Amazons Anti-Abschreibe-Patent
Die Idee wirkt so simpel, dass man sich fragt, warum da nicht schon längst einer drauf gekommen ist: Der Online-Buchhändler will in den von ihm feilgebotenen Werken gezielt kleine Fehler bzw. Wortersetzungen einbauen, die das von Amazon vertriebene E-Book im Falle einer unerlaubten Kopie als Quelle eindeutig erkennen lassen. Aus unserer Schulzeit wissen wir: Wer abschreibt, ist dumm. Wer dabei ahnungslos (wie es dem Wesen von Dummheit nun einmal entspricht) die Fehler mitschreibt, macht sich zudem auch noch lächerlich. Oder, sofern wir in der Erwachsenwelt ernsthafter Geschäfte angekommen sind: Strafbar! So weit, so genial.
Die unauffälligen Korrekturen, zum Beispiel in Form von Synonymen, werden dem normalen Leser kaum jemals auffallen. Nicht nur Germanisten indessen könnten sich die Haare raufen. Denn aus Sicht der Verlage (die haben sich unseres Wissens noch nicht dazu geäußert) handelt es sich eigentlich ganz klar um eine Urheberrechtsverletzung, wenn das literarische Werk in dieser Weise manipuliert wird. Dass ähnliche Verfahren in anderen Bereichen (etwa in der Kartographie) schon längst im Einsatz sind, ändert daran nicht viel, denn da handelt es sich bei den Manipulatoren in der Regel auch um die Rechteinhaber. Vielleicht ist das ja der wahre Grund, warum da eben noch keiner drauf gekommen ist: Es gehört sich einfach nicht.
So treibt der digitale Verfolgungswahn – wie zuvor schon in der Musik- und Filmindustrie – wieder einmal höchst seltsame, aber nicht unbedingt literarische Blüten.
Quelle: Slashdot