Megatrend: Smartphones für Manager
Im dritten Quartal 2009 wurden nach Angaben von IDC knapp 47 Millionen Mobiltelefone in Westeuropa verkauft, elf Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der Smartphones liegt laut Gartner derzeit bei etwa 14 Prozent. Bis 2013 sollen die Smartphones schon fast 40 Prozent aller Mobiltelefone ausmachen. Vor allem schnelle Internetzugänge via HSDPA, sinkende Tarife für mobile Flatrates und die Faszination der Touchscreens befeuern den Hype um die Hightech-Telefone.
Das Slider-Handy Samsung Omnia Pro B7610 ist ein Business-Handy mit Windows Mobile 6.5. (Bild: Samsung)
Hinzu kommt: Im Gefolge von Apples iPhone haben immer mehr Hersteller Hightech-Telefone auf den Markt gebracht, die mit ähnlichen Features wie das iPhone 3GS glänzen, aber deutlich billiger sind. Ein Argument, das vor allem Privatanwender überzeugt. Hersteller wie Samsung, LG oder HTC aber auch Research in Motion waren hier besonders erfolgreich. Preisgünstige Geräte wie das Samsung Corby (circa 130 Euro), das LG KP 500 (circa 110 Euro) oder das Blackberry Curve 8520 (circa 210 Euro) gehören zu den Verkaufsschlagen bei Onlineshops oder Elektromärkten.
Soziales Netzwerk unterwegs nutzen
Doch im Businessbereich sind die Geräte längst mehr als ein Statussymbol für Manager, die auch unterwegs ihre E-Mails abrufen wollen. Experten sehen Anwendungen wie Mobile Banking und ortsbasierte Dienste (Location based Services) als Trends der Zukunft.
Immer größere Bedeutung gewinnt auch die mobile Nutzung sozialer Netzwerke via Handy. Das gilt auch für den Businessbereich. Kaum ein Unternehmen, das nicht per Facebook oder Twitter im Web 2.0 aktiv ist. Darauf haben einige Hersteller bereits reagiert. Bei Geräten von HTC, Sony Ericsson oder Nokia werden beispielsweise neue Nachrichten aus Facebook und Co mit den E-Mail-Features unter einer Bedienoberfläche zusammengefasst.
Die Mobiltelefon-Hersteller, die sich auf diesen Trend eingelassen haben, zählen derzeit zu den Gewinnern. Gewinner nach Stückzahlen sind dabei Hersteller wie Samsung, HTC und LG mit ihren schicken Touchscreen-Modellen sowie Research in Motion (RIM) mit den Blackberrys, die in den letzten Jahren fast zum Synonym für das Business-Handy mit E-Mail-Funktion geworden sind.
Das Palm Pre ist in Deutschland bei 02 erhältlich. Ein praktisches Handy mit 3,1-Zoll-Touchscreen und dem ausgefeilten Betriebssystem Web OS. (Bild: Palm)
Der Marktanteil der Blackberrys ist im dritten Quartal 2009 ebenfalls gestiegen, von 13 auf 16 Prozent. In den letzten Monaten setzten sich die mobilen »E-Mail-Maschinen« auch auf dem Comsumermarkt immer stärker durch, besonders mit den Modellen Curve 8520 und Curve 8900. Diese sind beispielsweise bei Studenten sehr beliebt.
Nokia bleibt Marktführer
Marktführer ist nach wie vor Nokia mit einem Marktanteil von gut 35 Prozent im dritten Quartal 2009. Aber 2009 wurde es eng für Nokia. Vor allem Samsung ist dem Branchenprimus mit knapp 31 Prozent dicht auf den Fersen. 2010 könnte das Jahr werden, in dem die Koreaner den finnischen Mobilriesen vom ersten Platz verdrängen. Ein weiterer Aufsteiger ist LG. Der südkoreanische Elektronikkonzern hat inzwischen in Europa Sony Ericsson vom dritten Platz verdrängt.
Bei den Betriebssystemen ist neben Apples iPhone OS vor allem Googles im Oktober 2008 gestartetes Betriebssystem Android zunehmend erfolgreich. Dessen Marktanteil stieg im dritten Quartal 2009 von 4,2 auf 5,4 Prozent. Hersteller wie Samsung (Hero), LG (GW620), Motorola (Milestone) oder Sony Ericsson (Xperia X10) sind auf den Android-Zug aufgesprungen.
Google selbst will 2010 nach Medienberichten ein eigenes Handy in den Handel bringen, angeblich unter der Bezeichnung Nexus One. Die Hardware basiert auf dem HTC Passsion. Angeblich soll das Google-Handy in den USA schon am 5. Januar präsentiert werden.
Wenig Apps für Windows Mobile
Eine Entwicklung, die dem Software-Giganten Microsoft Sorgen machen sollte. Die Marktanteile von Windows Mobile sind im vergangenen Jahr kontinuierlich gesunken. Auch der Start von Windows Mobile 6.5 im Oktober hat da nicht viel geholfen.
Ein Warnzeichen ist etwa der Marketplace für Windows Phones. Hier sollen Dritthersteller ihre Anwendungen für Telefone mit Windows Mobile einstellen. Derzeit gibt es aber im deutschen Shop nur eine Handvoll Anwendungen. Der US-Shop hat immerhin schon knapp 1000 Anwendungen für Windows Mobile. Der App Store für das iPhone hat dagegen schon einige zehntausend Apps im Sortiment. Auch Googles Android Market hat in den letzten Monaten deutlich aufgeholt und schon einige tausend Programme im Angebot.
Das Xperia X10 ist derzeit eines der teuersten Handys mit Googles Android. Das kann 700 Euro teuere Gerät ist für zahlungskräftige Consumer gedacht. (Bild: Sony Ericsson)
Allerdings sagen die Analysten von Gartner voraus, dass sich das Microsoft-Betriebssystem 2010 wieder erholen könnte. Wie gut das gelingt, wird stark von Windows Mobile 7 abhängen. Das Betriebssystem soll 2010 auf den Markt kommen. Allerdings werden einige Detailverbesserungen nicht genügen, um gegenüber Googles Android oder Apples iPhone zu bestehen. Die Microsoft-Entwickler werden sich schon ein paar coole Features einfallen lassen müssen, um dem schleichenden Verlust der Marktanteile Einhalt zu gebieten. Andernfalls könnte es für Microsoft auf dem Mobilfunkmarkt ungemütlich werden.
Üppig ausgestattet: Handys mit Windows Mobile 6.5
Wer sich ein Mobiltelefon mit Windows Mobile zulegt, macht aber nichts falsch. Entsprechende Handys glänzen mit allen Features, die mobile Business-User im Web-2.0-Zeitalter beispielsweise an Apples iPhone schätzen. So ist das Abrufen von E-Mails oder die Nutzung von Websites ebenso wenig ein Problem wie die GPS-Navigation oder das Stöbern in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Xing. Beim Kauf sollte man allerdings darauf achten, dass das Telefon auch den schnellen Internetzugang via HSDPA unterstützt. Alles andere ist nicht mehr zeitgemäß.
Nokias mobiles Linux: Maemo
Aus Sicht der Analysten hat auch Symbian OS eher schlechte Karten. Die Plattform, auf der die meisten Nokia-Handys laufen, hat Kunden an Blackberry und Android verloren. Das Betriebssystem gilt als altbacken. Sein Marktanteil sank von 59 Prozent im zweiten Quartal auf immer noch stattliche 48 Prozent im dritten Quartal. Im gleichen Zeitraum konnte Apple den Anteil des iPhone OS von 16 auf 24 Prozent steigern.
Einen Trumpf in der Hand hat Nokia allerdings mit dem Linux-Betriebssystem Maemo. So arbeitet beispielsweise das leistungsfähige Nokia N900 mit dem Open-Source-Betriebssystem Maemo 5.
Eine weitere Alternative ist der Palm Pre von Palm. Das kompakte und praktische Gerät hat in Testberichten gut abgeschnitten und punktet beim Betriebssystem mit dem durchdachten und bedienfreundlichen Web OS.
Was dem Gerät im Vergleich zu den Boliden von Samsung, HTC oder Nokia fehlt, ist der Glamour-Faktor. Statt riesigem Touchscreen und exklusivem Metall-Finish ist das Palm Pre relativ unauffällig und aus schlichtem Kunststoff. Was den inneren Werten allerdings keinen Abbruch tut. Das Palm Pre wird in Deutschland exklusiv bei O2 vertrieben und k
ostet etwa 480 Euro.
Das HTC HD2 mit riesigem 4,3-Zoll-Display. Ideal für zahlungskräftige Anwender, die viel im Web surfen. (Bild: HTC)
Probleme für Admins
Admins dürfte die Vielfalt der Betriebssysteme und Telefone einiges Kopfzerbrechen bereiten. Sie stehen vor der Herausforderung, all die neuen Geräte, egal mit welchem Betriebssystem, ans Firmennetz anzubinden, und gleichzeitig die Sicherheit zu gewährleisten. Sicherheit beispielsweise davor, dass die Firmendaten auf dem Mobiltelefon »geklaut« werden.
Die Top-Smartphones
Im Wesentlichen gibt es drei Grundtypen: Klassische Business-Handys mit Tastatur unter einem annähernd quadratischen Display, Highend-Geräte mit ausziehbarer Tastatur und größerem Touchscreen und Modelle mit Touchscreen aber ohne Tastatur. Letztere sind in erster Linie für Anwender gedacht, die häufig im Web surfen und von daher ein größeres Display benötigen.
Das derzeit dünnste Slider-Handy: Motorola Milestone mit Googles Android markiert das Comeback von Motorola auf dem Smartphone-Markt. (Bild: Motorola)
Ein Nachteil der Modelle mit großem Display ist allerdings, dass die Akkulaufzeit in der Regel nicht mit der eines klassischen Handys mithalten kann. Bei intensiver Nutzung müssen die meisten Geräte abends wieder an die Steckdose.
Die Top-Smartphones
»Blackberry-Stil« mit Tastatur
• Blackberry: Bold 9700, Bold 9000 (Blackberry OS)
• Nokia: E 72 (Symbian)
• HTC: Snap (WM 6.1)
• Samsung: Omnia Pro B7330 (WM 6.5)
• LGE: GW300 (proprietär)
Touchscreen und Slider-Tastatur
• HTC: Touch Pro 2 (WM 6.5),
• Nokia: N 97 (Symbian), N900 (Linux Maemo)
• LGE GW 620 (Android)
• Sony Ericsson: X2 (WM 6.5)
• Samsung: Omnia Pro B7610 (WM 6.5)
• Palm: Palm Pre (Web OS)
• Motorola: Milestone (Android)
Nur Touchscreen
• Apple: iPhone 3GS (iPhone OS)
• HTC: HD2, Touch 2 (jeweils WM 6.5)
• Nokia: 5800 Navigation Edition (Symbian) noch nicht im Handel
• Sony Ericsson: Xperia X10 (Android)
• LGE GM750 (WM 6.5)
• Samsung: Jét S8000 (proprietär), Omnia II I8000 (WM 6.5)
(mt)
Weblinks
Handy-Vergleichstest Gizmodo
Samsung
Research in Motion
Nokia
Palm
Sony Ericsson
LG Electronics
Zu guter Letzt: Apples iPhone 3GS ist in puncto Bedienfreundlichkeit immer noch das Maß aller Dinge: (Bild: Apple)