Nokia gegen freien Video-Standard

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Nokia-Chef Kallasvuo meldete seine Gebührenansprüche bereits im Gespräch mit einer deutschen Sonntagszeitung an: „Wenn wir neue Datendienste bereitstellen, ist eine Umsatzbeteiligung durchaus möglich.“ Die Mobilfunker werden vielleicht nicht begeistert sein, aber die haben sich schließlich bereits von Apples Steve Jobs über den Tisch ziehen lassen. Und den Kunden, der am Ende alles bezahlt, den fragt ohnehin keiner.

Mit dieser Geschäftsstrategie könnte es Nokia natürlich nicht gelegen sein, wenn sich ein freier Video-Standard für das Web durchsetzt. Um diese Gefahr zu bannen, hat Nokia eine ganz offizielle Eingabe an das World Wide Web Consortium (W3C) geschickt und sich gegen Ogg Theora als Video-Standard für das Internet ausgesprochen.

Nokia spricht sich darin gegen die Standardisierung eines „freien“ Codecs aus und versteigt sich sogar zur Behauptung, Ogg sei eine „proprietäre Technologie“. Was eine absolute Verdrehung ist, da es sich um quelloffene, freie Software handelt und zugrundeliegende Patente von den Entwicklern längst freigegeben wurden.

Statt dessen verlangt Nokia nach Standards, die „in Verbindung mit DRM genutzt werden können“, weil alles andere „ein Rohrkrepierer für die Content-Industrie (Hollywood)“ wäre. Haben das nicht auch die Musikfirmen jahrelang so sehen wollen, die heute DRM nicht schnell genug über Bord werfen können?

Gerade die digitale Rechteverwaltung aber ist immer proprietär, wie Cory Doctorow in Boingboing ausführt: Es hat immer patentrechlich oder anderweitig geschützte Anteile, um die Lizenznehmer an den Haken zu bekommen und ausschließlich zur gewünschten Nutzung verpflichten zu können. So und nicht anders funktioniert die DRM-Infektion – wie immer Nokia das gerne sehen will.

(bk)

Boingboing

Nokia-Positionspapier für das W3C (PDF)

Inquirer: Nokia kommt mit Musik

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