Adobe Photoshop Lightroom 2
Bilder-TÜV für Foto-Profis
Was ist Lightroom?
Missverständnisse sind noch immer an der Tagesordnung, wenn es um Lightroom geht. Denn im Herzen ist Photoshop Lightroom 2 kein effektvolles Bildbearbeitungsprogramm oder ein simpler Viewer für Hobbyisten, sondern ein mächtiges Datei-Management-Tool für Digitalfotografen. Es eignet sich vor allem für jene, die mit Tausenden von Bildern im RAW-Format umgehen müssen und schnell den Schrott von den Kunstwerken trennen sowie kleine, aber wirkungsvolle Optimierungen vornehmen und eine bedarfsgerechte Auswahl präsentieren wollen.
Darin deutet sich bereits an, dass Lightroom 2 weit mehr ist als der Durchlicht-Tisch, auf dem man Dias und Negative sichtet und sortiert. Neben umfangreichen Metadaten wie EXIF und Stichworten für die spätere Bildersuche verwaltet das Werkzeug auch virtuelle Sammlungen und sucht nach Fotos auch auf unterschiedlichen Laufwerken – selbst wenn diese nicht mehr online sind.
Dank ausgesprochen schneller Voransicht sehen Fotografen sofort, was sie vom letzten Shooting mitgebracht haben. Inzwischen liest Lightroom über 190 RAW-Formate, die sich bei Bedarf auf den DNG-Typ standardisieren lassen.
Um mehr aus nur mittelmäßig gelungenen Fotos herauszuholen, sind alle notwendigen Tools vorhanden: Belichtung, Aufhellung, Schwärzung, Helligkeit und Kontrast, Sättigung, Gradationskurve, HSL-, Farb- und Graustufen-Einstellungen, Schärfe, Rauschreduktion, chromatische Aberration sowie Bereichsreparatur, Verlaufsumsetzung und Korrekturpinsel – um nur einige zu nennen.
Für die weitere Präsentation lassen sich die Bilder nach der verlustfreien Bearbeitung exportieren sowie als Diashow, Druckauftrag oder für das Web ausgeben. Damit findet sich der gesamte Workflow fotografischer Postproduktion in einem handlichen Tool vereint.
Schnelle Übersicht: Lightroom 2 ist ganz ausgelegt auf die Sichtung und Anpassung großer Bildermengen. Seine Stärke hat das Tool im RAW-Bereich, berücksichtigt aber auch Standardformate. ((Ins Bild klicken für größere Ansicht.))
Schnelle Installation
Im Test von PC Professionell kommt die Gold Master-Version von Lightroom 2 zum Einsatz. Download und Installation waren binnen weniger Minuten erledigt. Beim ersten Start informiert das Tool über die Organisation des Programms, was Einsteigern einen ersten Überblick bietet und einen schnellen Start ermöglicht. Die fünf Module Bibliothek (Dateimanagement), Entwickeln (Fotobearbeitung), Diashow, Druck, Web (Präsentation) sind sehr schnell über einen eigene Funktionsleiste wählbar und führen zu den entsprechenden Einzelfunktionen. Diese werden über zwei Gruppen von Bedienfeldern gesteuert, die sich auf der linken (Vorschau, Vorgaben, Inhalte) und auf der rechten (Werkzeuge, Einstellungen, Optionen) Seite des Bildschirms befinden. In der Mitte angeordnet ist die Arbeitsfläche mit der zur Ansicht und Bearbeitung ausgewählten Datei. Am unteren Bildschirmrand findet sich ein Filmstreifen, über den durch alle Bilder des ausgewählten Ordners beziehungsweise der markierten Sammlung geblättert werden kann. Zusätzlich zeigt die Bibliothek auch Thumbnails in der gewünschten Größe im Arbeitsbereich.
Standardmäßig legt Lightroom RAW-Cache und Kataloge unter C:\Users\%Benutzerverzeichnisse% an. Wer seine Systempartition aber von beständig wachsenden Katalogdateien verschonen will, sollte die Einstellungen ändern. Der RAW-Cache lässt sich im Menü Bearbeiten/Voreinstellungen… festlegen. Der Speicherort für den Lightroom-Katalog ist zwar nicht direkt änderbar, aber mit einem kleinen Trick schon: Legen Sie manuell einen neuen Katalog am gewünschten Zielort an und stellen Sie einen neuen Standardkatalog ein über Bearbeiten/Voreinstellungen/Standardkatalog und Ändern…, wo Sie den zuvor angelegten Katalog auswählen.
Das neue Verlaufswerkzeug lässt sich mit mehreren Einstellungen kombinieren (Rot-Orange). Auch die Bereichsbearbeitung (Kreise) ist nicht auf einen Bereich festgelegt. ((Ins Bild klicken für größere Ansicht.))
Unterstützung für zweiten Monitor
Die grafische Benutzeroberfläche präsentiert sich in dunklem (für Werkzeuge und Paletten) und hellem (für Arbeitsflächenhintergrund) Grau. Farbfotos kommen so sehr gut zur Geltung. Wer mehr mit Schwarzweiß-Umsetzungen hantiert, sollte die Arbeitsfläche ebenfalls abdunkeln, damit die Graustufen klarer wirken.
Der Arbeitsbildschirm ist zwar übersichtlich organisiert, aber wer einmal mehr Platz braucht: Über Tastaturbefehle sind die Paletten schnell ein- und ausgeschaltet (Shift + Tab), die Fullscreen-Ansicht aktiviert (F) oder die Beleuchtung angepasst (L). Letzteres ist dann sinnvoll, wenn die Wirkung von Fotos noch besser geprüft werden soll, denn über L ist die Arbeitsumgebung abzudunkeln und auch ganz auszublenden. Hilfreich ist auch die zuschaltbare Sekundäranzeige. Mit diesem zusätzlichen Fenster lassen sich zwei Fotos mit einander vergleichen und Einstellungen synchronisieren, sodass Änderungen bei gleichen Motiven nicht wiederholt oder per Stapelverarbeitung übertragen werden müssen, sondern sich gleich parallel ausführen lassen.
Zwar lassen sich auch alle Paletten samt Funktionsbereichen leicht ein- und ausklappen, sodass Anwender ihren Lightroom-Arbeitsplatz gut individualisieren können. Aber eng wird es auf der Oberfläche dennoch bald. In der neuen Version ist deshalb die Unterstützung für einen zweiten Bildschirm integriert. So sind sämtliche Tools und die Arbeitsfläche auf je einen Monitor zu legen, was angenehm viel Platz schafft.
Menüs und Paletten sind praxisnah organisiert. Anwender finden sich schnell zurecht – auch wenn einige Funktionen wie die Bereichsreparatur und der Korrekturpinsel Photoshop-Erfahrenen eine gewisse Eingewöhnung abverlangen. Die Werkzeuge sind alle gut zu erreichen. Aber ein echtes Manko sind die zu kleinen Anfasser der Einstellregler. Wer versehentlich einmal daneben klickt, was schnell passiert ist bei größeren Bildschirmauflösungen, und meint mit den Cursor-Tasten etwa den Wert für die Belichtung zu justieren, blättert plötzlich durch den Filmstreifen und aktiviert ein anderes Foto. Um Anwendern zukünftig das Arbeitsleben noch angenehmer zu gestalten, sollte Adobe die Anfasser automatisch vergrößern, sobald der Mauszeiger in die am besten durch den Anwender zu konfigurierende Hotzone gerät.
SW-Umsetzungen machen mit Lightroom 2 echte Freude und gehen schnell von der Hand. Für eine bessere Bildwirkung sollten Anwender die Arbeitsfläche dunkler einstellen. ((Ins Bild klicken für größere Ansicht.))
Praxisorientierte neue Funktionen
Adobe hat auf viele Kritiken und Wünsche seitens der Foto-Community gehört und neue Funktionen integriert, die den Workflow des Digitalfotografen positiv unterstützen. Für Profis sehr hilfreich ist das Hinzuschalten eines zweiten Bildschirms, so dass Arbeitsfläche und Werkzeuge optimal zu positionieren sind. Wer in entsprechende Hardware und Betriebssysteme investiert hat, kann jetzt auch die Vorteile von 64-Bit-Systemen mit Lightr
oom 2 nutzen.
Auch im Bearbeitungsmodul hat sich etwas getan: Mit dem neuen Verlaufsfilter können Ästheten die Wirkung einzelner und kombinierter Bearbeitungsschritte mit zu- oder abnehmender Wirkung umsetzen. Das funktioniert nicht nur mit Farbverläufen, sondern auch mit Belichtung, Schärfe und weiteren Funktionen. Für präzisere Korrekturen bietet sich jetzt ein Pinselwerkzeug an, mit dem sich ausgewählte Bereiche eines Fotos nicht-destruktiv bearbeiten lassen. Dessen Bedienung ist jedoch etwas gewöhnungsbedürftig und erfordert einiges an Übung, bevor die Ergebnisse nach Wunsch ausfallen.
Ganz im Sinne des Trends zur Green IT hilft Lightroom 2 nun auch Fotopapier zu sparen, indem es Bilder besser für die Druckausgabe anordnet. Egal ob Portfolio oder Kontaktabzug. Die Druckausgabe ist präzise zu steuern und mit frei definierbaren Rändern wirkungsvoll aufzuhübschen. Um mehrere Bild auf einer DIN A4-Seite anzuordnen, offeriert Lightroom 2 eine Reihe von Templates, mit denen sofort gedruckt werden kann.
Von weiteren Verbesserungen profitiert, wer Panorama- oder HDR-Bilder bearbeitet. Denn die erweiterte Interoperabilität mit Photoshop gestattet deren Anzeige jetzt auch in Lightroom und schließt auch Dateien mit mehreren Ebenen und Smart Objects nicht aus. Kleinere Verbesserungen haben auch die Bibliothek mit ihrer Filterleiste, die einfachere Verwaltung von Stichwörtern und die erweiterte Suchfunktion erfahren.
Individuelle Kontaktabzüge: Die Druckausgabe ist in Lightroom 2 besser zu steuern als in der Vorgängerversion. ((Ins Bild klicken für größere Ansicht.))
Nützliche Downloads
Von labs.adobe.com dürfen Lightroom 2-Besitzer Kameraprofile sowie einen DNG-Profil-Editor herunterladen, die eine an das jeweilige Kameramodell und den PC-Monitor angepasste Interpretation der Bilderdaten über Voreinstellungen vereinfachen. Derzeit sind die Add-ons jedoch noch Beta-Code. Für den Download sind ein kostenloses Adobe-Konto und ein Passwort erforderlich.
Und wer noch weitere Arbeitserleichterungen für Lightroom 2 wünscht, findet unter online zusätzliche Plug-ins mit weiteren Presets, Templates, Wasserzeichen- und Rahmen- oder Randgestaltungsfunktionen.
Online lassen sich zahlreiche Erweiterungen für Lightroom herunterladen – teils kostenlos, teils kostenpflichtig. ((Ins Bild klicken für größere Ansicht.))
Testergebnis
Für die umfassende kreative Bildbearbeitung: Photoshop. Für das umfassende Verwalten, Sichten und erste Optimieren von Fotos: Lightroom. Mit den beiden Tools haben Profis alle Werkzeuge an der Hand, die ihr digitales Fotostudio benötigt.
Das Arbeiten mit Lightroom 2 geht einfach und vor allem zügig vonstatten, auch wenn eine Verbesserung der Anfasser der Schieberegler wünschenswert ist. Die gebotenen Nachbearbeitungsfunktionen sind umfänglich genug. Vor allem das Umsetzen von Farbaufnahmen in knackige Schwarweiß-Bilder (Graustufen) ist dank der vielfältigen und leicht bedienbaren Konfigurationsparameter eine wahre Freude.
Für Gelegenheitsfotografen ist Lightroom 2 definitiv überdimensioniert (und mit knapp 300 Euro wohl auch zu teuer). Professionelle Digital-Fotografen werden das gut bedienbare und schnelle Programm für den Workflow in Studio und Agentur aber zu schätzen wissen.
Adobe Photoshop Lightroom 2
Hersteller: Adobe
Internet: www.adobe.com/de/products/photoshoplightroom/
Preis: 295,- Euro (115,- Euro Upgrade)
Note: gut
Leistung: sehr gut
Bedienung: gut
Ausstattung: gut
Das ist neu
– Dual-Monitor-Unterstützung
– nicht-destruktives Anpassen bestimmter Bildbereiche und mittels Korrekturpinsel
– Verlaufsfilter für zu-/abnehmende Bearbeitung
– 64-Bit-Support für MacOS X 10.5 und Vista
– effizienterer Druckdialog
– übersichtliches Layout im Bibliotheksmodul für die Nutzung mehrerer Laufwerke
– unterstützt über 190 RAW-Formate
– Kameraprofile und DNG-Profil-Editor als Beta downloadbar
Systemvoraussetzungen
Betriebssystem : ab Windows XP SP2, Vista Home Premium, MacOS X 10.4
Prozessor: ab PowerPC G4, 1 GHz; Pentium 4, 1.6 GHz
Arbeitsspeicher: ab 1 GByte
Festplatte: 1 GByte freier Speicherplatz, zzgl. Speicher für Projekte
