Social Networks sammeln mehr Daten als die Stasi

Allgemein

Datenfängernetze wie StudiVZ, Facebook und Xing geben ihren Nutzern die freundliche Gelegenheit, bis zu 120 persönliche Attribute anzugeben. Das fängt mit Alter und Wohnort an und führt über Lieblingsfilme und -musik bis zu politischen und sexuellen Vorlieben. Und die Nutzer machen mit beim „digitalen Exhibitionismus“, ohne lange nachzudenken.

Es liege deshalb „so unheimlich viel offen“, erklärt Informatik-Professor Hendrik Speck von der Fachhochschule Kaiserslautern, weil die sozialen Netzwerker über einen wachsenden Kreis von „Freunden“ Anerkennung und Aufmerksamkeit erhoffen. Die Altersgruppen liegen noch überwiegend unter 35 Jahren, doch die Sites wollen auch gerne an die Älteren zu kommen.

Die Betreiber der sozialen Netze erzielen bislang nicht einmal Gewinne, dennoch werfen Medien und IT-Konzerne mit astronomischen Summen nach ihnen. Microsoft ist ebenso am Ball wie die Verlagsgruppe Holtzbrinck, Nokia steht Berichten zufolge vor dem Einstieg.

Die Technik der Sites ist nicht besonders aufwendig und bringt die große Wertschöpfung durch die Nutzer und ihre Daten. Der Wert eines einzelnen Nutzers sei auf 14 bis 15 Euro zu schätzen. Den Gegenwert sollen die Nutzer durch Werbung liefern. Um die Werbezielgruppen immer genauer erfassen, werde zum Beispiel auch ausgewertet, wer mit welchem Profil mit wem kommuniziert.

Informationelle Selbstbestimmung, das war einmal. „Die haben mehr Informationen, als die Stasi je hatte“, stellt der Professor fest. Zum Löschen der eigenen Daten ist es bereits zu spät. Der Account lässt sich zwar löschen, doch die Daten bleiben. Auch Googles Initiative OpenSocial sei weder „open“ noch „sozial“, bemängelt Speck, denn auch hier sei eine transparente Kontrolle über die eigenen Daten nicht vorgesehen.

Hendrik Speck plant eine Inititiative, um ethische Grundsätze für die Social Networks zu entwickeln. Er hofft, sowohl Datenschützer als auch Site-Betreiber zur Mitwirkung gewinnen zu können.

(bk)

heute

Lesen Sie auch :