US-Lobby: Open Source ist böse und Nutzer sind Feinde

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Häh? Keine Sorge, es kommt noch schlimmer: Die zugedröhnten IIPA-Funktionäre verlangen, dass alle Länder, die quelloffene Software unterstützen, als Feinde des Kapitalismus abgestempelt werden sollten.
Diese extreme weltaunschauliche Verzerrung findet sich verpackt in einer offiziellen IIPA-Anfrage an die Regierung. Entdeckt wurde sie jetzt von Andres Guadamuz, britischer Dozent für Rechtswissenschaften in Edinburgh. Laut Anfrage sollen die Vereinigten Staaten ernsthaft Open Source Software wie Piraterie behandeln. Länder wie Indonesien, Kuba, Brasilien, Indien und viele weitere (z.B. Europa) müssten nach IIPA-Willen auf einer speziellen Risikoliste landen, weil sich deren Behörden für den Einsatz von freier Software aussprechen. Oder sie bereits längst einsetzen. So wie die Stadt München. Das Oktoberfest wäre damit eine zu boykottierende Veranstaltung, da die Stadt und das Land Bayern auf der »Special 301 Watchlist« landen würden – wegen Anti-Kapitalistischer Einstellung. Häufiger Gast auf dieser Liste ist übrigens auch Kanada.

Sachliche Argumente sind den Lobbyisten natürlich schnurz. Dass die Verwendung und Verbreitung von Open Source Software nirgendwo illegal ist, scheint sie nicht zu interessieren. Wahrscheinlich haben sie es schlicht mit der kostenlosen Freeware verwechselt, die ja schon eher den profitorientierten Kapitalisten auf den Zeiger gehen könnte. Oder mit Malware, die schließlich auch umsonst verteilt wird und noch dazu klauen geht.
Jedenfalls hat die IIPA im Augenblick konkret Indonesien auf ihrer Abschussliste: Dort sollen alle Behörden aus Kostengründen bis Ende 2011 auf Open Source umstellen. Das wiederum schwäche nach Aussage der IIPA die Software-Industrie und würde den Wettbewerb mit kommerziellen Produkten untergraben. Der indonesischen Regierung wird offen vorgeworfen, sie würde damit dem Urheberrecht nicht ausreichend Respekt zollen.
Der britische Rechtsexperte Andres Guadamuz sieht die amerikanische Entwicklung (Entgleisung?) zumindest als gefährlich an, selbst wenn die Regierung noch keine Stellung dazu bezogen hat. Wenn Programmierer von quelloffenem Code als Kommunisten, Piraten und Raubkopierer diffamiert werden (Einreiseverbot/Berufsverbot?), dann sollte diese Gruppe mal über die Zukunft nachdenken. (Quelle: TheInquirer.de)

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