Atari dreht durch und geht auf Kritiker los
So geschah es 4Players.de, und weitere europäische Magazine bekamen das Sperrfeuer ebenfalls ab, nachdem sie das Spiel “Alone in the Dark” nicht mit den erwünschten Bestnoten bewertet hatten. Eine Bewertung von 68 Prozent war Atari offenbar nicht gut genug. Es folgte eine Abmahnung an 4Players, für die ein abschreckender Streitwert von 50.000 Euro angesetzt wurde. Mit Abmahnungen eingedeckt wurden außerdem Gamer.nl, Gamer.no sowie GameReactor. Unterstellt wurde den Publikationen einfach, sie hätten ihre Tests mit illegalen Downloads durchgeführt, und was den juristischen Bluthunden eben noch so einfiel.
Stimmt gar nicht, sagen die Beteiligten. 4Players hatte das Spiel “bei einem Händler unseres Vertrauens” besorgt, der es schon einige Tage früher auf Lager hatte. Das holländische Gamer.nl hatte das Spielchen sogar direkt von Atari bekommen. Allerdings mit einer Auflage, die in dieser Branche “Embargo” genannt wird: Sie sollten nur dann frühzeitig veröffentlichen dürfen, wenn ihre Bewertung so gut wie von Atari gewünscht ausfiel. Und diese unsittliche Bitte, sich ihre freie Meinung abkaufen zu lassen, hatten sie eben ausgeschlagen.
Da hat Atari uns doch mal einen großen Gefallen getan. Und sichtbar gemacht, wie dieses Spiel “Games-Industrie gegen Pressefreiheit” leider viel zu oft läuft. Und nicht erst seit gestern.
Diesmal ging das Spiel nicht auf, weil einige Schreiber mutig genug waren und sich nicht einschüchtern ließen. Es wurde ein blutiges PR-Desaster für Atari, und auch US-Medien berichteten über die “schäbigen Geschäftspraktiken” der Firma. Die aufgescheuchten Strategen von Atari reden inzwischen von “Deeskalation”:
“Im konkreten Fall, der Berichterstattung von 4Players zu dem Spiel ‘Alone in the Dark’, ist ATARI um Deeskalation bemüht. Eine entsprechende Kampagne ist in Vorbereitung und startet Anfang der nächsten Woche.”
Deeskalation als Kampagne? Und in der gleichen Erklärung droht Atari bereits wieder: ” ATARI Deutschland behält sich, gerade auch im Wiederholungsfall vor, sich gegen unfaire und mutwillig geschäftsschädigende Praktiken zu wehren und notfalls juristisch vorzugehen.”
Und dann noch das: “ATARI Deutschland achtet und schätzt das Recht auf freie Berichterstattung und Pressefreiheit.”
Die scheinen nur keinen Schimmer zu haben, was das ist. Ganz allein im Dunkeln!
(bk)