US-Wahlschlacht verlagert sich ins Netz
Wie bei uns unterdrücken auch in den USA die klassischen TV-Medien so einiges an Information. Da gehen unabhängige Kandidaten komplett unter, obwohl sie das Volk liebt. Da wird der jüngste Skandal um Bill Clinton – er nahm angeblich 30 Millionen Dollar Schmiergeld aus einem GUS-Staat für illegale Ölgeschäfte an – nach Kräften unterdrückt und auch der klare Sieg von Obama im TV-Duell als Beinahe-Gleichstand verkauft. Auch Hillary Clintons Florida-Verrat – sie verstieß gegen die klare Demokraten-Absprache, dort keinen Wahlkampf zu führen – wird kaum irgendwo erwähnt. Jüngere und aufgeklärtere Wähler wenden sich daher lieber dem pluralistischeren Internet zu und surfen entweder die Homepages ihres Lieblingskandidaten oder offene Diskussionsforen an.
“Der Wahlkampf über neue Medien hat enormes Potential”, bestätigt Mirela Isic vom Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nicht nur die Politik in den USA hätte dies erkannt, auch in Deutschland gäbe es erste Beispiele: “Das konnten wir eindrucksvoll neulich im Wahlkampf in Hessen beobachten, wo die FDP über das Internet viele Stimmen gewinnen konnte”, berichtet Isic.
Die wichtigste Vorentscheidung im US-Wahlkampf, der “Super Tuesday” am 5. Februar, wird zeigen, ob der demokratische Durchstarter, Barack Obama, eine Mehrheit der 22 Bundesstaaten hinter sich bringen kann. Im Internet hat er klar die Nase vorn. Seine Anhänger werben allein in 16 Social Communities um die Gunst der Wähler. Seine Herausforderin Hillary Clinton denkt wie immer ans Geld und vertickt vor allem im eigenen Online-Shop eine bunte Palette von Wahlkampfartikeln. Und Republikaner John McCain gründete sogar eine eigene Community: Im (nicht ganz fehlerfreien) “McCainSpace” können sich republikanische User ihre eigene Webseite basteln und Kontakt zu anderen McCain-Anhängern aufnehmen.
Völlig selbstverständlich für die Kandidaten sind YouTube-Profile mit frischen Videos von den Vorwahlen. Auch Blogs von der Tour sind Pflichtprogramm.
Die endgültige Entscheidung um den nächsten US-Präsidenten fällt übrigens erst am 4. November 2008. Bis dahin hat George W. Bush noch genügend Gelegenheit, neue Schulden aufzuhäufen. Übrigens hat er alleine in acht Jahren Präsidentschaft für mehr US-Staatsschulden gesorgt als alle US-Präsidenten, die es je gegeben hat, zusammen geschafft hatten (etwa 1.300 Milliarden Dollar). DAS wird eine schwere Erbschaft für den nächsten Amtsinhaber. (rm)