Adobe Premiere Pro CS5 (Beta) im Test
Filmstudio im PC

Allgemein

Mehr Performance

Mit Version CS5 vergrößert Adobe den Abstand zwischen Premiere Pro und Premiere Elements. Selbst ambitionierte Video-Enthusiasten werden es künftig schwer haben, mit den Möglichkeiten von Premiere Pro mitzuhalten, das sich immer stärker an den Anforderungen professioneller Studioprojekte orientiert. Dazu tragen Tools wie Adobe Story für das Script-Writing, OnLocation für die On-Set-Video-Steuerung und Encore für professionelles DVD-/BD-Mastering bei. Außerdem zeigt es sich auch in der Öffnung für Multistudio-Projekte, für die Import-Optionen für Avid- und Final Cut Pro-Daten wichtig sind. Avid-Projekte, etwaaus Media Composer, und Final Cut Pro-Projekte lassen sich ohne zusätzliche Transcodierung bearbeiten und in Premiere Pro, After Effects und Flash nutzen oder in Encore für die DVD-/BD-Produktion.

Dem Ruf nach mehr Performance im Zeitalter HD-Video kommt Premiere Pro CS5 mit einer neuen Playback-Engine namens Mercury nach. Diese ermöglicht – auf mehr oder weniger üppig ausgestatteten Rechnern – das Wiedergeben und Bearbeiten von HD-Material in Echtzeit ohne Transcodierung oder Rewrapping. Dank 64-Bit-Support und GPU-Beschleunigung sind HD-Videos schneller geöffnet, mit Effekten wie Farbkorrektur oder gausscher Unschärfe versehen, vorangezeigt und gerendert.

Adobe Premiere Pro CS5

Auf leistungsfähigen Multicore- und Multi-CPU-Rechnern mit Grafikbeschleunigung vollzieht sich auf dem Monitor echtes Multitasking: Ein Videoprojekt mit sechs einzelnen Streams, die parallel ablaufen und zur Bearbeitung anstehen, ist auch für kleinere Produktionsumgebungen keine Utopie mehr – genügend Arbeitsspeicher vorausgesetzt. Zwischen 4, besser noch 8, und 128 GByte erweisen sich als nützlich für sehr komplexe HDV-Projekte.

Ist der Rechner nicht leistungsstark genug, um etwa hoch aufgelöste 4K-RED-Dateien in Premiere Pro wiederzugeben, so kann die Applikation die Wiedergabe auf bis zu 1/16 der Originalauflösung herunter rechnen. In der Playback-Pause lässt sich dann die Originalauflösung zur Qualitätskontrolle anschauen.

Mehr Formate

Damit die HDV-Daten ohne mühsames Transcodieren oder Rewrapping in Premiere Pro zur Bearbeitung einfließen können, unterstützt die Applikation jetzt weitere Formate nativ wie etwa Sony XDCAM HD 50, Panasonic AVCCAM, DPX, AVC-Intra, RED R3D (RAW-Files bis 4K Auflösung) sowie neue Varianten von Panasonic P2, XDCAM EX und AVCHD. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schnelleres Starten mit der kreativen Arbeit durch direktes Übernehmen der Daten sowie Beibehaltung von Originalbildqualität und Metadaten. Bei der Übernahme von R3D-Videos lassen sich die RAW-Daten über eine gut strukturierte Palette zum Beispiel in Codierung, Belichtung, Farbton und Kontrast an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Videoprojekte, die aus vielen Quellen schöpfen und zahllose Szenen umfassen, können von durchgängig verfügbaren Metadaten profitieren. Dateinamen, Daten, Zeiten und Kameraeinstellungen sind die Grundlagen. Hilfreicher wird es, wenn auch Skriptanweisungen, Dialoge und auftretende Charaktere berücksichtigt werden, um die entsprechenden Szenen immer wieder schnell aufzuspüren. So lassen sich Inhalte von Drehbüchern mit den szenisch gesprochenen Dialogen über den Timecode assoziieren (Speech Search Metadata). Erste Rohschnitte sind damit schneller möglich, als wenn der Anwender erst alle Stellen manuell durchsuchen muss. Beim Aufspüren von Dialogszenen hilft zudem die neue Face Detection (Gesichtserkennung).

Die Metadaten stehen allen Applikationen für das Filmprojekt zur Verfügung: Adobe Story, OnLocation, Premiere Pro, Encore. Beim Export der fertigen Videos sorgen Templates dafür, dass der Adobe Media Encoder nur freigegebene Metadaten in die Datei einfügt.

Der Media Encoder ist als separate Anwendung im Premiere Pro CS5-Paket enthalten und erleichtert crossmediales Exportieren von Videoprojekten durch individuell justierbare Batch-Prozesse. Damit exportieren Benutzer ein Projekt in einem Schritt in die unterschiedlichsten Zielformate: für YouTube, iPods oder DVDs einerseits und als FLV, F4V, WMV, QT, H.264, DPX oder MPEG-2 andererseits, um nur einige zu nennen. Für jede Ausgabe lassen sich individuelle Parameter festlegen und Prioritäten vergeben. Wird der Batch-Prozess gestartet, kann der Anwender einen Kaffee trinken gehen; kommt er zurück hat der Encoder alles wie am Schnürchen erledigt. Hilfreich ist dies insbesondere bei umfangreichen Daten, denn diese berechnet der PC dann einfach über Nacht.

Adobe Premiere Pro CS5

Leichtere Bedienung

Auch in zahlreichen Bedienungsdetails hat sich bei Premiere Pro CS5 etwas getan. Neue Sequenzen sind jetzt einfach durch Drag and Drop von Videomaterial auf den Button New Sequence zu erstellen. Einstellungen und Attribute des aktuellen Projekts können dabei automatisch übernommen werden. Die automatische Szenenerkennung hilft dabei, HDV-Tapes in einzelne Clips zu verwandeln, mit denen sich schnell arbeiten lässt. Auch Video-DVD-Inhalte importiert Premiere inzwischen ohne Murren.

Ohne Greenscreen-Szenen kommt heute kaum ein Videoprojekt aus. Das dahinter stehende Chroma Keying-Verfahren, in dem Vordergrund und Hintergrund voneinander getrennt und neu kombiniert werden, ist aber ausgesprochen mühevoll und zeitaufwändig. Früher musste dies Frame für Frame mit minutiös erstellten Auswahlen erfolgen. Der Ultra-Keyer von Adobe soll Anwendern hilfreich dabei zur Seite stehen, denn er funktioniert auch bei nicht perfekt ausgeleuchteten Greenscreens und bei sich wandelnden Lichtverhältnissen. Benutzer können die Parameter animieren, das heißt eine Bandbreite vorgeben, so dass Ultra-Keyer die Szene besser interpretieren und komponieren kann. Über die Palette sind Parameter wie Transparenz, Toleranz, Schatten und Highlights übersichtlich definierbar.

Adobe Premiere Pro CS5

Wer sich bisher geärgert hat, wenn er ein Projekt aufräumen und Lücken in der Timeline aufspüren und entfernen musste, kann nun etwas aufatmen. Eine neue Funktion in Premiere Pro übernimmt diese Aufgabe automatisch. Ob alle Sequenzen dann noch perfekt passen, muss allerdings immer noch der Anwender prüfen.

Die Materialprüfung quer durchs World Wide Web wird in CS5 durch die Integration des Online-Services Review unterstützt. Hier können entfernt von einander arbeitende Teams ihre Filmprojekte abstimmen, Material kritisieren, Änderungen vorschlagen und akzeptieren oder ablehnen. Der Online-Service CS Review wird anfangs kostenlos, später aber kostenpflichtig sein (Preis steht zu Redaktionsschluss noch nicht fest).

Adobe Story: Extra für Drehbuchautoren und Regisseure

Ein weiterer, später kostenpflichtiger Webservice ist das bereits erwähnte Adobe Story. Dabei handelt es sich um ein Scriptwriting-Tool, das für Script-to-Screen-Workflows entwickelt wurde, sich aber auch für nachträgliche Transkriptionsaufgaben eignet, zum Beispiel Untertitelung.

Adobe Premiere Pro CS5

Mit Story lassen sich professionel
le Scripts erstellen, importieren und im Zusammenhang mit dem sich verändernden Videoprojekt auch anpassen. Autoren, Regisseure und Videoeditoren arbeiten damit kontrollierter zusammen. Für mehr Übersicht lassen sich zum Beispiel Szenen oder Dialogpassagen ausblenden. Ein umfassendes Tagging erlaubt es, Elemente detailliert auszuzeichnen. Szenen können automatisch nummeriert und die Szenendauer eingefügt werden. Die Projektansicht blendet Hintergrundinformationen wie Charakter-Biographien, Verknüpfungen, Namen, Orte ein. Scripts sind zum Beispiel aus Final Draft, Movie Magic Screenwriter oder auch aus Word importierbar.

Fazit

Premiere Pro CS5 ist auf der Höhe der Zeit und erfüllt professionelle Videoschnitt-Anforderungen. Speziell komplexe Projekte profitieren von der reibungslosen Zusammenarbeit mit OnLocation, Encore, Story und After Effects, mit denen die PC-basierte und HD-Ausstattung Studioqualität gewinnt. Allerdings sind selbst ambitionierte Heimanwender mit dem deutlich einfacher bedienbaren und weniger Anforderungen an die Systemressourcen stellenden Premiere Elements besser bedient.

ITespresso.de-Logo Sehr Gut Premiere Pro CS5
Hersteller: Adobe
Internet: www.adobe.de
Preis: 1010,31 Euro

Erster Eindruck der Beta: sehr gut
Leistung (50 %): sehr gut
Ausstattung (30 %): sehr gut
Bedienung (20 %): gut

Das ist neu
– Mercury Playback Engine für schnellere Performance
– unterstützt aktuelle Formate wie RED R3D, Sony XDCAM HD 50, AVCCAM u.a. native
– Importoption für Avid- und Final Cut Pro-Daten
– Metadaten entlang des gesamten Film-Workflows vom Script bis zur Websuche
– verbesserter Adobe Media Encoder für Batch basierte Transcodierung
– automatisches Identifizieren und Eliminieren von Lücken in der Timeline
– Import von Video-DVD-Inhalten
– automatische Szenenerkennung für HDV-Tape-Importe

Bildergalerie

Systemvoraussetzungen
Betriebssystem: Windows 7, Vista, Mac OS X 10.6.3 (jeweils 64 Bit)
Prozessor: Intel Core 2 Duo oder AMD Phenom II bzw. Multicore-CPU von Intel mit 64 Bit
Arbeitsspeicher: ab 2 GByte (4 GByte empfohlen)
Festplatte: 10 GByte freier Speicherplatz zzgl. Speicher für Projektdaten
Display: Full-HD
Grafikkarte: Open GL 2.0-kompatibel und GPU-beschleunigt
sowie entsprechendes Videoequipment

Adobe Premiere Pro CS5

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