Zahlte Siemens Schweige-Millionen?

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Bei einer Führungskraft der Telekommunikationssparte fanden sie 200.000 Euro in bar – im Schlafzimmer. In der Com-Sparte des Konzerns wurden solche und höhere Beträge offenbar so nebenbei überreicht.

Der Erwischte erzählte den Ermittlern von einstigen Geschäftspartnern, die Siemens wegen der Bestechungsaffäre erpressten. Eine arabische „Beraterin“ habe 18 Millionen erhalten, damals noch in D-Mark, damit sie die illegalen Siemens-Praktiken nicht gegenüber der US-Presse ausplauderte. Ein amerikanischer Freund von ihr habe danach noch eine Million Euro Nachschlag haben wollen, sei dann aber mit 350.000 Euro zum Schweigen gebracht worden.

Jahrzehnte lang sei das so gelaufen. Ein früherer Com-Direktor, zuständig für schwarze Kassen, habe nach seinem Ausscheiden einen hoch dotierten Beratervertrag erhalten. Als Siemens später die Zahlungen einstellen wollte, habe er per E-Mail an Kollegen mit Enthüllungen gedroht, und schnell noch mal 680.000 Euro untergeschoben bekommen.

Satte 35 Millionen Euro bekam ein Ex-Berater aus Saudi-Arabien – nachdem er angedroht hatte, über die Korruption bei Siemens auszupacken, wie mehrere Beschuldigte aussagen. Zur rechtmäßigen Schadenersatzzahlung erklärten frühere Siemens-Bosse das.

„Wir prüfen alles und in jede Richtung“, erklärte der aktuelle Anti-Korruptionsbeauftragte des Konzerns. Siemens untersuche außerdem, ob die Summen von den Schweigegeldempfängern oder den eigenen Managern zurückzufordern sind.

(bk)

Süddeutsche Zeitung

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