Geldwäscheparadies Internet
Ein Beispiel aus der Praxis: Im vorigen Sommer wurde eine österreichische Bank von der russischen Bankenaufsicht auf verdächtige Transaktionen aufmerksam gemacht. Es bestehe dringender Geldwäscheverdacht, man möge das Geld einfrieren und retournieren, baten die russischen Bankenaufseher. Tatsächlich trudelten innerhalb von vier Tagen mehr als 112 Millionen Dollar ein, wurden aber blitzartig über 187 Einzeltransaktionen an rund 50 Offshore-Gesellschaften weitergeleitet. Die verdutzten Österreicher konnten nur läppische 3 Millionen einfangen. Und das ist das eigentliche Dilemma der Behörden: Die Zahl der gemeldeten Fälle nimmt (auch wegen einer gestiegenen Sensibilisierung) deutlich zu (plus 25 Prozent), die Summen, die eingefroren werden konnten, sind aber klein.
Geändert hat sich zudem der Ablauf der Geldwäschereien. Organisierte Banden haben das „Money-Remittance-Systeme“ (etwa via Western Union oder Hawala) entdeckt, wobei nicht einmal Konten benötigt werden. Und dann gäbe es laut den Kriminologen eine wachsende Zahl von eBay-Betrügereien: Scheingeschäfte zur Verschleierung von Geldflüssen. Die versteigerte Ware hat es nie gegeben, die Summen sind so hoch, dass kein normaler Kunde mitbietet.
Und per „Phishing“ werden auch noch die Konten von leichtgläubigen Zeitgenossen in das Transaktions-Ringelspielchen einbezogen. Gerne wird dabei den Privatleuten “ganz versehentlich“ Geld überwiesen. Der Kontoinhaber wird dann gebeten, das Geld (unter Abzug einer „Provision“ für seine Mühen) abzuheben und per Money Remittance System zu schicken. So werden harmlose Bürger zu einem Teil des kriminellen Verschleierungsnetzwerks. 400 solcher Fälle wurden 2006 gemeldet. (rm)