Widersprüchliche Reaktionen zur Festnahme von Julian Assange
Die Wikileaks-Affäre geht weiter: Vorgestern noch erhielt Großbritannien die letzten fehlenden Dokumente, um den Haftbefehl gegen Assange vollstrecken zu können, gestern wurde er schließlich verhaftet. Sagen die einen. Der Wikileaks-Gründer habe sich selbst gestellt, sagen die anderen. Klar ist: Er bleibt erst einmal in Untersuchungshaft.
Wikileaks hatte diplomatische Depeschen der USA veröffentlicht und damit das Land öffentlich bloßgestellt. Die Schlinge um den Wikileaks-Gründer zog sich zuletzt immer fester zu, nachdem das Portal die geheimen Diplomatendepeschen der USA teilweise veröffentlichte, wegen der das Pentagon sogar seine Datenschutzrichtlinien verändern musste.
Und dann ging alles sehr schnell: PayPal löschte das Wikileaks-Spendenkonto, Amazon deaktivierte die verwendeten Speicherservices, Mastercard und Visa sperrten sämtliche Zahlungen an Wikileaks, das Bankkonto von Wikileaks in der Schweiz wurde eingefroren. Zuvor wurde Assange schon der Vergewaltigung in Schweden angeklagt und schließlich per Interpol weltweit gesucht. . Er behauptet, die Damen seien wohl dafür bezahlt worden, um ihn mundtot zu machen.
Ein US-Minister sprach nach der Verhaftung von einer »guten Nachricht«, währenddessen Aktivisten PayPal, PostFinance und Amazons Web-Services mit Denial-of-Service-Attacken überzogen und twitterten, sie würden weitere Dokumente spiegeln und veröffentlichen. Heute Nacht wurde eine zweite Ladung online gestellt. Diesmal geht es um Gaddafi und Lockerbie, Saudi-Arabien und seine Gegner in der Hisbollah, und weitere Fälle schiefgelqufener Diplomatie.
Aktivisten rufen inzwischen offen zum Kampf gegen Wikileaks-Gegner auf, während demaskierte Diplomaten und Politiker die Festnahme als eine »gute Nachricht« sehen und teilweise sogar die Todesstrafe für Assange fordern. Die Unterstützer des Australiers dagegen haben sogar eine Website »Justice for Assange« aufgesetzt, in der auch seine derzeitige Anwältin im Video auftaucht und erzählt, sie wolle gegen eine Auslieferung nach Schweden oder den USA kämpfen.