Kollegen eine Chat-Nachricht erhält: Das zugehörige Tab leuchtet dann auf und beginnt zu blinken.

Service-Warteschlange

Zur besseren Organisation von Support-Anfragen wird mit der kommenden Version eine sogenannte Service-Warteschlange in die Management Console eingebunden. Damit werden eingehende Kundenanfragen übersichtlich hintereinander eingereiht und mit Informationen zu Kundenname, Sitzungscode, Problembeschreibung, der Wartezeit oder dem zuständigen Sachbearbeiter angezeigt. Support-Mitarbeiter können sich diese Anfragen nun untereinander zuweisen und entsprechend bearbeiten.

Um dem Kunden den Service-Kontakt zu ermöglichen, können Unternehmen mittels der Management Console wie gehabt individuelle Quick-Support-Module mit Firmenname und -logo erstellen und den Kunden als Download-Link auf ihrer Homepage zur Verfügung stellen. Neu ist, dass diese Anpassung nur noch einmalig vorgenommen werden muss und bei einem Software-Update nicht mehr automatisch rückgängig gemacht wird.

Nach dem Herunterladen und Öffnen des Moduls brauchen die Kunden lediglich ihren Namen sowie die Beschreibung ihres Problems einzugeben. Der zugehörige Sitzungscode wird beim Modulaufruf automatisch erstellt und an den Support übermittelt. Natürlich muss der Kunde dem Service-Mitarbeiter anhand eines Dialogfensters noch den Zugriff auf seinen Rechner freigeben.

API freigegeben

Einen weiteren Mehrwert für Unternehmen erhofft sich Teamviewer durch die Freigabe seiner neuen Programmierschnittstelle. Dadurch können Entwickler künftig Anwendungen erstellen, die zum Beispiel die für den Support benötigten Informationen wie Benutzerdaten oder Verbindungsprotokolle der Kundenanrufe in die firmeneigene Software integrieren. Damit würde der Umweg der Service-Abwicklung über die Management Console entfallen.

Teamviewer will den Fokus bei der Entwicklung künftiger Versionen auch weiterhin auf seine Programmierschnittstelle richten. So ist nach Angaben des Göppinger Softwarehauses für das kommende Jahr etwa die Einbindung von Teamviewer-Daten in das Ticketsystem ZenDesk geplant.

Zweckentfremdung von Teamviewer

Für die Zukunft sieht sich TeamViewer also gut aufgestellt, wenngleich es in diesem Frühjahr auch Berichte zur missbräuchlichen Verwendung des Fernwartungstools durch Cyberkriminelle gab. Die Göppinger verweisen jedoch auf die neu hinzugekommene Zwei-Faktor-Authentifizierung sowie die Tatsache, dass zum Aufbau einer Teamviewer-Verbindung immer eine Autorisierung von beiden Seiten nötig ist. Des Weiteren habe der Nutzer aufgrund der Verbindungsübersicht, die alle Session-Aktivitäten mitloggt, jederzeit einen Überblick darüber, was während einer Sitzung geschieht.

Trotz der Sicherheitsproblematik sehen sich die Teamviewer-Macher gegenüber Konkurrenzprodukten wie Ciscos WebEx im Vorteil. Als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal führt der deutsche Software-Anbieter an, dass man mit der Fernwartungskomponente und der Online-Meeting-Funktionalität gleich zwei Anwendungsbereiche in einer Software vereine.

Das All-in-One-Werkzeug ist für Privatnutzer kostenlos. Unternehmen müssen dagegen eine Lizenz erwerben. Unternehmenskunden können zwischen einer Business,- Premium- und Corporate-Lizenz wählen. Die kleinste Lizenz (Business) kostet regulär 499 Euro. Teamviewer bietet sie aktuell auch zum Aktionspreis von 470 Euro an. Gestaffelt sind die Lizenzen jeweils nach der Anzahl der parallel möglichen Remote-Sitzungen.

In einem Video bei Youtube gibt Teamviewer einen Ausblick auf die im Dezember kommende Version 9 seiner Software.

Lesen Sie auch :
Anklicken um die Biografie des Autors zu lesen  Anklicken um die Biografie des Autors zu verbergen