Wie böse ist Apple?

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Diese Frage treibt Leander Kahney um, der die Wege Apples seit gut 12 Jahren in Wired verfolgt und einige Bücher darüber schrieb.

Wired-Autor Leander Kahney glaubt inzwischen gut zu wissen, wie das Gehirn von Steve Jobs verdrahtet ist. So gut, dass er darüber sogar ein Buch schrieb, das demnächst erscheinen soll: „Inside Steve’s Brain“.

In einer Titelgeschichte für das Magazin Wired legt er schon mal ein paar Erkenntnisse vor. Steve Jobs gehört offenbar zu der Sorte Leute, die ihren fetten Daimler auch auf einem Behindertenparkplatz abstellen, statt lange nach einem freien Platz auf dem Apple-Campus in Cupertino zu suchen. Heimlich klemmen ihm seine Mitarbeiter deshalb manchmal Zettel unter den Scheibenwischer mit der Aufforderung: „Park different“.

Während Google „Sei nicht böse“ sage, gehe es bei Apple andersrum. Denn „nach Googles Definition ist Apple hoffnungslos böse, verhält sich mehr wie ein herkömmlicher Industriegigant als eine Firma der Zukunft, die sich dem Anders-Denken verschrieben hat. Apple agiert mit einer Geheimniskrämerei, die Thomas Pynchon wie Paris Hilton aussehen lässt. Apple sperrt die Verbraucher in einem proprietären Ökosystem ein. Und behandelt die Firma ihre Angestellten wie Götter? Klar, das macht Apple schon gar nicht.“

Die Atmosphäre bei Apple ist von Angst geprägt, wie der frühere Apple-Entwickler Edward Eigerman berichtet: „Es gibt viel mehr Besorgnis, gefeuert zu werden, als bei allen anderen Firmen, bei denen ich vorher oder seither war.“ Mit seinem Charisma scheint Jobs die Angsterfüllten zugleich in seinen Bann zu ziehen. Andy Hertzfeld, der führende Entwickler des ursprünglichen Mac-OS, fühlte sich ebenso wie seine Mitarbeiter von Jobs mit „messianischem Eifer durchtränkt“.

Manche litten offenbar auch gern unter ihm. „Er hat die Fähigkeit, das Beste aus den Leuten herauszuholen“, lobt OS X-Entwickler Ratzlaff. „Steve beweist, dass es okay ist, ein Arschloch zu sein“, meint der frühere Apple-Evangelist Guy Kawasaki. „Ich komme nicht mit der Art und Weise klar, wie er die Dinge angeht, aber das ist nicht sein Problem. Es ist meines. Er hat einfach ein anderes OS.“

Apples Neigung zur Geheimhaltung grenze an Paranoia. Die Software- und Hardware-Entwickler sind in unterschiedlichen Gebäuden untergebracht, damit sie die Arbeit der anderen nicht mitbekommen und nie das ganze Projekt verstehen können. Die elektronischen Sicherheitsausweise der Mitarbeiter sind so programmiert, dass sie den Zugang zu bestimmten Bereichen des Firmengeländes verwehren. „Wir haben Zellen wie in einer terroristischen Organisation“, erklärt Jon Rubinstein, der bei Apple für Hardware und Ipod zuständig war und inzwischen bei Palm andockte.

Böse, paranoid, messianisch, was auch immer – der Wired-Autor, der einen Blick in Steve Jobs Kopf gewagt hat, bewundert ihn seither erst recht. Wie schon die Überschrift seiner Titelgeschichte beweist: „Wie bei Apple alles richtig lief, indem sie alles falsch machten“.

(bk)

Wired

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