Intel vom eigenen Netbook-Erfolg überrumpelt?

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Irgendwie schon verdächtig: Kaum jammerte Microsoft über ausbleibende Windows-Umsätze angesichts des vistafreien Netbook-Booms, schon stellt der alte Weggefährte Intel das Konzept der kleinen Billig-Mobilrechner in Frage. Ein Schelm, wer böses denkt. Oder hat die Netbook-Absage von Konkurrent Advanced Micro Devices (und deren daraus resultierende Pläne) Intel  zu einer Neubewertung des Netbook-Ansatzes veranlasst? Es muss auf jeden Fall eine treibende Kraft sein, denn eigentlich müsste der Halbleiterkonzern doch jubilieren, hat er doch praktisch ein Beinahe-Monopol auf einen selbst geschaffenen Markt, der die meisten seiner Atom-Prozessoren gierig aufsaugt.
Die Überlegungen im Hause Intel deutete übrigens Stu Pann, Verkaufs-Vizepräsident, per Videokonferenz an: “Wir dachten ursprünglich, dass Netbooks in Schwellenländer und bei den Jugendlichen der Renner sein würden. Das passiert auch, doch ein großer Anteil der Geräte wird in Westeuropa und Nordamerika verkauft, an die Stammnutzer von Notebooks”, sorgt sich Pann. Mit anderen Worten: Intel hätte nicht erwartet, dass Netbooks durchaus auch als Notebook-Ersatz gekauft werden, dass jemand ernsthaft mit den kleinen Tasten und Mini-Displays arbeitet. Wie man sich nun aus der selbstgeknüpften Erfolgsfessel wieder befreien will, darüber lässt sich noch kein Intelianer aus.
Salz in die Wunde streute gerade das chinesische Wirtschaftsblatt “Commercial Times”: Hohe Preise seien Schuld daran, dass Centrino 2 nicht so gefragt sei. Der Bericht zitiert Notebook-Händler, die wegen der hohen Intel-Einkaufspreise ihre Geräte nicht besonders günstig anbieten können. Daher mache der Centrino-2-Anteil bei den hochwertigeren Modellen auch nur etwa 30 Prozent der Abverkäufe aus. Dieses Problem den Netbooks direkt in die Schuhe zu schieben, wäre sicher zu kurz gedacht. Aber: Die unheimlich niedrigen Preise der kleinen Mobilrechner haben das gesamte Notebook-Gefüge ins Rutschen gebracht, die Durchschnittspreise aller Geräteklassen gerieten unter Druck.
Ein ähnliches Netbook-Eigentor will AMD gänzlich vermeiden. Deren Boss Dirk Meyer betonte schon vor ein paar Wochen: “Wir ignorieren das Phänomen Netbook gänzlich. Wir streben einen Formfaktor oberhalb von diesen Mini-Rechnern an.” Also eher im 13-Zoll-Bereich. Ein Mini-Notebook. Dünn und leicht, aber mit deutlich mehr Performance als ein Netbook. Und besseren Margen bei den Chips. (Ralf Müller)

Cnet

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