Copyright-Propagandisten missbrauchen Hunde

Allgemein

Seit Jahr und Tag sind zwei Labrador-Hündinnen auf Weltreise, die angeblich Raubkopien erschnüffeln können. Gerade tourten sie durch Deutschland und Österreich, um ihre Zirkustricks vorzuführen. Allmählich wird das ein Fall für den Tierschutz.

Es ist eine richtig billige PR-Masche, ursprünglich veranstaltet von der Motion Picture Association of America (MPAA). Bisheriger Höhepunkt der verlogenen Lobby-Inszenierung war der Auftritt von Lucky und Flo in Malaysia, über den wir bereits im März berichteten. Dort dichteten ihnen die Propagandisten an, für die Beschlagnahme von rund einer Million Piratenscheiben mit Spielen und Filmen gesorgt zu haben. Als Zugabe ließen sich die einfallsreichen PR-Scripter noch einfallen, skrupellose malaysische Kartellbosse hätten ein Kopfgeld auf die unschuldigen Hunde ausgesetzt.

Die so getürkte Hundenummer funktionierte tatsächlich, jedenfalls medial. Nachrichtenagenturen verbreiteten den Blödsinn völlig unkritisch, Zeitungen plapperten es weltweit nach und brachten Bilder der angeblichen Labrador-Einsätze. Dabei war schon zuvor bei einer Lucky-und-Flo-Show an einem englischen Flughafen aufgekommen, dass die Labradore keine einzige Raubkopie zu erschnüffeln vermochten.

Und gerade klappte es wieder, diesmal in Deutschland und Österreich. Von Welt bis Tagesspiegel, von n-tv bis Heise News hatten die Hündchen ihren großen Auftritt. „Hundenasen erschnüffeln illegale Kopien“, trommelten die Überschriften, „Raubkopier-Mafia jagt Detektiv-Hunde“, und „Filmindustrie geht mit Schnüffelhunden gegen Raubkopien vor“. Selbst Medien, die sich selbst für kritisch halten mögen, spielten bei der Zirkustrick-Propaganda bedenkenlos mit.

Die deutsche Inszenierung nahm die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) in Berlin vor. Als Veranstalter in Österreich traten fast zeitgleich ein Verein Anti-Piraterie der Video- und Filmbranche (VAP) gemeinsam mit dem Verband der Österreichischen Musikwirtschaft (IFPI) auf.

Die Propaganda-Stroßrichtung waren diesmal „vietnamesiche Banden“, die in grenznahen Märkten angeblich „täglich bis zu einer Million gefälschter CDs und DVDs“ an Touristen vertickern. Und dann gebe es auch noch „chinesische Banden“, die die Ware anschließend „auf Flohmärkten und durch Straßenhändler weiterverkaufen“.

Der koordinierte PR-Angriff ging von Deutschland und Österreich aus gezielt in Richtung Tschechien. Die dortigen Behörden hängen offenbar noch nicht an der kurzen Leine, an der sie die Urheberrechteverwalter gerne führen wollen. Sie müssen daher – das steht tatsächlich so in der österreichischen Tageszeitung Standard – „durch gezieltes Lobbying zum Umdenken gebracht werden“.

(bk)

Welt

Standard.at

Inquirer: Piraten-DVD-Schnüffelhunde auf Weltreise

Lesen Sie auch :