Liechtensteiner Datendealer

Allgemein

Der 42-jährige Liechtensteiner wird in den Medien mal H. K., Heinrich K. Oder Heinrich Kieber genannt. Inzwischen soll er über zwei neue Pässe verfügen, beschafft vom Bundesnachrichtendienst, die auf andere Namen lauten.

Kontakt zum BND nahm er per E-Mail auf. Er gab sich zunächst als eine Frau aus und nannte einen falschen Namen. Probedaten bewiesen den Ermittlern, dass sie ihr Geld wert waren.

Er wurde reich mit seinen Deals und könnte sich dabei zugleich rühmen, der (Steuer-) Gerechtigkeit gedient zu haben. 4,2 Millionen Euro zahlte Deutschland und bekam dafür auch eine superreiche Ausbeute an Steuerflüchtigen geliefert. England wollte die Daten vor zwei Jahren gar nicht haben, ließ sich nach den deutschen Erfolgsmeldungen aber doch noch überreden. 100.000 Britische Pfund für eine kleinere Liste sollen dem britischen Fiskus rund 100 Millionen Pfund einbringen.

Inzwischen sind die Ermittler an die Daten einer zweiten Liechtensteiner Bank gekommen, und die fürstlichen Steuerfluchthelfer um Erbprinz Alois schlagen lautstark Alarm, ihr Fürstentum werde dem Erdboden gleichgemacht. Das „Liechtensteiner Vaterland“ (was eine Zeitung ist), sieht eben dieses „an den internationalen Pranger gestellt“. Der Vorwurf einer „modernen Form des Raubrittertums“ bringe „die Volksseele in Rage“. Der „politisch-mediale Großangriff aus Deutschland“ lasse die meisten Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner „zu Herzblut-Patrioten erstarken“.

Zu ähnlichen Aufwallungen erstarken sich inzwischen auch die Schweizer. Die Schweizer Bildzeitung Blick titelt: „Deutschland redet von Lichtenstein – und meint die Schweiz“ (falsche Schreibweise übrigens in der Originalschlagzeile, verständlich bei so viel patriotischer Erregung). Die Karikatur darunter zeigt einen riesigen grauen Adler, der sich in ein niedliches Fürstentum gekrallt hat und zugleich gierig die Schweizer Geldspeicher beäugt: „Angriff – Der deutsche Adler hat dank des BND die Festung Liechtenstein geknackt.“

Wie die Schlapphüte vom BND das Fürstentum geknackt haben, weiß der Schweizer SonntagsBlick ganz genau, nämlich „mit teilweise recht brutalen Methoden“. Mindestens sechs Liechtensteiner Angestellte von Finanzinstituten seien angegraben worden. Zwei voneinander unabhängige Quellen hätten dem Blatt geflüstert von einem pädophilen Banker, der sei erpresst worden und „mit Hilfe von Profis aus dem einschlägigen Milieu in eine Falle gelockt“, nämlich ein Hotelzimmer mit versteckten Kameras und Mikrofonen. Und mit diesen Aufnahmen sei es ganz leicht gewesen, weitere Daten von deutschen Steuerflüchtigen zu bekommen.

(bk)

Liechtensteiner Vaterland

Times

Süddeutsche Zeitung

Blick

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