IBM spricht: Linux im Business
Linux – voll etabliert
Linux: “Business as usual”
ITU: Seit 1999 ist IBM im Linux-Markt tätig, Sie sind als sogenannter Linux-Architekt seit 2001 bei IBM. Was sind Ihre Aufgaben?
Tom Schwaller: Ich entwerfe Linux- und Open-Source-basierte Lösungen für unsere Kunden. In den letzten drei Jahren hat sich mein Schwerpunkt dabei auf High Performance Computing, parallele File-Systeme, Hochgeschwindigkeitsnetzwerke wie Infiniband und 10 GbE, Virtualisierung, High End-Systeme auf x86-Basis und ähnliches verschoben.
Linux ist hier als Plattform immer gesetzt, so dass es eher darum geht, die Grenzen des technisch Machbaren auszuloten und voranzutreiben. Dabei spielen fast immer modernes Rechenzentrums- und Hardware-Designs (Blades, iDataplex, etc.), Power und Cooling und andere Green-IT-Themen im Zusammenhang mit Linux eine große Rolle.
Als Lead HPC Architekt für CEEMEA bin ich außer in Deutschland von Kairo bis Moskau unterwegs und habe mit sehr unterschiedlichen Kunden aus den Bereichen Lehre und Forschung, Automotive, Banken und Versicherungen sowie Life Sciences (etwa Bioinformatik-Zentren) zu tun.
ITU: Was sind die Hauptgründe für IBMs Engagement im Linux-Markt?
Tom Schwaller: Die Gründe haben sich seit 1999 und dem milliardenschweren Linux-Investment im Jahre 2000 nicht geändert: Es war damals klar erkennbar und bestätigt sich heute, dass offene Standards und Technologien aus der Industrie nicht mehr wegzudenken sind.
Wir unterstützen diese Offenheit und partizipieren gleichzeitig an dem stetig wachsenden Markt, indem wir die Fexibiliät von Linux und Open Source für eigene Produkte und Kundenanforderungen nutzen.
ITU: Weltweit hat IBM etwa 3.000 Migrationen auf Linux durchgeführt, hauptsächlich im Server-Bereich. Wie viele deutsche Unternehmen haben in der Zeit auf Linux migriert?
Tom Schwaller: Wenn man alle IBM Linux-Projekte zusammen betrachtet sind es vermutlich wesentlich mehr. Fast jede Woche gibt es neue Projekte, da das Thema heute zum “Business as usual” gehört.
ITU: Wie sieht die Entwicklung bei Desktop-Anwendungen aus?
Tom Schwaller: Auf dem Desktop sieht die Situation nach wie vor etwas anders aus, auch wenn freie Desktop-Systeme wie KDE und GNOME sich hier sowohl technisch als auch optisch hinter keinem anderen System zu verstecken brauchen.
ITU: IBM hat über 500 Produkte für Linux. Welche Lösungen werden am häufigsten eingesetzt und mit welchen Partnern arbeiten Sie da zusammen?
Tom Schwaller: Die Vielzahl an Lösungen dürfte im Server-Bereich zum Einsatz kommen. Ich denke da an Lotus Domino und jede Menge Lotus-Produkte für Web-2.0-Anwendungen, Datenbanken wie DB2/Solid/Informix, Storage-Virtualisierung (SVC, XIV), WebSphere, SOA-Produkte, Tivoli-Lösungen für Hochverfügbarkeit, Security, Automatisierung und Provisioning sowie aus Akquisitionen stammende Produkte für Business Intelligence (Cognos) und Information Management.
Im Desktop-Bereich kommen fast alle Produkte auf Eclipse-Basis zum Einsatz, allen voran Lotus Notes und das auf OpenOffice basierende Lotus Symphony sowie eine Vielzahl an Tools und Werkzeugen für Entwickler und Designer bis hin zu Business Process Modellierern. Jeder IBM-Partner, der Linux als Plattform unterstützt, kommt hier also für eine Vielzahl von Projekten in Frage.
ITU: Welches sind die größten Akzeptanzprobleme in Bezug auf Linux?
Tom Schwaller: Die Frage stellt sich heute eigentlich nicht mehr. Die Unternehmen, die in den letzten Jahren eine Migrationsstrategie entwickelt haben, sind heutzutage mit der Umsetzung beschäftigt und nicht mehr mit Grundsatzfragen.

Tom Schwaller, Linux-Architekt bei IBM