Journalisten verklagen HP wegen Lauschangriff
Zwischen 2005 und 2006 hatte HP bekanntlich Journalisten abhören lassen, um undichte Stellen im eigenen Vorstand aufzudecken (wir berichteten). Nach monatelangem Verhandlungsmarathon mit dem Konzern gaben die Presse-Vertreter nun entnervt auf und reichten Klage ein. Forderung: 250.000 Dollar Schadensersatz pro Journalist. Das meiste Geld solle Journalisten-Schulen gespendet werden.
Der Vorfall ist ein Unicum, denn US-Medien verzichten in der Regel auf juristische und finanzielle Händel mit Unternehmen, um nicht den Eindruck zu erwecken, Journalisten würden Geld aus Berichterstattungen schlagen. Cnet selbst plant, zusätzlich ein eigenes Gerichtsverfahren einzuleiten.
Zu den betroffenen Journalisten, deren Privattelefonate abgehört wurden, gehören auch noch drei Redakteure von Business Week sowie ein New-York-Times-Redakteur. Jene verhandeln weiterhin direkt mit HP. Nur zwei betroffene Kollegen vom Wall Street Journal verzichteten auf Wiedergutmachung.
Dass Journalisten vor Gericht gehen, ist nach Ansicht von Tom Bivins, Professor für Medienethik an der Universität Oregon, zwar ungewöhnlich, er sehe darin aber kein ethisches Problem, wenn Journalisten einen Prozess einleiten. “Sie sind schließlich vor allen Dingen Bürger”, so Bivins gegenüber der New York Times.
Die damalige Vorstandsvorsitzende von Hewlett-Packard, Patricia Dunn, hatte die heimlichen Untersuchungen gegen Journalisten angeordnet. Als diese ans Licht kamen, musste Dunn ihren Sessel räumen. Ein Richter sprach Dunn trotzdem im März 2007 frei. (rm)