Adobe InDesign CS5 (Beta) im Test
Für Crossmedia-Layouter
Neue Paletten, neue Funktionen
Das Layoutprogramm InDesign entwickelt sich weiter zum wichtigen Crossmedia-Tool innerhalb der Creative Suite 5 und entspricht damit den Ansprüchen, die heute im multimedialen Alltag an Mediengestalter gestellt werden. Zahlreiche neue Paletten erlauben es dem Anwender, mediale Funktionen direkt vorzunehmen, ohne die eigentliche Layout-Oberfläche verlassen zu müssen. Das spart viele Import- und Export-Schritte. So lassen sich etwa mit der neuen Object States-Palette verschiedene Zustände von Objekten anlegen und übersichtlich verwalten. Beispiele sind etwa Click-through- und Roll-over-Effekte wie bei Slideshows zum Weiterklicken oder Schaltflächen, die im aktiven und inaktiven Zustand andere Optiken darbieten. Die Palette erinnert an das Arbeiten mit der Photoshop-Ebenenpalette und zeigt die grafischen Zustände des jeweiligen Objekts von 1 bis n übersichtlich untereinander an.
Die Media-Palette zeigt integrierte Videos direkt in InDesign in der Vorschau an und gestattet, einzelne Frames als Overlay-Grafik für den Videorahmen im Layout festzulegen. Besonders hilfreich ist jedoch die Möglichkeit, Videonavigationspunkte zu setzen, die der Betrachter später nach Wunsch anspringen kann. So muss niemand gezwungenermaßen das ganze Video anschauen, sondern kann direkt zu den Stellen springen, die ihn interessieren.
Start- und Wiedergabeoptionen für Videos und Animationen lassen sich jetzt mit der Timing-Palette auch ohne Timeline festlegen. Hier wird eingestellt, wann ein Video oder eine Animation starten soll, wie oft oder wie lange sie abgespielt wird und in welcher Geschwindigkeit.
Animiert zum Crossmedia-Design
Die Animation-Palette von InDesign CS5 ermöglicht es, Presets aus Flash CS5 einzusetzen sowie Dauer, Geschwindigkeit, Rotation, Skalierung und Transparenz einzustellen. Der Animationspfad ist mit dem Zeichenstift-Tool manuell zu verändern, es kann jedoch auch ein vorhandener Pfad aus Illustrator CS5 dafür eingesetzt werden. Ausgewählte Effekte zeigt die Animation-Palette in der Vorschau an, allerdings nicht mit dem vorhandenen Content, sondern nur als Schmetterlings-Symbol.
Komplexere Vorschauen ermöglicht die Preview-Palette: Diese zeigt nicht nur Animationen, Sounds und Videos, sondern auch Interaktionen innerhalb von InDesign. Damit spart sich der Anwender wiederholte Exporte von Dateien, um diese extern zu betrachten und sie dann wieder intern weiterzubearbeiten. Für den Workflow bedeutet dies mitunter eine deutliche Zeitersparnis.
Zusätzliche Mauswege und damit Zeit und Schürfwunden am Handgelenk soll auch die multiple Integration von Funktionen in die InDesign-Tools bringen. Statt einen zu bearbeitenden Rahmen und dann für jede Funktion ein einzelnes Tool zu aktivieren, unterstützt InDesign den Anwender jetzt mit einem dynamischen Toolswitching, durch das mehr Optionen für den ausgewählten Rahmen direkt verfügbar sind. Auswählen, Ausrichten, Rotieren, Skalieren, Repositionieren oder Beschneiden sollen damit leichter von der Hand gehen, nachdem sich der Benutzer einmal daran gewöhnt hat. Hilfreich ist auch der neue Content-Grabber, mit dem sich Inhalte von Rahmen leichter bewegen lassen.
Automatisch angepasste Lücken
Als wirklich clever erweist sich im Test von InDesign CS5 das Gap-Tool: Grafiker, die aus mehreren kleinen Bildern ein so genanntes Multipic oder eine spezifische Bildanordnung bauen, müssen jetzt nicht mehr jedes Einzelelement in Größe und Position anpassen, wenn die Weißräume (Zwischenräume, Lücken) zwischen den Bildern verkleinert, vergrößert oder verschoben werden. Das Gap-Tool übernimmt dies mit der Auto-Fit-Funktion automatisch. So entstehen schneller harmonische Kompositionen. Wer lieber manuell vorgeht, deaktiviert Auto-Fit einfach wieder.
Um Ecken und Kanten anzupassen, führt der Weg jetzt auch nicht mehr zwangsläufig über Menüfunktionen. Das neue Live Corners-Feature lässt den Benutzer die Ecken einfach aktivieren, so dass über die Neupositionierung der Anfasser die Optik der Ecken beeinflusst werden kann. Bei Bedarf für jede Ecke einzeln, für zwei ausgewählte oder für alle vier. Originell anmutende Bilder- und Textrahmen sind damit einfacher und schneller erstellt als früher.
Bisher war auch das Kombinieren unterschiedlicher Seitengrößen in einem Layout mit größerem Aufwand verbunden. Meist wurden die Elemente einzeln bearbeitet und erst später für den Export zusammengefügt. InDesign CS5 macht damit Schluss und unterstützt unterschiedliche Seitengrößen jetzt in einem Dokument. Relevant ist dies zum Beispiel für Fold-outs im Magazin-Inneren und Klappcover. Mit dem Seitenauswahlwerkzeug und der Kontrollpalette lassen sich Seiten zügig skalieren und Masterseiten-Inhalte für unterschiedliche Layouts nutzen.
Verbesserte Text- und Abstimmungsarbeit
Da nicht nur Grafiker, sondern auch Texter und Redakteure in den Workflow der Medienproduktion eingebunden sind, bietet InDesign CS5 mit einem neuen Redigiertool (Track Changes) echte Texthilfe. Änderungen wie Löschungen und Ergänzungen speichert das Programm zunächst und über den Story Editor können Chefredakteure die Änderungen dann akzeptieren oder verwerfen.
Zudem stellt Adobe InDesign mit CS5 Review einen Online-Service für das Abstimmen und Kommentieren von Dokumenten über das Web zur Seite. Für eine erste Testphase will Adobe den Service kostenlos anbieten, später wird er dann kostenpflichtig verfügbar sein. Der Preis stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest.
Weitere Neuerungen in InDesign CS5 sind die völlig überarbeitete Ebenenpalette, die sich jetzt genauso nutzen lässt wie jene in Photoshop und Illustrator. So können einzelne Ebenen sowie darin enthaltene Objekte ein- und ausgeblendet, sortiert, gelöscht oder festgestellt werden. Das schafft deutlich mehr Übersicht über komplexe Layouts und erleichtert die Bedienung spürbar. Vereinfacht wurde auch das Handling von spaltenübergreifenden Texten in Standardspaltenumgebungen. Wo früher der Textrahmen unterbrochen und verlinkt werden musste, um einen Störer anzulegen, kann dies jetzt in ein und demselben Rahmen stattfinden. Soll ein markierter Textabschnitt in einem vierspaltigen Layout statt über eine über zwei Spalten laufen, kümmert sich InDesign CS5 automatisch um den übrigen Textfluss. Um für E-Books zu publizieren, unterstützt das Programm jetzt den Export als EPUB, so dass Grafiker Inhalte direkt für Apples iPad und Sonys E-Book-Reader erstellen können.
Fazit
InDesign CS5 erweist sich als crossmediales Layoutprogramm, das sehr viele Anforderungen der heutigen Medienproduktion erfüllt und den Workflow auch bei komplexen Projekten weiter vereinfacht. Die neuen Paletten wirken auf den ersten Blick wie eine Oberflächenpolitur, bringen aber spürbare Arbeitsverbesserungen und hilfreiche Funktionen mit. Das Upgrade von CS4 ist eine Überlegung wert, von
CS3 ist es absolut empfehlenswert.
InDesign CS5
Hersteller: Adobe
Internet: www.adobe.de
Preis: 1010,31 Euro
Erster Eindruck der Beta: sehr gut
Leistung (50 %): sehr gut
Ausstattung (30 %): sehr gut
Bedienung (20 %): sehr gut
Das ist neu
– Animation-Palette (Animationen steuern)
– Object-States-Palette (Objektzustände managen)
– Timing-Palette (Wiedergabe von bewegten Medien justieren)
– Media-Palette (Audio und Video direct in InDesign betrachten und einstellen)
– Preview-Palette (multimediale Vorschauen ohne Export)
– kontextuelle Funktionsintegration
– Gap-Tool mit Auto-fit-Option für Bildanordnungen
– Live-Corner-Effects (direkte Eckenbearbeitung)
– Track Changes (Redigiertool)
– Unterstützung unterschiedlicher Seitengrößen in einem Dokument
Bildergalerie
Systemvoraussetzungen
Betriebssysteme: Windows 7/Vista SP1/XP SP3; MacOS X 10.5.7
Prozessor: Intel Pentium 4 oder Athlon 64 bzw. Multicore Intel-CPU
Arbeitsspeicher: ab 1 GByte (2 GByte empfohlen)
Festplatte: 2,6 GByte freier Speicherplatz zzgl. Speicher für Projektdaten